01.02.2019 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Verbandswechsel und Wundversorgung
Im April 2018 erschien eine neue Empfehlung der KRINKO zur Prävention postoperativer Wundinfektionen. Detaillierte Aussagen zum postoperativen Verbandwechsel fehlen. Deshalb entstand dieser aktuelle Tipp:
Septische Wunden sind mit der gleichen hygienischen Sorgfalt zu behandeln wie aseptische Wunden. Bei der Verband-Visite ist die Reihenfolge aseptischer, möglicherweise infizierter septischen Wunden einzuhalten. Patienten mit infizierten Wunden müssen in anderen Zimmern untergebracht werden als Patienten mit aseptischen Wunden.
Die Benutzung unterschiedlicher Verbandswagen für septische und aseptische Wunden ist nicht erforderlich. Wesentlich ist, den Wagen vor Kontamination zu schützen. Benutztes Instrumentarium muss deshalb unmittelbar nach dem Gebrauch trocken abgelegt werden. Abfälle sollen in einen Behälter (möglichst per Fußbedienung zu öffnen) entsorgt werden, der separat vom Verbandwagen steht. Der Verbandwechsel wird grundsätzlich von zwei Personen (durchführende/assistierende Person) vorgenommen (z. B.: Arzt, Schwester, Student, Famulus). Beide müssen vor Beginn des Verbandwechsels eine hygienische Händedesinfektion vornehmen.
Verbandwechsel können in Untersuchungsräumen oder in Patientenzimmern entweder mit Tablett oder mit dem Verbandwagen stattfinden. Vorzugsweise sollte der Verbandwagen eingesetzt werden, da der Verbandwechsel mit Tablett organisatorisch schwieriger ist (z. B. falsch eingeschätztes Material, fehlende Abstellfläche) und dadurch Infektionsrisiken entstehen können. Während des Verbandwechsels sollen möglichst keine anderen Mitarbeiter in den Räumen beschäftigt sein. Langärmelige Berufskleidung (z. B. Arztkittel) ist beim Verbandwechsel abzulegen.
Von der durchführenden Person muss Schutzkleidung (Kittel/Schürze, Mund-Nasen-Schutz) getragen werden. Der Schutzkittel (Schürze) muss bei jedem Patienten mit einer septischen Wunde und bei jeder Kontamination mit erregerhaltigem Material gewechselt werden. Die assistierende Person soll das Sprechen in der Nähe des sterilen Materials vermeiden. Der erste und wiederholte Verbandwechsel ist aus hygienischer Sicht sinnvoll nach 48 bis 72 Stunden. Kürzere Zeitspannen erhöhen das Infektionsrisiko. Infizierte Wunden sind täglich frisch zu verbinden.
Bei Auftreten der klinischen Zeichen einer Infektion, bei Durchfeuchtung oder Verschmutzung muss der Verband sofort gewechselt werden. VAC-Wechsel sind immer im OP oder Eingriffsraum durchzuführen!
Durchführung
- Eine Person führt den Verbandwechsel am Patienten durch, die zweite Person bleibt am Verbandwagen und reicht Material an
- Hygienische Händedesinfektion (durchführende und assistierende Person)
- Durchführende Person legt Schutzkleidung an (Schutzkittel/Schürze, Mund-/Nasen-Schutz, ggf. keimarme Handschuhe)
- Entfernen des alten Verbandes mit desinfizierten Händen oder mit keimarmen Handschuhen (je nach Zustand des Verbandes)
- Verband und Handschuhe direkt im Abwurfbehälter entsorgen
- Händedesinfektion wiederholen
- Aseptischer Teil des Verbandwechsels mit neuen sterilen Handschuhen oder mit sterilem Instrumentarium (Non-Touch-Technik)
- Wundinspektion,
- ggf. Wundbehandlung Wundreinigung bzw. Wundantiseptik: Wunde / Haut satt benetzen, Einwirkzeit beachten
- Instrumentarium sachgerecht entsorgen und zur Aufbereitung geben
- Handschuhe ablegen und entsorgen
- Abschließend Händedesinfektion durchführen
- Verbandwagen aufräumen und wischdesinfizieren
- Die Wundreinigung darf ausschließlich mit sterilen Flüssigkeiten oder sterilem Wasser (Filter) durchgeführt werden
- Hinsichtlich der Haltbarkeit angebrochener Spüllösungen müssen die Herstellerangaben berücksichtigt werden
Der Kurz Tipp gibt die Meinung der Autoren wieder.
Popp W, Zastrow KD: Verbandswechsel und Wundversorgung. Passion Chirurgie. 2019 Februar; 9(02): Artikel 04_05.
Autoren des Artikels
Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktierenProf. Dr. med. Walter Popp
Ärztlicher LeiterHyKoMed GmbHVizepräsident der Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
01.03.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Welche Temperaturen im OP-Saal?
Von den im OP-Saal tätigen Berufsgruppen wird die Raumtemperatur subjektiv unterschiedlich beurteilt (Matern et al, Dt. Ärztebl, 2006, 103, A3187). Über 30 % der Chirurgen beurteilen die Raumtemperatur als unangenehm (warm). Beim sonstigen Personal im OP sind das nur 20 %.
01.02.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Einsatz von Ultraschallbecken bei der Instrumentenaufbereitung
Der Einsatz von Ultraschallbecken ist keine conditio sine qua non. Sind die Instrumente nach der Aufbereitung optisch sauber und zeigt der Validierungsbericht des Aufbereitungsverfahrens keine erhöhten Proteinkontaminationen, gibt es keinen Grund zur zusätzlichen Vorreinigung benutzter Instrumente in Ultraschallbecken. Gibt es hierbei Probleme, kann die Reinigung chirurgischer Instrumente durch Ultraschallbecken wesentlich verbessert werden.
01.12.2021 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Sekundärluftkühlgeräte Risiken und Maßnahmen
Sekundärluftkühlgeräte (Umluftkühlgeräte) kommen zunehmend auch in Einrichtungen des Gesundheitswesens – wie Krankenhäusern, Arztpraxen oder Dialysezentren – zum Einsatz. Sie werden dort benötigt, wo sich hohe Temperaturen entwickeln (z. B. ständig eingeschaltete Sono-Geräte oder große Fensterfronten) oder, wo viel Feuchtigkeit anfällt (z. B. in Aufbereitungsräumen mit RDGs und Sterilisatoren) und, wo eine zentrale Klimaanlage zu teuer oder technisch nicht machbar ist.
01.11.2021 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: OP-Abteilung oder Eingriffsraum?
Immer wieder stellt sich – gerade beim ambulanten Operieren – die Frage, ob man eine OP-Abteilung braucht oder ob ein Eingriffsraum reicht. Die Unterschiede sind gewaltig: Die OP-Abteilung muss vom restlichen Teil des Krankenhauses oder der Praxis abgeteilt sein, der Eingriffsraum kann an einem Flur liegen.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.