Wie alle anderen chirurgischen Fächer begeistert die Neurochirurgie, man könnte sagen, von ihr geht eine besondere Faszination aus. Operationen am Gehirn sind meist sehr aufwendig und Millimeter können über lebenslange Schäden beim Patienten entscheiden. Wesentliche Funktionen des Körpers, wie Bewegung, Sprache, Sehen, Gefühlsempfindung oder auch Kognition und Emotion können geschädigt werden. Ganz besonderes Fingerspitzengefühl ist also gefragt – was durch Neuerungen in der Medizintechnik immer besser unterstützt wird.
Die Entwicklung der Neurochirurgie in Deutschland wurde wesentlich durch die Behandlung von Verletzungen bei militärischen Konflikten beeinflusst und vorangebracht. Chirurgen waren gewissermaßen gezwungen, in das Gehirn vorzudringen – was bis dato als Tabu galt. Bereits Ernst von Bergmann beschäftigte sich als erster Deutscher systematisch mit der Chirurgie des Gehirns. Er teilte seine Erfahrungen in der „Lehre von Kopfverletzungen“ mit. Seine Erkenntnisse zur Tumorchirurgie wurden allerdings skeptisch betrachtet [1].
Mindestens genauso wichtig wie der Blick in die Geschichte ist die Perspektive für die Zukunft. Die Neurochirurgie ist ein attraktives Fach für den chirurgischen Nachwuchs, und die Behandlung der Patienten wird stetig verbessert und sicherer. Ein Überblick über das spannende Fach der Neurochirurgie wird in dieser Ausgabe PASSION CHIRURGIE – für Chirurginnen und Chirurgen aller Fachbereiche und aller Erfahrungsstufen – gegeben. Daneben werden wie immer u. a. aktuelle berufspolitische Themen in der Ausgabe aufgegriffen. In der Rubrik Panorama erzählt Umeswaran Arunagirinathan seinen ganz besonderen Weg zum Herzchirurgen, einem ebenso faszinierenden chirurgischen Fachbereich wie die Neurochirurgie.
[1] Collmann H. Eisenberg U: Kurze Geschichte der Neurochirurgie in Deutschland. https://www.dgnc.de/gesellschaft/ueber-uns/geschichte-history/ (20.09.2018).
Schackert G: Neurochirurgie: Ein Fach für Feinmechaniker. Passion Chirurgie. 2018 November; 8(11): Artikel 01.