Ein Film wird an der großen Leinwand des Kongresssaals gezeigt. Von wunderschönen schneebedeckten Gipfeln. Wahrscheinlich die Alpen. Man bekommt Lust, in die Berge zu fahren. Im Schnee zu gehen, Ski zu fahren. Genau wie die junge Frau im Film, die in den Bergen zuhause scheint – beim Skitouren, beim Berglaufen. Dann verändert sich die Stimmung im Kurzfilm, es wird hektischer, kurze Rettungsszenen werden gezeigt, eine Frauenstimme beschreibt den Moment, in dem sie fast gestorben ist. Die Bilder zeigen die Unfallstelle. Es geht 800 Höhenmeter in die Tiefe.
Eine junge Frau kommt auf die Bühne: Gela Allmann. Ringelshirt, Sneakers – ganz normal. Sie steckt hinter der Frauenstimme aus dem Film und man fragt sich sofort: Wie geht das? Wie hat sie das geschafft und überlebt? Genau deshalb hält Gela Allmann einen Impuls-Vortrag beim Bundeskongress Chirurgie. Sie redet über ihr Motto: „Fight, Smile, Love!“ Um ihren Weg aus ihrer Krise zu zeigen. Den Weg, nach ihrem schweren Unfall wieder zurück ins Leben zu kommen. Sie möchte anderen zeigen „Jeder kann das schaffen“.
2014 stürzt Gela Allmann bei einem Fotoshooting in Island in die Tiefe. „Ich war bei vollem Bewusstsein, völlig klar im Kopf habe ich jeden Knochenbruch miterlebt“, erzählt sie bei ihrem Vortrag. „Man spürt keinen Schmerz und es war wahnsinnig traumatisch für mich – aber es war auch mein Glück, weil ich mich so aus eigener Kraft noch retten konnte und nicht in den Fjord gefallen bin.“ Ihr Leben war nach dem Sturz auf dem Tiefpunkt, ihr Leben als Bergläuferin und Sportmodel. Eine junge Frau, die die Zugspitze in 2:45 hochläuft – eine Halbmarathon-Distanz mit 2.300 Höhenmeter. Zuerst kann sie nicht mal mehr ihre Finger bewegen.
„Ich möchte heute aber nicht über das Medizinische, über mein zertrümmertes Knie und Schulter, sprechen, sondern über mein Motto“, verspricht Gela Allmann beim Kongress. Jeder kennt sie, die Momente, vor denen man am liebsten wegrennen möchte: Gespräche, die man scheut, Situationen, die einem den Boden unter den Füßen wegreißen – Erfahrungen, die man niemandem wünscht.
Gela Allmanns Verletzungen:
Nasenbeinbruch
Abriss der Hauptversorgungsarterie im Oberschenkel
Ihre Situation nach dem Unfall soll ein Paradebeispiel für diese Momente sein. Gela Allmann realisiert nach danach, dass sie alles verloren hat. Alles, was bisher wichtig war in ihrem Leben: ihre Optik, ihre Körperlichkeit. Das zu akzeptieren, kam ihr nicht in den Sinn. „Man muss versuchen, im Regen zu tanzen und sich sagen, es wird funktionieren. Man muss gelassen sein, die Situation annehmen“, erzählt sie. Das „Smile“ kauft man ihr dabei sofort ab und man kann sich diese Frau ohne Lachen im Gesicht nicht vorstellen.
„Stellt euch mal völlig nackt vor den Spiegel, schaut euch in die Augen und schaut, wen ihr da wirklich seht. Was das für ein Mensch ist und was dieser Mensch da gerade für Ziele, für Träume hat. Ob der glücklich ist, wo der hinwill und vor was der gerade Angst hat. Oder auf was der gerade stolz ist,“ rät sie und sagt im gleichen Atemzug, wie blöd sich das anhören muss, es aber wirklich funktioniert. „Das sollte man immer machen, wenn man irgendwo im Leben nicht weiterkommt. Denn wenn uns etwas passiert, schauen wir oft nach außen. Nach innen schauen und sich die richtigen Fragen zu stellen ist aber viel wichtiger. Da kommt die eigene Kraft her, aber das vergessen wir oft.“
Selbstliebe und Respekt vor sich selber ist ihr Schlüssel, um sich aus Krisen aufzurappeln. Man soll erkennen wie „beschissen“ die eigene Situation ist, aber trotzdem einen Perspektivwechsel schaffen. Davon redet die junge Frau voller Begeisterung. Nach ihrem Unfall hat sie beschlossen, wieder auf den Berg zu kommen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein großes Ziel in ihrem Zustand. Sie ließ alle um sich herum davon wissen. Bis alle daran glaubten. Zusammen mit ihr. Diese Einstellung gab ihr die Stärke, jeden Tag so viel für ihre Genesung zu tun, wie nur möglich.
Dazu gehört wiederum eine große Portion Disziplin. „Durch meinen Sport war ich von Haus aus diszipliniert – das ist auf jeden Fall ein Vorteil – aber in kleinen Schritten kann das auch jeder schaffen.“ Durch Verbindlichkeiten. Mit Freunden oder Verwandten zum Beispiel. Wenn man zum Laufen verabredet ist, würde man wahrscheinlich auch im Regen gehen. Und Kleines funktioniert schließlich auch im Großen.
Gela Allman erzählt an dem Tag noch viel mehr. Am Ende sitzt man da und denkt sich „Alles schon mal gehört. Irgendwie.“ Aber Gela Allman reißt einen mit. Mit ihrer Lebenslust, mit ihrem Strahlen und ihrer festen Überzeugung, jede Krise überwinden zu können. Deshalb denk man als nächstes „Das versuche ich mal“. Und genau dazu sind Impuls-Vorträge schließlich da.
Mehr Über Gela Allmann
Sturz in die Tiefe: Wie ich 800 Meter fiel und mich zurück ins Leben kämpfte
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Malik (1. März 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3890294650
ISBN-13: 978-3890294650
Weilbach J: „Fight, Smile, Love!“ – mehr als nur ein Motto. Passion Chirurgie. 2019 Mai, 9(05): Artikel 09_01.
Autor des Artikels
Julia Weilbach
Presse & Social MediaBerufsverband der Deutschen Chirurgen e.V.Luisenstraße 58/5910117Berlin kontaktieren
Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge sind 78 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten derzeit mit den Leistungen des deutschen Gesundheitssystems zufrieden oder sehr zufrieden.
Prof. Michael Schäffer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Marienhospital Stuttgart, Landesverbandsvorsitzender von BDC|Baden-Württemberg und Sprecher der Landesverbände im Präsidium des BDC über die Faszination Chirurg zu sein, bedeutende Chirurgen-Persönlichkeiten und warum Work-Life-Balance heute kein Widerspruch mehr in diesem Beruf ist.
tandard Operating Procedures, kurz SOP, erhöhen die Patientensicherheit. Wenn man sie am meisten braucht, sind sie jedoch oft nicht zur Hand. Die App SOPHIA schafft hier Abhilfe. Mit ihr sind alle SOP eines Krankenhauses jederzeit für alle Mitarbeitenden einsehbar. Gleichzeitig vernetzt die App die Kliniken auch untereinander.
Es liegt nahe zu einem Jubiläumsanlass, die Gedanken in die Vergangenheit schweifen und eigene Erlebnisse und Erfahrungen wieder aufleben zu lassen. Den am ersten Viertelpunkt seines beruflichen Lebensweges stehenden Chirurgen drängen sich jedoch eher Fragen zur Zukunft unseres faszinierenden Fachgebietes auf. Eine ganz zentrale Frage betrifft den chirurgischen Nachwuchs.
Die April-Ausgabe der Passion Chirurgie befasst sich dieses Mal ausführlich mit dem Thema Hernienchirurgie. Als eine der am häufigsten durchgeführten Operationen zeichnet sich die Hernienchirurgie durch eine Vielfalt von Verfahren aus. Viele Varianten haben ihre Berechtigung und Indikationen, die es immer wieder zu hinterfragen und mit aktuellen Studienergebnissen abzugleichen gilt.
Neu ist ein maßgeschneiderter, individualisierter Ansatz – der sogenannate tailored approach -, der jedoch ebenso abhängig von guten randomisierten Studien im Sinne der evidenzbasierten Medizin ist. Da diese Studien z. T. noch fehlen, liegt es im Moment bei den einzelnen Chirurginnen und Chirurgen, sich über die besten Verfahren für jeden Einzelfall zu informieren und eine individuelle Therapieempfehlung zu geben.
In detaillierten Artikeln stellen Ihnen unsere Autoren den aktuellen Stand der verschiedenen Techniken und Materialien der Hernienchirurgie vor. Der CME-Weiterbildungsartikel beschäftigt sich mit der bildgebenden Diagnostik in der Behandlung von Leistenbeschwerden und Hernien.
Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist ein abstrakter, theoretischer Begriff, den wir Ihnen in dieser neuen Ausgabe der Passion Chirurgie näher bringen und für Sie mit praktischem Wissen verbinden wollen.
Die EbM ist ein unabdingbarer Begleiter zur optimalen Betreuung unserer Patienten und hilft uns, Indikationsstellung und Therapie transparent zu machen. Therapien oder Eingriffe, die heute noch modern und angebracht erscheinen, können schon morgen durch neue Verfahren ersetzt werden. Täglich erscheinen hunderte neuer Studien zu allen Aspekten der Medizin. Die EbM ist ein hilfreiches Werkzeug für den praktizierenden Chirurgen, um durch all diese Entwicklungen sicher zu navigieren.
Daher hoffen wir, Ihnen mit dieser Ausgabe Einblicke in den praktischen Nutzen von EbM liefern zu können. Neben einer Einführung in die Grundbegriffe in Form eines CME-zertifizierten Fortbildungsartikels präsentieren wir zwei Praxisbeispiele, anhand derer die Anwendung der EbM sowie der entsprechenden Quellen erläutert werden. Unsere Autoren geben außerdem Einblick in die praktische Nutzung von EbM in Deutschland und England und zeigen auf, welche Hürden noch zu nehmen sind.
Zentrales Thema unserer Februar-Ausgabe ist die Chirurgie im Kindesalter. Dieses Schwerpunktheft bringen wir in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie heraus und danken Prof. Schmittenbecher aus Karlsruhe und Prof. Ure aus Hannover für ihre aktive Mitarbeit als Herausgeber dieser Ausgabe von PASSION CHIRUGIE.
Die chirurgische Behandlung von Kindern findet traditionell nicht nur bei Kinderchirurgen, sondern auch in nahezu allen anderen chirurgischen Disziplinen statt. In diesem Heft wollen wir deshalb nicht nur über neueste Entwicklungen in der Kinderchirurgie berichten, sondern Alltagsfragestellungen und Indikationen zur Chirurgie im Kindesalter beleuchten, die beispielsweise für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgen von Bedeutung sind.
Zunächst ergänzen wir unseren bereits im vergangenen Jahr erschienen Artikel zur Appendizitis durch den spezifisch kinderchirurgischen Blickwinkel. In einem weiteren Artikel gehen wir auf die distale metaphysäre Unteramfraktur ein, die häufigste Fraktur im Kindesalter. Im CME-Artikel geht es um die Leistenhernie im Kindesalter, deren drei wichtigste Therapieoptionen besprochen und verglichen werden.
Mit der Erneuerung des Infektionsschutzgesetzes Anfang 2013 und dem vom AQUA-Institut entwickelten Surveillance Konzept zur „Vermeidung nosokomialer Infektionen” gibt es zwei aktuelle legislative Änderungen, mit denen sich die deutsche Ärzteschaft ernsthaft auseinandersetzen muss.
Daher haben wir Hygiene und Infektionsschutz zum Schwerpunkt dieser Ausgabe gemacht und geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Gesetzesänderungen und Entwicklungen. Gleichzeitig informieren wir über ein neues Fortbildungsangebot des BDC zur Erlangung der Zusatzqualifikation “Hygienebeauftragter Arzt”. Nach dem Willen des Gesetzgebers muss in jeder chirurgischen Abteilung und Praxis ab sofort ein ärztlicher Kollege mit dieser Qualifikation tätig sein.
Passend dazu geht es im aktuellen CME-Artikel um die Grundlagen rationeller Antibiotikatherapie, eine unerlässliche Strategie zur Eindämmung multiresistenter Bakterien, die in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben.
Wie Sie sehen werden, haben wir im Heft ein wenig renoviert: Es gibt die neue Rubrik Panorama mit Kurzberichten aus ganz unterschiedlichen Bereichen unseres Berufs- und Verbandslebens. Außerdem finden Sie jetzt alle Seminar- und Veranstaltungsdaten und Sporttermine gesammelt am Ende des Heftes in der Rubrik BDC|Termine.
Ganz besonders dürfen wir Sie mit dieser Ausgabe auf den gemeinsamen Bundeskongress Chirurgie vom 21.-23. Februar 2014 in Nürnberg und den parallel stattfinden Nachwuchskongress “Staatsexamen und Karriere” aufmerksam machen. Die Kongresse bieten die einmalige Chance sich chirurgisch sektorübergreifend fortzubilden und gleichzeitig mit interessierten Medizinstudenten ins Gespräch zu kommen. Bitte informieren Sie auch Ihre Kolleginnen und Kollegen über diesen Fortbildungskongress zum Jahresauftakt, der gemeinsam von BDC, BAO und BNC sowie vielen weiteren Partnern veranstaltet wird.