01.07.2010 Wissen
Editorial: Wer nicht handelt, wird behandelt!
In der Medizin und insbesondere in der Chirurgie gilt die Weisheit: eine Methode ist dann ausgereift und wird zum Goldstandard, wenn sie über Jahre unverändert und alternativlos Bestand hat. Im Umkehrschluss wissen wir, dass eine Vielzahl von konkurrierenden Therapieverfahren letztlich nur beweist, dass alle nicht wirklich erfolgreich sind. Betrachtet man unter diesem Aspekt die Gesundheitspolitik der letzten Jahre und daraus resultierend die in immer kürzeren Abständen über uns hereinbrechenden Neuregelungen im KV-System, so bleibt die nüchterne Feststellung: alles Murks!
Darüber kann man sich trefflich erregen, Schuldige suchen oder vermeintlich Schuldige auch ohne große Suche einfach mal benennen, man kann in tiefe Depression verfallen oder das Ganze mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor ins Lachhafte verweisen. Leider nützt ein solches Verhalten dem Patienten überhaupt nicht.
Was wir brauchen, sind konstruktive Vorschläge und vor allem Mehrheiten, diese auch umsetzen zu können. An Ideen mangelt es nicht, wir haben über Jahre immer wieder entsprechende Aussagen getätigt. Auch in dieser Ausgabe finden Sie wieder neben der Information über anstehende Veränderungen, die uns aufgedrückt und die irgendwie umzusetzen sein werden, auch kritische Anmerkungen und mögliche Ansätze zu Auswegen aus der unerträglichen Situation. Sehr erfreulich ist es, dass unsere Arbeit sich inzwischen durch unsere hoch engagierten Regionalvertreter auf mehrere Schultern verteilt. Trotzdem bleibt immer noch ein Mangel an jungen Nachwuchstalenten zu beklagen. Der inzwischen eklatante Ärztemangel/Chirurgenmangel hinterlässt auch bei den berufspolitischen Verbandsfunktionären schwer aufzufüllende Lücken.
Vielleicht haben Sie, ja genau Sie beim Lesen dieser Zeilen Lust auf Mitarbeit. Schließlich erhebt der BDC (und ich gehe davon aus, dass dies Ihrem Wunsch entspricht) den Anspruch auf eine allumfassende Vertretung der Interessen seiner Mitglieder auf allen denkbaren Gebieten. Das hört keineswegs auf beim Streit um bessere Honorare (EBM/GOÄ), sondern setzt sich fort im Einsatz um vernünftige Arbeitsbedingungen für D-Ärzte, Belegärzte, Honorarärzte, Leitende Krankenhausärzte, Oberärzte und Assistenten. Wir besetzen die Themen Weiterbildung, Fortbildung, machen Rechtsberatung, Wirtschaftsberatung, Managementtraining, Mitarbeiterschulungen und vieles mehr. Alle diese Angebote funktionieren nur durch verbandsinterne Arbeitskreise, in denen jeder sich einbringen kann. Wenn wir als BDC gehört werden wollen, müssen wir in allen denkbaren Gremien vertreten sein. Bei der Vielzahl von Sitzungsterminen geht das nur in einem größeren Team. Denken Sie mal darüber nach, ob Sie nicht ein spezielles Thema haben, bei dem Sie uns helfen können. Das ist übrigens der beste Weg, die eigenen Vorstellungen in größerem Rahmen umzusetzen. Kann ja sein, dass daraus mal ein Goldstandard entwickelt wird.
Aber nicht nur im Verband sind Sie gefragt. Chirurgen sind ja eigentlich gewohnheitsmäßig zupackend in ihrer Handlungsweise und deshalb gut geeignet, sich einzubringen. Tun sie auch, wenn man die relativ große Zahl der chirurgischen Kammerpräsidenten in den Ländern zum Maßstab nimmt. Nur im KV-System erscheinen sie nicht. Und gerade dort geht es nun wirklich ums Geld, um die Existenz für die Niedergelassenen. Zugegeben, die Gremienarbeit ist zäh, undankbar und gelegentlich eines Chirurgen, der auf schnelle Ergebnisse aus ist, unwürdig. Andererseits, wenn dort keine Chirurgen sitzen, gibt es auch keine Entscheidung zu Gunsten unseres Faches.
Grund genug also, sich an den anstehenden KV-Wahlen zu beteiligen. Unterstützen Sie die Listen mit Ihren chirurgischen Kandidaten und seien Sie dankbar, dass trotz aller Widrigkeiten immer noch Kolleginnen und Kollegen bereit sind, sich für unsere gemeinsamen Interessen zu engagieren.
Autor des Artikels
Dr. med. Jörg-Andreas Rüggeberg
Vizepräsident des BDCReferat Presse- & Öffentlichkeitsarbeit/Zuständigkeit PASSION CHIRURGIEPraxisverbund Chirurgie/Orthopädie/Unfallchirurgie Dres. Rüggeberg, Grellmann, HenkeZermatter Str. 21/2328325Bremen kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
24.04.2024 BDC|News
Ambulantes Operieren: Cui bono?
Diese Ausgabe der Passion widmet sich (mal wieder) den Problemen des ambulanten Operierens. Nach Jahrzehnten strenger Abschottung zwischen der stationären und ambulanten Versorgungsebene ist tatsächlich mit Beginn des Jahres die sogenannte sektorengleiche Vergütung über den § 115f SGB V eingeführt worden.
22.04.2024 Sektorübergreifend
„Ausverkauf der Hernienchirurgie?“
Grundsätzlich begrüßt der Vorstand der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) die Bemühungen zur sogenannten „Ambulantisierung“ auch der Hernienchirurgie. Diese Idee wurde schon vor nahezu 23 Jahren als ambulante DRGs erstmalig formuliert und seit vielen Jahren immer wieder thematisiert.
01.04.2024 BDC|News
Akademie aktuell: Die Hernienschule – Rück- und Ausblick 2024
Inzwischen ist die Hernienschule erwachsen geworden. Vor 14 Jahren wurde die Idee geboren, einen standardisierten hernienspezifischen Weiterbildungskurs zu entwickeln. Der erste Hernie-kompakt Kurs fand direkt vor den Hernientagen im Januar 2011 in Berlin statt.
01.04.2024 Gefäßchirurgie
Der Fachkräftemangel in der Gefäßchirurgie – eine gemeinsame Aufgabe
Auch in der Gefäßchirurgie wird ein zunehmender Mangel an Fachärzten und Ausbildungsassistenten trotz einer kontinuierlich steigenden Anzahl an Ärzt:innen und Medizinstudierenden in Deutschland beklagt. Durch die bestehenden Lücken ist die Arbeitsbelastung der in der Klinik tätigen Kolleg:innen bei ungebrochenem Anstieg der Patient:innen mit Gefäßerkrankungen als angespannt zu bezeichnen.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.