„Der erste Pinselstrich ist wie die Inzision“
Gezeichnet hat der emeritierte Professor Lothar Kinzl schon als kleiner Junge. In seiner aktiven Phase als Chirurg konnte er meist nur die Nächte für sein Hobby nutzen, aber dann war es die pure Entspannung für ihn. Auch wenn der berufliche Druck mittlerweile verschwunden ist, die Zeit zum Malen möchte Kinzl nicht missen. Von den weiten Landschaften in Patagonien bis zur Region rund um den Bodensee lässt sich der 71-jährige für seine Bilder inspirieren. „Die Sonnenuntergänge am Bodensee sind wahnsinnig schön“, schwärmt Kinzl von seinem Lieblingsmotiv.
Abb. 1: Seezeichen, 120×120 Acryl, LOKI
Die Malerei war für ihn als aktiver Chirurg nicht nur zur Entspannung wichtig. Auch im Umgang mit den Patienten spielte sie eine große Rolle. Als Gesprächsthema und Eisbrecher, aber auch als Therapie für die Patienten. „Ich habe einige Zeit auf der septischen Abteilung gearbeitet. Dort haben Patienten sehr viel Zeit im Krankenhaus verbracht und buchstäblich an die weiße Decke gestarrt“, erzählt Kinzl. „Zusammen mit einer Maltherapeutin haben wir sie motiviert, mit Farben ihren Alltag im Krankenhaus etwas schöner zu gestalten.“
Abb. 2: Schloss auf der Mainau im Winter, 100×100 Acryl, LOKI
Seit vielen Jahren kann man seine Acryl-Bilder in Ausstellungen betrachten. Beim Jahreskongress der Orthopäden und Unfallchirurgen 1998 verwirklichte Kinzl als damaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie eine Ausstellung mit Kollegen, die sich ebenfalls der Malerei verschrieben haben. „Es war überraschend, wie viele Chirurgen und Chirurginnen malen“, erzählt Kinzl.
Auch seine Familie hat Vorteile von seinem Hobby, denn Kinzl verschenkt seine Kunst gern an Freunde und Familie. „Da ich auf gefällige Farben und Kompositionen Wert lege, finden die Ergebnisse eigentlich immer Anklang.“
Flyer zur Ausstellung Farben am See + anderswo“ Malerei von Lothar Kinzl
Weilbach J. Vom Skalpell zum Pinsel – Ein Portrait. Passion Chirurgie. 2016 Januar, 6(01): Artikel 09_01.