Berlin/Nürnberg, Februar 2016: Dr. med. Lucia Schmidt erhielt für ihren Artikel „Diagnose am Küchentisch“ den Journalistenpreis der Deutschen Chirurgen. Im Rahmen des Bundeskongress Chirurgie verlieh der Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e.V (BDC), Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer, den mit 1500 Euro dotierten Preis.
Am 13. September 2015 erschien der Artikel „Diagnose am Küchentisch“ in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Es wird ein Thema behandelt, das wohl jeder Chirurgin und jedem Chirurgen einmal im Berufsleben begegnet: das Operieren von Angehörigen oder Nahestehenden. Einige Operateure lehnen die Behandlung von Nahestehenden grundsätzlich ab, andere hingegen sehen dabei keinerlei Probleme. Diesen unterschiedlichen Meinungen ist die Journalistin in ihrem Artikel auf den Grund gegangen.
Das Dilemma, in das Ärzte bei der Behandlung von Angehörigen möglicherweise geraten, steht im Vordergrund. Bringt man die nötige Balance zwischen Mitgefühl und Distanz auch bei Verwandten oder Freunden mit? Oder behandelt man eher noch gewissenhafter? In dem Artikel kommen Operateure konträrer Meinungen zu Wort, die unterstreichen, dass es in Deutschland Ärzten selbst überlassen ist, zu entscheiden, Angehörige zu behandeln oder nicht – anders ist es beispielsweise in den USA.
30 Prozent der Befragten der BDC-Umfrage „Operieren von Angehörigen“, auf die sich der Artikel beruft, wünschen sich eine Richtlinie oder Empfehlung für Operateure. An der Umfrage nahmen knapp 1700 Chirurgen teil – 77,6 Prozent der Befragten haben bereits Nahestehende operiert.
Einige der Befragten gaben an, sie gingen konzentrierter und mühevoller vor als bei anderen Patienten. Ein Aspekt, den Schmidt als Kritik am deutschen Gesundheitssystem sieht, da Ärzte oft unter ökonomischem Druck stehen und an mancher Stelle so die Bedürfnisse der Patienten auf der Strecke bleiben.
„Es ist eine gelungene Darstellung, geschrieben für die breite Öffentlichkeit. Der Artikel beschränkt sich nicht nur auf ein Randthema der Chirurgie, sondern es werden einige grundsätzliche Themen des Gesundheitssystems betrachtet“, so Meyer. „Daher haben wir diesen Beitrag für den diesjährigen Journalistenpreis der Deutschen Chirurgen ausgewählt.“
Mit dem Journalistenpreis der Deutschen Chirurgen zeichnet der BDC jährlich journalistische Arbeiten aus, in denen chirurgische Themen aus Ärzte- und/oder Patientensicht differenziert und faktenbasierend dargestellt werden. Der BDC fördert mit dem Preis die anspruchsvolle Aufbereitung chirurgischer und gesundheitspolitischer Themen.