Versicherte von 14 Krankenkassen können Gesundheitsdaten via Smartphone-App verwalten
Bis zu 13,5 Millionen Versicherte von 14 gesetzlichen Krankenkassen und zwei privaten Krankenversicherern haben seit Montag (17.09.2018) kostenfrei die Möglichkeit zur digitalen Verwaltung ihrer persönlichen Gesundheitsdaten mittels Smartphone oder Tablet. Gemeinsam setzen die Versicherer auf eine App einer Berliner Betreibergesellschaft. Mehrstufige Sicherheitsprozesse bei der Anmeldung sowie eine asymmetrische Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei der Datenübertragung sollen davor schützen, dass Informationen in die falschen Hände gelangen.
An den Start gehen als private Krankenversicherer (PKV) die Allianz Private Krankenversicherung, die Barmenia und ab 2019 die Gothaer. Auf Seiten der gesetzlichen Kassen (GKV) starten die DAK-Gesundheit, IKK classic, IKK Nord, IKK Südwest sowie die Betriebskrankenkassen Bertelsmann, Diakonie, Dürkopp Adler, Gildemeister-Seidensticker, Heimat, HMR (Herford, Minden, Ravensberg), Melitta Plus, mhplus, pronova und Stadt Augsburg. BITMARCK, primärer IT-Dienstleister von mehr als 90 Kassen, wird laut Betreiber weitere Krankenkassen dabei unterstützen, die App anzubieten.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte kürzlich erklärt, spätestens von 2021 an sollten Patienten ihre Daten generell auch per Handy und Tablet einsehen können.
Betreiber Vivy GmbH
Ende-zu-Ende Verschlüsselung medizinischer Daten
Alle Daten werden laut Vivy GmbH zentral in Deutschland gespeichert. Zum Schutz der Daten kämen eine Zwei-Faktor-Authentifizierung mit Passwort und Telefonnummer sowie unterschiedliche Verschlüsselungstechnologien bei der Datenübertragung und -speicherung zum Einsatz. Mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sind Inhalte nur für Absender und Empfänger im Klartext sichtbar. Die zur Entschlüsselung notwendigen privaten Schlüssel verbleiben dezentral auf den Endgeräten der Nutzer. Kennt man die privaten Schlüssel nicht, sind laut Vivy GmbH – bis auf die Länge – keinerlei Rückschlüsse auf den Inhalt der gespeicherten oder übertragenen Daten möglich.
Wie gut die Verschlüsselung wirklich ist, so Falk Garbsch, Sprecher des Chaos Computer Clubs in der Ärztezeitung, werde erst mit der Zeit herauskommen: “Die Zahl der Angriffe auf Smartphones steigt immer weiter.” Schon nach zwei Jahren gebe es für die Geräte üblicherweise keine Sicherheitsupdates mehr. Bei einem gegebenen monetären Interesse könnte es sich dann lohnen, entsprechende Viren und Trojaner zu entwickeln. Für Garbsch stellt sich auch die Frage, ob die Software in den Arztpraxen immer sicher sei. Insgesamt steige bei zentral abgelegten Daten nicht nur die Missbrauchsgefahr, sondern auch die Intransparenz: “Viele können sich nicht vorstellen, was da im Hintergrund passiert.”
Elektronische Patientenakten (ePA) von AOK und TK
Sowohl im AOK-System (Pilotprojekte in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin) als auch bei der Techniker Krankenkasse (TK) werden weitere Patientenakten angeboten bzw. erprobt (vgl. “Links zum Thema”). Die Konzepte unterscheiden sich dabei erheblich. Bei der TK, so Kassenchef Jens Baas, müsse die Akte nicht erst vom Versicherten gefüllt werden. Daten wie die Impfhistorie, eine Auflistung der verschreibungspflichtigen Medikamente oder Übersichten über die Arzt- und Zahnarztbesuche inklusive Diagnosen bekämen TK-Versicherte auf Wunsch direkt eingespielt. Zu den Angeboten der Kassen kommen weitere Lösungen kassenunabhängiger Anbieter wie die CompuGroup Medical (CGM Life) oder vitabook hinzu. Wie die unterschiedlichen Gesundheitsakten bis 2021 mit der E-Patientenakte aus dem E-Health-Gesetz zusammengeschaltet werden können, ist derzeit unklar.
Quelle: Krankenkassen direkt, Postfach 71 20, 53322 Bornheim, http://www.krankenkassen-direkt.de, 18.09.2018