18.04.2019 Praxis
Ambulantes Operieren 2018: Tiefe Gräben oder Zusammenarbeit?
Im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin fand am 7. und 8. Dezember 2018 das „4. Forum Ambulantes Operieren“ statt. Gut 120 Betreiber von ambulanten OP-Zentren, Operateure und Anästhesisten tauschten sich über Zukunftsthemen und Rahmenbedingungen des Ambulanten Operierens aus. Schwerpunkte der Veranstaltung waren u. a.: Sektorenübergreifende Versorgung, Vernetzung im Gesundheitswesen aus verschiedenen Perspektiven, alternative Vergütungsarten sowie das perioperative Management in Bezug auf Hygiene und Regresse.
Auf der politischen Agenda steht die Forderung seit langem: Überwindung der Sektorengrenzen ist politisches Ziel bereits seit 2003. Doch immer noch gibt es keinen Konsens über die Ausgestaltung. Auf dem 4. Forum Ambulantes Operieren beschäftigten sich der Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes Fachärzte (SpiFa) und der stellvertretende Vorsitzendes des Sachverständigenrates (SVR) Gesundheit mit einer zentralen Frage: Haben die ambulant tätigen Fachärzte überhaupt noch eine Zukunft?
Der Vorstandsvorsitzender des SpiFa Herr Dr. Heinrich empfahl seinen niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, ihren fachärztlichen „Markenkern“ zu stärken: „Das ist die persönliche Arzt-Patienten-Beziehung, die durch Kommunikation, Empathie und echtes Verstehen geprägt ist.“
Die Bevölkerung wisse die individuelle Betreuung beim niedergelassenen Facharzt zu schätzen und wünsche sie sich im Übrigen auch für Klinikbehandlungen. Eine Erklärung für die gesetzgeberische Trägheit hinsichtlich neuer sektorenübergreifender Ansätze hatte auch der stellvertretende Vorsitzende des SVR Gesundheit, Prof. Eberhard Wille, nicht parat. So gälten in den beiden Sektoren unterschiedliche Leistungsbeschreibungen und auch (Mindest-) Standards, die die Kooperationen erschweren. Hinzu kämen die grundverschiedenen Vergütungssysteme einschließlich Investitionsfinanzierung und Vorhaltekosten. Wenn die sektorenübergreifende Versorgung erst einmal einen größeren Anteil an der Versorgungslandschaft habe, werde der Anteil ambulant tätiger Fachärzte an der Versorgung steigen.
Abb: Dr. Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa
Diskutiert wurde das Belegarztwesen als Versorgungsmodell. Frau Dr. Friederike Burgdorf, zu der Zeit Leiterin der Abteilung sektorenübergreifende Qualitätssicherung und Transparenz bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (jetzt BDC-Geschäftsführerin) verwies auf ein Gutachten zur belegärztlichen Versorgung, das derzeit erarbeitet werde. Ziele des Gutachtens seien eine wissenschaftliche Analyse der Entwicklung des Belegarztwesens, die Identifikation des Weiterentwicklungsbedarfs und Empfehlungen zur Anpassung der Rahmenbedingungen.
Der Krankenhausvertreter Marc Schreiner forderte als neuer Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft einen gleichrangigen Zugang von Kliniken zur ambulanten Versorgung. Demgegenüber stehen die Praxiskliniken als „Vollsortimenter“ für das Ambulante Operieren. Die ambulanten Operateure sind die Kunden, die Praxisklinik stellt ihnen wie ein Vollsortimenter optimale Rahmenbedingungen für das Ambulante Operieren zur Verfügung. So beschrieb Jascha Rinke, Gesundheitsökonom und geschäftsführender Gesellschafter der Praxisklinik im Südpark in Solingen, das Konzept seiner Einrichtung.
Abb: Prof. Eberhard Wille, stellvertretende Vorsitzende des SVR Gesundheit
Auf doppelte Strukturen ging auch Dr. Ruth Hecker, stellvertretende Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, ein. Sie forderte ein Gesundheitswesen, das umfassend an der Patientensicherheit ausgerichtet ist, Ergebnisse transparent mache und den Patienten umfassend aufkläre um ihn zu selbstbestimmten Entscheidungen zu befähigen. Diese Einschätzung unterstützt auch Ulrike Elsner, die als Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen die Position der Kostenträger vertrat. Das Ausgabenvolumen für sektorenübergreifende Projekte in der GKV sei vergleichsweise gering, so seien beispielsweise in der gesamten ASV bis dato erst 68.000 Patienten versorgt worden.
Den ausführlichen Bericht zum 4. Forum Ambulantes Operieren finden Sie unter:
https://www.bbraun.de/ambulantes-operieren
Save the dateDas 5. Forum Ambulantes Operieren findet vom 15. bis 16. November 2019 in Berlin statt. Nähere Informationen und Anmeldung unter www.tinyurl.com/ForumAOP2019 |
Thiel A: Ambulantes Operieren 2018: Tiefe Gräben oder Zusammenarbeit? Passion Chirurgie. 2019 April, 9(04): Artikel 05_01.
Autor des Artikels
Weitere Artikel zum Thema
13.02.2020 Politik
Ärzte: Digitalisierung reduziert Bürokratie nicht
Bürokratie-Wahn in Deutschlands Arztpraxen: 65 Prozent der niedergelassenen Ärzte müssen täglich mehr als eine Stunde dem Kampf mit den Formularen opfern, zeigt eine aktuelle Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd.de). Zeit, die bei der Patientenbehandlung fehlt.
24.01.2020 EBM
EBM-Weiterentwicklung mit Wirkung zum 1. April 2020
Die EBM-Reform ist nunmehr abgeschlossen und der neue EBM tritt zum 1. April 2020 in Kraft. Insgesamt ergeben sich wenige Änderungen für die Fachgruppen Chirurgie und Orthopädie.
30.12.2019 Praxis
KBV-Qualitätsbericht 2019
Die Qualitätssicherung ist und bleibt eine der Kernaufgaben der KBV und der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen). Wir sorgen für eine kontinuierliche Förderung der Qualität in der ambulanten Versorgung und halten das Niveau in allen Bereichen sehr hoch“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel heute in Berlin.
19.12.2019 Politik
Zi-Praxis-Panel zur wirtschaftlichen Lage der Arztpraxen 2014 – 2017
Die in den letzten Jahren positive Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in den Vertragsarztpraxen hat sich 2017 merklich abgeschwächt. Unter Berücksichtigung der Verbraucherpreisentwicklung sind die Jahresüberschüsse der Praxen gegenüber 2016 um 0,7 Prozent zurückgegangen – im Mittelwert über alle Fachgebiete hinweg auf 168.800 Euro je Praxisinhaber.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.