01.11.2011 Aus-, Weiter- & Fortbildung
BDC-Seminar für Berufseinsteiger: Ein Gesamtkonzept für die ersten zwei Jahre
Als kompakter Kurs zur Wissensvermittlung und Orientierung sowie zu Vermittlung praktischer Fähigkeiten in der Chirurgie ist der 38 Stunden umfassende Wochenkurs „Seminar Basischirurgie – Common Trunk“ geeignet, da den Assistenten in dieser Woche in einem Repetitorium der Umgang mit den auf der Station und in der Notaufnahme auftretenden Problemen nochmals nahe gebracht wird. Zusätzliche Themen sind die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in der Chirurgie. Diese Inhalte sorgen für die notwendige Abrundung des Seminars für die Berufseinsteiger.
Die Arbeit in den praktischen Workshops des Seminars ist ebenfalls eine Auffrischung des Wissens und Könnens. Hier erhalten die Assistenten Tipps und Tricks für die praktischen Tätigkeiten. Das Seminar eignet sich für alle Assistenten im Common Trunk des Faches Chirurgie, da die grundlegenden theoretischen Grundlagen wiederholt werden und eine breite Streuung der praktischen Workshops existiert.
In Arnsberg werden zum Beispiel folgende Workshops angeboten, die jeder Seminarteilnehmer durchlaufen muss:
- Darmnaht
- Gefäßnaht
- Osteosynthese
- Verbände und Gipsverbände
- Vakuumverbände
- Beurteilung und Versorgung chronischer Wunden
- Arthroskopie
- Laparoskopie
- Thoraxdrainage
- Reanimation
In diesem Jahr nahmen 48 Assistenten aus ganz Deutschland an dem zum dritten Mal in Arnsberg durchgeführten Seminar teil. Unter perfekten Rahmenbedingungen im Kaiserhaus (Konferenzsaal mit maximal 300 Plätzen und bis zu 24 Seminarräumen) wurde konzentriert gearbeitet. Teamarbeit war in den meisten Workshops notwendig und die Teambildung wurde durch zwei Abendveranstaltungen gefördert.
Die Teilnehmer hatten etwa die Hälfte eine Weiterbildung in Allgemeinchirurgie im Blick, etwa je ein Viertel war unfallchirurgisch oder viszeralchirurgisch interessiert. 91 % der Assistenten bekamen die Seminarkosten von den Krankenhäusern mindestens teilweise ersetzt. Hier zeigt sich ein gesteigertes Interesse der Kliniken an der strukturierten Weiterbildung ihrer jungen ärztlichen Mitarbeiter im Vergleich zu den Vorseminaren (2009: 80 %). Die Kostenübernahme von Weiterbildungsmaßnahmen ist offenbar ein Mittel, Assistenten zu akquirieren und eventuell zu binden. Weitere Basischirurgie-Seminare werden deutschlandweit durchgeführt (siehe Tabelle).
Auch die praktischen Fähigkeiten der Assistenten kurz nach dem Studium sind naturgemäß schlecht entwickelt. Nur sehr wenige Studenten (<5 %) haben ein klassisches chirurgisches Fach (incl. Orthopädie) als Ziel Ihrer Facharztweiterbildung. Dementsprechend sind die in der Chirurgie beginnenden Assistenten häufig nicht mit dem Alltag in unserem Fach vertraut. Wenige Wochen Famulatur und das Praktisches Jahr reichen dazu nicht aus.
Sollen und wollen die Assistenten ihre praktischen Fähigkeiten wirklich verbessern und erweitern, reicht das Seminar Basischirurgie nicht aus. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung in der eigenen Klinik mit häufigen Wiederholungen ist meist notwendig. Eine Evaluation am Beginn jedes Seminars Praxischirurgie hat gezeigt, dass zwischen 35 % und 80 % der Assistenten keine korrekten Knoten beherrschen, dieser Wert ist unabhängig vom Weiterbildungsalter (1. bis 5. Weiterbildungsjahr). Das bedeutet, dass die Assistenten sich nicht theoretisch mit der Knotentechnik beschäftigt haben. Aber die theoretische und praktische Durchdringung der verschiedenen Knotentechniken oder die schrittweise Anleitung zur Naht von Darm oder Gefäßen können kaum in der täglichen Arbeit geleistet werden. Das gleiche gilt selbstverständlich für Osteosynthesetechniken und die Arthroskopie, um nur zwei Beispiele aus der Unfallchirurgie und Orthopädie zu nennen.
Für den BDC wurde in diesem Jahr die logische Fortsetzung der Seminare Basischirurgie Common Trunk durchgeführt. In dem dreitägigen Seminar (Donnerstag bis Sonnabend) dominieren die praktischen Tätigkeiten. Der theoretische Teil umfasst nur die absolut notwendigen Grundlagen, wie die Beschreibung der Modelle mit denen gearbeitet wird, die Erklärung der verschiedenen Nahtmaterialien und die theoretischen Grundlagen der Knoten- und Nahttechniken.
Die praktische Arbeit beginnt noch am ersten Tag mit dem Erlernen und Wiederholen verschiedener Knotentechniken. Besonderer Wert wird auf das Begreifen und Automatisieren der sicheren Knotentechniken gelegt. Ebenfalls an diesem Tag werden konventionelle und laparoskopische Naht geübt.
Am zweiten Tag wird über acht Stunden an Schweinedarm und Schweineleber konzentriert konventionell und laparoskopisch gearbeitet. Die korrekte Knotentechnik wird wiederholt und bei den Nahtübungen immer wieder korrigiert. Ziel der Übungen ist nicht das Erlernen von speziellen viszeralchirurgischen Anastomosen, sondern der konzentrierte, technisch korrekte Umgang mit Nadelhalter und Faden am organischen Material (Schweinedarm). Die in immer neuen Variationen wiederholten Übungen erlauben eine gute Kontrolle und damit die Korrektur der von den Assistenten durchgeführten Arbeit. Als Highlight wird von den Teilnehmern die oft erste Cholezystektomie (Schweineleber) empfunden. Nach dem zweiten Tag können die Assistenten sicher knoten und sind auch in der Lage, einen laparoskopischen Knoten anzulegen.
Am dritten Tag werden drei Stunden Gefäßnähte geübt. Hier wird die korrekte Anlage der Naht (Nahtabstand, Stichrichtung) bei Gefäßanastomosen, Einnähen eines Patches und einfache Gefäßnaht trainiert. Weitere drei Stunden stehen im Zeichen der wirklichkeitsnahen Übung am perfundierten Oberbauchmodell (POP-Trainer, Schwein). Durch die Simulation von Durchblutung kann der Umgang mit Komplikationen erlernt werden. Insbesondere die Reaktion auf Blutungen wird geübt. Die fortgeschritteneren Teilnehmer können spezielle Techniken (Übernähung eines Magenulcus, Fundoplikation, Leberresektion) ausprobieren. Für die Teilnehmer mit wenig Übung stehen Cholezystektomie, Darmnaht und Splenektomie zur Verfügung.
Für jeweils sechs Teilnehmer steht ein Tutor zur Verfügung. Dadurch ist die sofortige Kontrolle und Hilfe für jeden Teilnehmer sichergestellt. Die Lernziele – theoretisches und praktisches Beherrschen sicherer Knoten, Beherrschen eines laparoskopischen Knotens, Erkennen von Komplikationen bei laparoskopischen Operationen und Umgang damit – wurden am Ende des Seminars von einem großen Teil der Teilnehmer vollständig beherrscht.
Die Kombination aus Basisseminar und Praxisseminar ist für die Assistenten im Common Trunk nützlich, da die theoretischen und praktischen Grundlagen für die erste Zeit der Weiterbildung in komprimierter Form erlernt und wiederholt werden können. Obwohl alle Kliniken durch die Ärztekammern zu einer strukturierten Weiterbildung verpflichtet sind, ist die Wissensvermittlung in der Klinik teilweise schwierig zu realisieren. Hier können die Seminare des BDC helfen. Für Allgemein-, Gefäß-, Kinder- und Viszeralchirurgen, steht eine Kombination beider Kurse zur Verfügung. Für die Unfallchirurgie und Orthopädie sind die Basisseminare geeignet, das Praxisseminar ist in Vorbereitung.
Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen zeigt mit seinem Seminarangebot großes Engagement in der klinischen Fort- und Weiterbildung und bietet gerade Berufsanfängern in der Chirurgie eine schwerpunktübergreifende Plattform zur Erweiterung des Wissens und zur Ergänzung der Weiterbildung in der eigenen Klinik.
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Sauer J. BDC-Seminar für Berufseinsteiger. Passion Chirurgie. 2011 November; 1(11): Artikel 05_01.
Autor des Artikels
Dr. med. Jörg Sauer
ChefarztKlinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieKlinikum Arnsberg GmbHStolte Ley 559759Arnsberg kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
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