01.06.2021 Aus-, Weiter- & Fortbildung
Rezension: Chirurginnen
Die Diskussion um das Thema „Frauen in der Chirurgie“ gewinnt in der letzten Zeit zunehmend Interesse. Insbesondere, weil die Chirurginnen auf sich aufmerksam machen. „Chirurginnen“ von Volker Klimpel erscheint also genau zum richtigen Zeitpunkt.
Das Buch ermöglicht eine Zeitreise durch die Geschichte der Chirurgie. Unterteilt in zwei größere Kapitel gelingt es dem Autor, nicht nur die langjährige Entwicklung der Chirurginnen kurzweilig zu erzählen. Er erinnert nach aufwendiger Recherche in zahlreichen Kurzportraits an Chirurginnen, die einen Teil der Medizingeschichte geschrieben haben. Dabei verfolgt der Autor nicht das Ziel der Vollständigkeit, zeigt aber die Vielfalt und Außergewöhnlichkeit chirurgischen Wirkens von Frauen. Volker Klimpels historischer Auszug der Chirurginnen-Geschichte beginnt im 4. Jahrhundert vor Christus mit Phanostrate und endet in der Gegenwart. Frauen galten analog „Eva“ als „Verursacherinnen des Sündenfalls der Menschheit“, wodurch ihnen die Fähigkeit, heilen zu können, abgesprochen wurde. Patriarchalische gesellschaftliche Strukturen erschwerten ihre Entwicklungsmöglichkeiten und versperrten interessierten Frauen den Weg in die Chirurgie.
Klimpel erläutert nachvollziehbar, wie sich Frauen „enthusiastisch, hartnäckig und unbeirrbar“, chirurgisch durchsetz(t)en. 1950 wurden die Frauen bereits in der „DDR“ formal als gleichberechtigt anerkannt. In der Bundesrepublik wurde erst 27 Jahre später die „Hausfrauenehe“ aus dem Gesetzbuch gestrichen. Nachdem bereits einige Chirurginnen erfolgreich als Chefärztinnen tätig waren, leitete, mit der Ernennung zur Ordinaria, Frau Prof. Dr. Henne Bruns 2001 in Deutschland eine neue Ära ein.
Erste Zulassungen zum Studium, in den USA bereits 1833 beginnend, in Deutschland erstmals 1899, eröffneten Frauen endlich die Möglichkeit, anerkannt eine medizinische Ausbildung zu beginnen. Viele chirurgisch Tätige fanden ihre erste Anerkennung und Verwirklichung auf gynäkologisch- chirurgischem Gebiet, bis eine immer weitere Differenzierung auch eine Spezialisierung möglich machte. Spannend ist dargestellt, welche Innovationen auf Chirurginnen zurückzuführen sind: Virginia Apgar etablierte den Apgar-Score, Helmtraut Arziger-Jonasch entwickelte das Syspur-derm als synthetischen Hautersatz, Nina Starr Braunwald entwickelte und implantierte die erste künstliche Herzklappe, Helen („Leni“) Büchter gilt als Nestorin der ostdeutschen Handchirurgie, um nur wenige zu nennen. Die kurzweiligen biografischen Auszüge beschreiben die Willenskraft, das Engagement und heroische Einsätze für das Ziel, die Berufung zum Lebenstraum werden zu lassen. Geschildert werden aber auch eindrücklich gesellschaftlich und politische Hindernisse sowie familiäre Unwägbarkeiten.
Reflektiert man diese Aspekte in der heutigen Zeit, wird klar, dass Chirurginnen – trotz der Überzahl bei den Medizinstudierenden – noch nicht den Platz einnehmen, der ihnen in einer gleichberechtigten Gesellschaft zustehen würde. Hier bleibt also noch viel zu tun. Volker Klimpel geht hierfür einen wichtigen Schritt, denn der Blick zurück ist ein guter Ausgangspunkt, die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten.
Fritze-Büttner F: Rezension: Chirurginnen. Passion Chirurgie. 2021 Juni, 11(06): Artikel 04_05.
Autor des Artikels
Dr. med. Frauke Fritze-Büttner
Leiterin Themen-Referat Familie & berufliche Perspektiven im BDCLeitende Oberärztin der Klinik für Allgemein- und ViszeralchirurgieSana Klinikum LichtenbergFanningerstr. 3210365Berlin kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
01.02.2011 CME-Artikel
CME: 20 Jahre laparoskopische Antireflux- und Hiatushernienchirurgie
Für die operative Therapie der gastroösophagealen Refluxerkrankung und der Hiatushernien liegen inzwischen gute Daten zum Langzeiterfolg vor. Kontrollierte Studien belegen eine gute Langzeit-Symptomkontrolle von 360°-Fundoplikationes vs. Medikation, wenngleich unerwünschte Post-Fundoplikatio-Symptome eine gewisse Prolematik darstellen [12, 26].
01.02.2011 Rezensionen
Rezension: Operationsatlas Laparoskopische Chirurgie
Wenn ein Buch nach 2 Jahren bereits eine Neuauflage erlebt, dann muss es von gewisser Bedeutung sein. Der Operationsatlas „Laparoskopische Chirurgie“ von Thomas Carus ist ein solches Werk. Neben der „Minimal-invasiven Chirurgie“ von Köckerling, Bittner, Gastinger und Lippert ist es derzeit der aktuellste und umfassendste Operationsatlas der laparoskopischen Chirurgie in Deutschland.
01.02.2011 Akademie aktuell
Hernienchirurgische Weiterbildung auf dem Prüfstand
Gibt es eine Notwendigkeit zur Schaffung eines zusätzlichen Kompaktkurses für Hernienchirurgie? Die Antwort liegt in der derzeit immer komplexeren Behandlung der Hernien. Nicht nur eine Vielzahl an OP Techniken stehen heutzutage dem Hernienchirurgen zur Auswahl. sondern auch zahlreiche Netzmaterialien und Fixierungsmöglichkeiten.
01.01.2011 Rezensionen
Rezension: Interdisziplinäre Notaufnahme
Seit September 2009 verstärkt die erste Auflage von „Interdisziplinäre Notaufnahme“ das medizinische Portfolio des Thieme Verlags. Das Buch gibt einen breiten Überblick über das interdisziplinäre Tätigkeitsfeld einer Zentralen Notaufnahme (ZNA). Dabei bleiben die Autoren immer praxisnah und überzeugen mit einer umfassenden Darstellung der häufigsten Notfall-Symptome. Der Stil ist leicht verständlich und bleibt nicht nur mit seiner Werbung für einen verständnisvollen und empathischen Umgang mit den Patienten jederzeit persönlich und unterhaltsam.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.