01.02.2019 Aus- & Weiterbildung
Kampagne #nurMITeinander – für gute Medizin!
Bericht vom Bündnis Junger Ärzte: Die neue Kampagne
Das Bündnis Junge Ärzte ist eine 2013 gegründete Interessenvertretung, die sich aus Mitgliedern der verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbände zusammensetzt und vorrangig an der generellen Gestaltung der ärztlichen Berufsbedingungen arbeitet. Auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, wie auch der Berufsverband der Deutschen Chirurgen senden eine Vertretung zu den Treffen des Bündnisses und gestalten die Projekte und Arbeiten mit. Aktuell werden die Treffen durch Benedict Braun und die entsprechenden Vertreter bei der Deutschen Gesellschaft wahrgenommen. Dabei wird in der PASSION CHIRURGIE zu Anfang des Jahres über neue Projekte des Bündnisses Junger Ärzte berichtet, die auch für Chirurgen von Belang sind und entsprechend Beachtung finden sollten.
Kernprojekt ist dabei im Frühjahr die Kampagne „#nurMITeinander – für gute Medizin“ (Abb.1), deren Ziel es ist, Aufmerksamkeit und Bewusstsein für einen höflichen Umgang und ein gutes Miteinander im medizinischen Alltag zu schaffen. Im besonderen Fokus steht dabei eine Themenwoche, geführt vom Bündnis, die vom 04. bis 10. Februar 2019 stattgefunden hat. Nähere Informationen dazu werden zu gegebener Zeit auf den Webseiten des Bündnisses, aber auch des BDC und des Perspektivforums Junge Chirurgie verfügbar sein. Grundsätzlich ist die Aktion angelehnt an das von Chris Turner und Kollegen in Großbritannien gegründete Projekt „Civility Saves Lives“, welches aktiv gegen Unhöflichkeit und schlechten Umgang im Krankenhaus wirbt. Legen Studien doch nahe, dass ein schlechter Umgang nicht nur die Stimmung im Versorgungsteam beeinträchtigt, sondern insgesamt auch zu weniger Hilfsbereitschaft und Kooperation, aber insbesondere auch zu reduzierter diagnostischer und prozeduraler Behandlungsqualität führt [1]. Auch die besondere Relevanz dieser nicht technischen Fähigkeiten für die Chirurgie und die chirurgische Versorgungsqualität gegenüber unseren Patienten wird in der Literatur bereits jetzt hervorgehoben [2].
In der ersten Februarwoche wird daher jeder Tag unter einem speziellen Motto stehen. Dieses soll alle an der Patientenversorgung Beteiligten motivieren, bewusst darauf zu achten, wie wir miteinander kommunizieren und umgehen. So richtet sich die Aktion nicht nur an alle ärztlichen Kollegen vom Assistenz- bis zum Chefarzt, sondern auch an alle anderen Berufsgruppen, die in unserem Gesundheitssystem zusammenarbeiten. Auch das Bündnis Junge Ärzte konnte kürzlich in einer gemeinsamen Studie mit der Jungen Pflege und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zeigen, dass 70 Prozent der jungen angestellten Ärzte und Pflegekräfte gefährdet sind ein Burnout zu erleiden, ca. 20 Prozent nehmen regelmäßig Medikamente aufgrund von Arbeitsstress ein und 73 Prozent wurden im letzten Jahr häufiger als viermal Opfer verbaler und 42 Prozent Opfer von körperlicher Gewalt. Außerdem wurde deutlich: Je besser die Zusammenarbeit zwischen Pflege und Ärzteschaft, desto höher die Versorgungsqualität. Eklatant ist, dass sich mit zunehmendem Arbeitstempo die Zusammenarbeit zwischen den beiden Berufsgruppen massiv verschlechtert. Diese Burnout-Gefährdung, mitbedingt durch unser Verhalten und unsere Arbeitsbedingungen auch im Team, betrifft insbesondere auch Chirurgen, wie eine große Umfrageanalyse des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen unlängst bestätigen konnte [3].
All das ist auch von betriebs- und volkswirtschaftlicher Relevanz und somit für Arbeitgeber und politische Akteure im Gesundheitswesen von besonderer Bedeutung. So wirkt sich ein schlechter Gesundheitszustand aller medizinischer Fachkräfte direkt auf die Personalfluktuation und -kosten aus. Darüber hinaus konnte belegt werden, dass überlastete Ärzte und Pflegekräfte eine nachweislich schlechtere Patientenversorgung leisten [1, 4]. Auch international wird immer mehr Aufmerksamkeit auf das persönliche Risiko der Arbeitnehmer im Gesundheitswesen im Sinne des Burnouts und der Suizidalitätsrate gelegt [1, 5, 6].
Das Fazit muss also sein: Durch ein gutes Miteinander können wir Ärzte und alle in der Patientenversorgung Tätigen und Verantwortlichen in Zeiten der zunehmenden Arbeitsverdichtung und trotz des massiven Drucks durch Ökonomisierung einen wichtigen Beitrag für eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung leisten! Für uns und unsere Patienten!
Das Bündnis Junge Ärzte, das Perspektivforum Junge Chirurgie, wie auch das Nachwuchsreferat des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen laden Sie alle daher herzlich ein, sich über die Kampagne zu informieren und diese zu unterstützen. Insbesondere gilt aber unser Appell im Kleinen und Großen, jeden Tag an einer kontinuierlichen Verbesserung des interdisziplinären Umganges vor Ort zu arbeiten und damit aktiv unseren Arbeitsalltag und unsere Patientenversorgung zu optimieren.
In Kürze werden Teile dieser Veröffentlichung auch als Pressmeldung wie auch in weiteren Printmedien veröffentlicht. Wir werden Sie über den Termin informieren, wenn er bekannt ist.
Literatur
[1] RISKIN, A, et al. The impact of rudeness on medical team performance: A randomized trial. Pediatrics, 2015, S. peds. 2015-1385.
[2] YOUNGSON, GG.; FLIN, R. Patient safety in surgery: non-technical aspects of safe surgical performance. 2010.
[3] KERN, M; BUIA, A; TONUS, C; WEIGEL, TF; DITTMAR, R; HANISCH, E; ZAPF, D: BDC|Umfrage: Hohe Burnout-Raten bei deutschen Chirurginnen und Chirurgen. Passion Chirurgie. 2018 Dezember, 8(12): Artikel 04_08
[4] WEST, CP; HUSCHKA, MM; NOVOTNY, PJ; et al: Association of perceived medical errors with resident distress and empathy: a prospective longitudinal study. JAMA 2006; 296: 1071–8.
[5] THOMAS, LP; RIPP, JA; WEST CP: Charter on physician well-being JAMA 2018
[6] SHANAFELT, T; GOH, J; SINSKY, C: The business case for investing in physician well-being. JAMA Intern Med. 2017;177(12):1826–1832..
Braun BJ, Eckhardt I, Faßbach M: #nurMITeinander – für gute Medizin! Passion Chirurgie. 2019 Februar, 8(02): Artikel 04_01.
Autoren des Artikels
PD Dr. med. Benedikt Braun
Stellv. Leiter Themen-Referat Nachwuchsförderung im BDCPerspektivforum Junge ChirurgieBG Unfallklinik Tübingen; Unfall- u. WiederherstellungschirurgieSchnarrenbergstr. 9572076Tübingen kontaktierenDr. med. Iris Eckhardt
Oberarzt der Klinik für AnästhesiologieVertreterin der Jungen DGKJ im Bündnis Junge ÄrzteSprecherin der AG Vernetzung der Jungen DGKJAngestellte Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Veitsbronn kontaktierenMira Faßbach
Sprecherin des Bündnis Junge ÄrzteBJÄ-Vertreterin der GeSRU e.VHelios Klinikum Duisburg kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
01.02.2018 Aus- & Weiterbildung
Nachwuchsförderungsprogramm der DGCH und des BDC für Studierende
Im Sommer 2017 fand bereits zum fünften Mal in Folge die Veranstaltung „Chirurgische Woche“ in Tübingen statt, an welcher 25 Studenten aus Berlin, Düsseldorf, Greifswald, Marburg, München, Würzburg, Kiel, Köln aber auch Thessaloniki (GRC) und Riga (LVA) teilnahmen. Die „Chirurgische Woche“ ist eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) sowie dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) zur Begeisterung Studierender für die Chirurgie und Förderung des chirurgischen Nachwuchses durch enge Einbindung der Assistenten in das Kursprogramm.
20.12.2017 Aus- & Weiterbildung
Studienplatzvergabe teilweise mit dem Grundgesetz unvereinbar
Die bundes- und landesgesetzlichen Vorschriften über das Verfahren zur Vergabe von Studienplätzen an staatlichen Hochschulen sind, soweit sie die Zulassung zum Studium der Humanmedizin betreffen, teilweise mit dem Grundgesetz unvereinbar. Dies hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts mit heute verkündetem Urteil entschieden. Die beanstandeten bundesgesetzlichen Rahmenvorschriften und gesetzlichen Regelungen der Länder über die Studienplatzvergabe für das Fach Humanmedizin verletzen den grundrechtlichen Anspruch der Studienplatzbewerberinnen und -bewerber auf gleiche Teilhabe am staatlichen Studienangebot. Außerdem verfehlen die landesgesetzlichen Bestimmungen zum Auswahlverfahren der Hochschulen teilweise die Anforderungen, die sich aus dem Vorbehalt des Gesetzes ergeben. Eine Neuregelung ist bis zum 31. Dezember 2019 zu treffen.
01.10.2017 Aus- & Weiterbildung
Berufspolitische Themen im Fachbereich Thoraxchirurgie
diejenigen unter Ihnen, die bereits Mitglieder im BDC sind, haben offensichtlich im Rahmen einer Entscheidungsfindung erkannt, wie wichtig aktive Berufspolitik ist. Der BDC ist der größte chirurgische Berufsverband in Europa. Da drängt sich zwangsläufig die Frage auf, welche spezifischen Themen im Referat Thoraxchirurgie für eine zahlenmäßig vergleichsweise kleine Berufsgruppe als relevant erachtet werden.
01.09.2017 Aus- & Weiterbildung
Interview mit Christian Reeps – Neues Gesicht in der Nachwuchskampagne
Die BDC-Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ hat ein neues Gesicht für die Gefäßchirurgie: Prof. Dr. med. Christian Reeps. Auf der Webseite www.chirurg-werden.de werden im Rahmen der Kampagne alle Säulen der Chirurgie von Chirurgen und Chirurginnen vorgestellt, die von ihren persönlichen Erfahrungen in der Chirurgie erzählen.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.