01.07.2017 BDC|News
Editorial: Schöne Neue Welt?
Ein Editorial bietet immer mal wieder Gelegenheit, über allgemeine Themen nachzudenken. Noch ganz unter dem Eindruck des gerade abgelaufenen 120. Deutschen Ärztetages will mir eine durchaus bedrückende Vorstellung nicht aus dem Kopf: Brauchen wir eigentlich in Zukunft noch Menschen als Ärzte? Gerade in der Chirurgie ist es ja keineswegs abwegig, einzelne Prozeduren von Robotern erledigen zu lassen, die das zweifellos mit großer Präzision tun können. Niemand wird den Vorteil missen mögen, der durch den Einsatz von Operationsrobotern ermöglicht wird, auch wenn im Detail fatale Störungen auftreten können. Der Mensch von heute hat sich längst an die maschinellen Unterstützer gewöhnt. Ein Staubsauger ist heutzutage besser mit seiner Umgebung vernetzt als es noch die erste Mondlandefähre war.
Wer heute einem Jugendlichen in altmodischer Form die Hand geben will, muss erst dessen Smartphone überwinden. Die digitale Welt ist unaufhaltsam längst fester Bestandteil unseres Lebens geworden.
Warum auch nicht. Informationen allgegenwärtig abrufen zu können und alles, was man möchte, jederzeit an jedermann zu posten, ist ja nicht dramatisch. Oder vielleicht doch? Wer heute mit digitalen Gesundheitsarmbändern joggen geht, mag es bereichernd finden, wenn zu den erhobenen Gesundheitsdaten gleich ein Kommentar gesendet wird (von wem?). Ist ja hilfreich, zu wissen, wie viel Kalorien verbrannt worden sind und wie viel Flüssigkeit jetzt aufgenommen werden sollte. Auch ist es für manchen sinnvoll, wenn ein kleiner Sensor an der Tablette meldet, ob diese eingenommen wurde oder nicht. Aber halt: Wer bekommt diese Information außer dem Nutzer? Vielleicht der Arzt, der damit die Compliance seines Patienten prüfen kann? Oder die Krankenkasse, die genau dasselbe tut? Will man das?
Das entscheidende Thema der Zukunft wird daher nicht die Beantwortung der Frage sein, was alles technisch möglich ist, sondern die Diskussion über die Steuerung, Eingrenzung und Nutzung der nachgerade unendlichen Datenströme. Gerade wir Ärzte sind gefordert, hier das Wohl unserer Patienten und die Geheimhaltung der Informationen im Blick zu behalten. Ohne Zweifel bietet die Digitalisierung große Vorteile, aber entscheidend wird sein, wer welchen Zugang zu welchen Daten bekommen darf.
Dicht am gleichen Thema ist auch die Diskussion, ob überhaupt noch ein Arzt in die Behandlung der Patienten eingebunden sein wird. Der Deutsche Ärztetag hat als Reaktion auf eine längst gelebte Praxis in der Schweiz beschlossen, die Berufsordnung dahingehend zu überarbeiten, dass nicht länger das Verbot der „ausschließlichen“ Fernbehandlung bestehen soll. Im Klartext heißt das, Patienten können rein telefonisch oder über andere Medien beraten und ggf. therapiert werden, ohne dass ein unmittelbarer persönlicher Kontakt zwischen dem Menschen Arzt und dem Patienten hergestellt wird. Und ebenfalls beschlossen wurde die Einführung eines „Physician Assistant“, eine Art „Arzt light“ mit Masterstudium.
Jetzt frage man sich, wer möglicherweise am anderen Ende des digitalen Korridors sitzt und die Patienten ärztlich (?) betreut. Jedes der angesprochenen Themen ist für sich allein genommen möglicherweise sinnvoll; in der Kombination ergeben sich ungeahnte Abgründe.
Vielleicht bin ich antiquiert und nicht in der Lage, den neuen Verheißungen einer digitalen Welt etwas abzugewinnen. Aber wenn das alles auf eine Medizin ohne Arzt, ohne den zugewandten Menschen hinausläuft, bin ich froh, bald mein Pensionsalter erreicht zu haben. Für mich ist die Heilkunst am Menschen immer damit verbunden, dass sie von empathisch handelnden Menschen, im speziellen von dazu ausgebildeten Ärzten ausgeübt wird. Hoffen wir, dass auch unsere Nachfolger, von denen wir behandelt werden müssen, das trotz aller Technikaffinität auch noch so sehen.
Rüggeberg J.-A. Editorial: Schöne Neue Welt? Passion Chirurgie. 2017 Juli; 7(07): Artikel 01.
Autor des Artikels
Dr. med. Jörg-Andreas Rüggeberg
Vizepräsident des BDCReferat Presse- & Öffentlichkeitsarbeit/Zuständigkeit PASSION CHIRURGIEPraxisverbund Chirurgie/Orthopädie/Unfallchirurgie Dres. Rüggeberg, Grellmann, HenkeZermatter Str. 21/2328325Bremen kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
05.01.2018 BDC|News
Service-Tipp: Praxis- & Klinikmarketing auf Chirurgie-Suche.de
Chirurgie-Suche.de hilft Patienten DEN Spezialisten auch überregional zu finden und die Auffindbarkeit von Einrichtungen unserer Mitglieder im Internet zu verbessern. Durch die Darstellung der Kliniken und Praxen entsteht Transparenz für Patienten und das Vertrauen zwischen Patient und Arzt wird gestärkt.
05.01.2018 BDC|News
20 Jahre: Bundeskongress Chirurgie 2018 „Gemeinsam stark“
Fortbildung, Innovationsbereitschaft und ökonomisches Handeln sind feste Bestandteile unserer chirurgischen Tätigkeit. Auf diesen Pfeilern manifestiert sich der Bundeskongress Chirurgie 2018 in Nürnberg. Auf Wunsch einer großen Mehrheit unserer Kollegen haben wir uns entschlossen, den Kongress um einen Tag zu verkürzen und Ihnen die Inhalte kompakt an zwei Tagen darzulegen.
02.01.2018 BDC|News
PASSION CHIRURGIE im Wandel der Zeit
In knapp 60 Jahren Verbandsgeschichte des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC) gab es zu jeder Zeit Neuigkeiten für Mitglieder. Die Form, Auflage und Gestaltung sehen heute im digitalen Zeitalter natürlich deutlich anders aus als in den Gründungsjahren.
01.01.2018 Akademie aktuell
Akademie Aktuell: Alles unter einem Dach
1985 nahm die neu gegründete BDC|Akademie ihre Arbeit unter Jens Witte auf und initiierte die ersten Seminare für den „Facharzt Chirurgie“. Generationen von jungen Chirurginnen und Chirurgen nutzten diese Gelegenheit, sich am Ende ihrer sechsjährigen Weiterbildungszeit noch einmal gezielt auf ihre Facharztprüfung vorzubereiten. Die Seminare wurden bundesweit zum Markenzeichen chirurgischer Weiterbildung. Die zunehmende und notwendige Spezialisierung in der Chirurgie führte letztendlich zur Gründung der verschiedenen Fachgesellschaften unter der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) als Muttergesellschaft.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.