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Mit dieser Kampagne hat der Berufsverband nach der Sommerpause für Aufmerksamkeit gesorgt: In den sozialen Netzwerken, in der ärztlichen Verbändelandschaft sowie in den Fachmedien ist der kreativ umgesetzte Aufruf des Verbands, die Sicherung der fachärztlichen Weiterbildung zu unterstützen, bereits breit aufgegriffen worden und hat viel positive Resonanz erhalten. Ein Interview mit den „Machern“ der Kampagne.

Kämpft mit uns für die Zukunft des ärztlichen Nachwuchses, unterschreibt die Petition an das BMG/die Politik zur Sicherung der ärztlichen Weiterbildung!

Ein Interview mit dem Kampagnenteam

Der BDC setzt sich schon lange für die chirurgische Weiterbildung ein: Warum jetzt eine Kampagne, warum zu diesem Zeitpunkt?

Carsten Krones Wie die Frage schon vorwegnimmt: Angefangen bei seinem Vorstand kämpft der BDC schon seit Jahren darum, die Weiterbildung bei Politik und Selbstverwaltung auf Bundes- und Landesebene endlich wieder stärker in den Fokus zu rücken. Die Rahmenbedingungen sind seit Jahren für den Nachwuchs an der Grenze des Zumutbaren. Dass wir in Deutschland Ärztinnen und Ärzten eine reibungslose und qualitativ hochwertige Weiterbildung ermöglichen, ist doch die Grundvoraussetzung für eine professionelle gesundheitliche Versorgung, wie jeder von uns sie sich auch selbst wünscht. Die Realität sieht anders aus. Ausgerechnet die fachärztliche Weiterbildung wird in allen Reformprojekten sträflich vernachlässigt, ja geradezu ignoriert. Wir führen E-Rezepte und elektronische Krankschreibungen ein – what a success. Aber wer diese kompetent ausfüllt ist nachrangig? Die jetzt anstehenden Krankenhausreformen in Bund und Land, ziehen ganz erhebliche Strukturveränderungen nach sich, die zwangsläufig drastische Auswirkungen auf die Facharztweiterbildung haben werden – nicht nur, aber besonders in der Chirurgie. Die Reformbemühungen konkurrieren zum Teil erheblich, aber in einem decken sie sich eins zu eins: Das Thema Weiterbildung findet nicht statt. Eingaben und Anfragen verschiedenster Fach- und Berufsverbände bleiben unbeantwortet, oder werden blasiert zur Seite geschoben. Man will uns einfach nicht hören. Wir haben uns daher entschieden, nicht nur in Gremien und auf der Fachebene aktiv zu bleiben, sondern jetzt die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Es ist kurz vor zwölf, daher die Kampagne: Wir wollen in der Breite auf die Situation aufmerksam machen und so die Politik bewegen, endlich aktiv zu werden. Kompetenz und Sachverstand gibt es in den ärztlichen Verbänden en masse – wir stehen jederzeit zur Beratung bereit.

Sie haben noch nicht unterschrieben? Unterstützen Sie uns, denn die Sicherung der Weiterbildung von Chirurg:innen ist wichtig! Kein Weiter ohne Bildung! Unterschreiben Sie die BDC-Petition JETZT! Und leiten Sie unsere Kampagne weiter. Jede Stimme zählt! Vielen Dank.

 

Wer arbeitet an der Kampagne?

Claudia Kunze Zum Kampagnenteam gehören neben den Referentinnen aus der Kommunikation verschiedene Leiter der BDC-Themenreferate. Die einzelnen Personen kommen aus Klinik und Praxis und engagieren sich für ihre Themen bereits lange im Verband. Dazu noch sind sie in weiteren Gremien und Verbänden aktiv und bringen so weitere Expertise mit ins Projekt. Die Idee einer Kampagne haben wir bereits im vergangenen November beim Treffen der Themenreferate entwickelt. Seither haben wir an Kreativkonzept und Umsetzung gearbeitet. Den Kampagnenclip, das Herzstück, haben wir von einem kleinen, feinen Kreativteam umsetzen lassen, das ein gutes Gespür für Trends bei Kurzvideos hat. Neunzig Prozent der Arbeit haben wir intern geleistet. Die Kampagne ist also einzigartig und in Teilen „von chirurgischer Hand“ gemacht.

Was steckt hinter der Kampagne? Was ist ihr Ziel?

Olivia Päßler Das ist die zentrale Frage: Was wollen wir damit erreichen? In erster Linie möchten wir die Allgemeinheit aufrütteln: Seht her, das ist ein Thema, das letztendlich euch angeht! Aber das reicht uns nicht. Wir möchten alle, die wir mit der Kampagne erreichen, dazu bringen, uns zu unterstützen. Dies können sie mittels Unterschrift unserer Petition an das BMG, die wir aufgesetzt haben und einreichen wollen. Alle, Ärztinnen und Ärzte aller Karrierestufen, die Studentenschaft, Patientinnen und Patienten, sollen unterschreiben. Ob wir die erforderliche Anzahl an Unterschriften erhalten werden, ist für uns erst einmal zweitrangig. Wichtig war uns der „Call to Action“ – tut was! Damit im Bundesgesundheitsministerium endlich mal jemand aktiv wird.

Was war die wichtigste Aufgabe bei der Umsetzung der Kampagne?

Benedikt Braun Die wichtigste Aufgabe bei der Umsetzung einer Kampagne ist natürlich, sie so zu gestalten, dass man daran hängen bleibt und die Zielgruppe für den Kampagnenzweck mobilisiert. Für uns ist da die erste Ansprache ein kurzer Videoclip. Der muss Aufmerksamkeit erregen und einen gewissen Nerv treffen, damit man weiter ins Thema einsteigen will. Er muss nicht jedem gefallen, geht auch gar nicht, aber er muss Aufmerksamkeit erregen. Für sowas hilft bei uns eine professionelle Kreativ-Agentur. Der Clip ist letztlich aber nur Mittel zum Zweck, genau wie der Slogan. Dahinter muss Substanz stecken, hier in Form einer entsprechenden Website mit Hintergrundinformationen und eine change.org Petition. Da soll letztlich eine kritische Masse versammelt werden, mit der man dann beim BMG ein Pfand hat. Um an diesen Punkt zu kommen ist eine der wichtigsten Aufgaben, alle Kontakte aus der Chirurgie und anderen Fachbereichen, dem medizinischen Nachwuchs, aber auch dem persönlichen Umfeld für die Idee zu begeistern und zu mobilisieren. Jede und jeder kann sowohl die Petition unterschreiben, als auch in den persönlichen sozialen Netzwerken für die Kampagne werben und zum Teilen animieren. Die Masse macht´s!

Wie wollen Sie sich mit dem Kampagnenclip von anderen Maßnahmen absetzen?

Andreas Kirschniak Der BDC gilt im Auftritt landläufig als eher nüchtern, fachspezifisch und „funktionsgesteuert“. Humor und Emotion spielten bislang, wenn überhaupt, dann eine Nebenrolle in der Verbandskommunikation. Mit unserer Kampagne wollten wir einen neuen Ansatz wählen. Wie gesundheitliche Versorgung in der Zukunft aussehen wird, wenn die Politik die Weiterbildung nach wie vor vernachlässigt, wollen wir mit voller Drastik in einer ganz neuen Ästhetik zeigen. Durch die Verwendung von Comicfiguren konnten wir die Situation abstrahieren und ins Absurde ziehen. Das führt zu Lachern, aber auch zum Aha-Effekt: Ganz abwegig ist die Geschichte leider nicht! Positionspapiere und Stellungnahmen wurden bis dato in der Politik mit Nichtbeachtung gestraft, dass der BDC sich aber insbesondere für die nächste Generation von Ärztinnen und Ärzten und Chirurginnen und Chirurgen engagiert, soll mit dieser Darstellungsweise klar hervorgehoben werden. Wir wollen die und jungen Kolleginnen und Kollegen zum Mitmachen auffordern.

Wie sieht der Ablauf der Kampagne aus?

Daniel Vallböhmer Neben den klassischen Medien machen wir uns die sozialen Netzwerke zunutze. Hier liegt unser Schwerpunkt. Wir bespielen die Kanäle Instagram, Youtube, LinkedIn und Facebook. Sogar Tiktok gehört neu zu unseren BDC-Kanälen! Über diese Plattformen soll der Clip bestenfalls viral gehen. Wir finden, er hat das Potenzial dazu! Auf jeden Fall ist die Kampagne eine Aktion, die man vom BDC so sicherlich nicht erwartet hätte.

Wie wird es in den nächsten Wochen weitergehen?

Ralf Schmitz Weiterbildung bleibt beim BDC eines der zentralen Themen. Die Kampagne werden wir ausbauen – wir haben noch ein paar kreative Raketen auf Lager, die gezündet werden wollen. Mittel- und langfristig wollen wir mit unserer Aktion erreichen, mehr Aufmerksamkeit als Berufsverband der Deutschen Chirurgie zu bekommen – sowohl in der Ärzteschaft als auch auf der politischen Ebene. Damit erhoffen wir uns, auch fachlich noch stärker in politische Entscheidungen mit eingebunden zu werden. Denn bei uns sitzen die Expertinnen und Experten mit geballtem Wissen, was die chirurgische Weiterbildung angeht. Wir sind bereit für die Zusammenarbeit mit allen, die das Thema voranbringen wollen!

Kein Weiter ohne Bildung – ein Kommentar von Friederike Burgdorf

Seit dem 5. September laufen die Kampagnenaktivitäten im BDC auf Hochtouren. Eine Woche nachdem wir online gegangen sind, zahlreiche E-Mails an unsere Unterstützerinnen und Unterstützer geschickt und zur Unterschrift unserer Petition aufgerufen haben, konnten wir bereits eine Tendenz erkennen: An der hohen Zahl der Aufrufe unserer Kampagne in den sozialen Medien, an der Menge der Menschen, die die Petition unterschrieben haben und an den vielen positiven Kommentaren auf den Plattformen und im persönlichen Austausch erkennen wir, dass wir einen Nerv getroffen haben.

Die fachärztliche Weiterbildung ist seit Jahren ein zentrales Verbandsthema im BDC. Auch weitere maßgebliche Beteiligte haben das Thema aktuell aufgrund der gesundheitspolitischen Reformen aufgegriffen und sich mit Positionspapieren, Gesetzesentwürfen, Anschreiben und in Hintergrundgesprächen an die Politik und Fachöffentlichkeit gewandt. Dazu gehören die Bundesärztekammer, Landesärztekammern, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Marburger Bund, Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten sowie den Berufsverband Deutscher Anästhesisten, um nur einige zu nennen. Die Ziele und Forderungen des BDC bezüglich der chirurgischen Weiterbildung sind in seinem Leitbild verankert. An Lösungen arbeiten der Vorstand, die Gemeinsame Weiterbildungskommission Chirurgie von BDC und DGCH sowie die BDC-Themenreferate. Warum nun die Kampagne? Der erste Ansatz dazu entstand vergangenen November beim Treffen der Themenreferate. Die Teilnehmenden stellten damals fest, dass der Verband sich auf verschiedenen politischen Ebenen zwar intensiv für eine gesicherte und qualitativ hochwertige chirurgische Weiterbildung einsetzt, dass aber die Reaktion darauf bei den Entscheidern in der Gesundheitspolitik milde gesagt verhalten ist. Sie beschlossen daher, einen neuen Weg einzuschlagen, um Gehör zu finden. Die Idee der Kampagne war geboren. Das Kampagnenteam formierte sich und die BDC-Kommunikation arbeitete seither an einem Konzept, das sich im Laufe der Monate stetig weiterentwickelte und konkreter wurde.

Vorstand und Geschäftsführung legten besonderen Wert auf die Formulierung der Petition und berufspolitische Implikationen. Eine wichtige Aufgabe neben der Entwicklung der Kampagnenidee war zudem das Kommunikationskonzept: Über die sozialen Medien und den Entschluss, eine Petition ins Leben zu rufen, hatten wir die Chance, die Rezipienten zu mobilisieren und zum Handeln aufzurufen. Da Weiterbildung alle angeht, hofften wir, möglichst viele mit ins Boot zu holen und als Unterstützer:innen zu gewinnen. Aus unserer Sicht ist das bisher geglückt.

Zum Kickstart der Kampagne beigetragen hat sicherlich auch der Zeitpunkt Anfang September, direkt zum Ende der parlamentarischen Sommerpause: Seither wird der Referentenentwurf für die Krankenhausreform in verschiedenen Lesungen behandelt und konkretisiert. In dem umfassenden Dokument kommt die fachärztliche Weiterbildung nicht vor, was nicht nur für uns vollkommen unverständlich ist. Denn das wichtigste und schwierigste Thema, deren Finanzierung, ist Aufgabe des Bundesgesundheitsministeriums. Wir sind sicher, dass „Kein Weiter ohne Bildung“ und die Wellen, die unsere Kampagne schlägt, dazu führen werden, dass die fachärztliche Weiterbildung auf den politischen Ebenen endlich „ankommt“. Wir sind auf die Ergebnisse sehr gespannt.

Krones C, Vallböhmer D, Schmitz R, Kirschniak A, Braun B, Kunze C, Päßler O: Der BDC macht mobil für die fachärztliche Weiterbildung. Passion Chirurgie. 2024 September; 14(09/III): Artikel 05_02.

Autoren des Artikels

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Prof. Dr. med. Carsten Johannes Krones

Leiter BDC-Themen-Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kontaktieren
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Prof. Dr. med. Daniel Vallböhmer

Stellv. Leiter Themen-Referat Leitende KrankenhauschirurgInnenEv. Klinikum Niederrhein gGmbHKlinik für ChirurgieFahrner Str. 13347169Duisburg kontaktieren
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Dr. med. Ralf Wilhelm Schmitz

Referatsleiter Niedergelassene ChirurgenMVZ Chirurgie KielSchönberger Str. 1124148Kiel kontaktieren
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Prof. Dr. med. Andreas Kirschniak

Leiter Themen-Referat Nachwuchsförderung im BDCThemen-Referat „Digitalisierung und technische Innovation“Klinik für Allgemein- und ViszeralchirurgieKliniken Maria HilfMönchengladbach kontaktieren
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PD Dr. med. Benedikt Braun

Stellv. Leiter Themen-Referat Nachwuchsförderung im BDCPerspektivforum Junge ChirurgieBG Unfallklinik Tübingen; Unfall- u. WiederherstellungschirurgieSchnarrenbergstr. 9572076Tübingen kontaktieren
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Dr. med. Friederike Burgdorf

GeschäftsführerinBerufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC)Luisenstraße 58/5910117Berlin kontaktieren
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Claudia Kunze

Presse- & ÖffentlichkeitsarbeitBerufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.Luisenstraße 58/5910117Berlin kontaktieren
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