DAS POSITIONSPAPIER „DIGITALE TRANSFORMATION DER CHIRURGIE“ DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR CHIRURGIE
Auch das gesamte Feld der Chirurgie kann sich auf Dauer nicht dem Trend zur Digitalisierung entziehen. Es wäre auch unklug, diese Entwicklung rein passiv abzuwarten und damit hinzunehmen, was andere für unser Fach als sinnvoll und zweckmäßig erachten. Der Generalsekretär der Gesellschaft für Chirurgie, Prof. Meyer, hat deshalb eine Initiative ins Leben gerufen, die sich aktiv nach innen und von außen wahrnehmbar mit dem Phänomen der „Digitalisierung“ auseinandersetzen soll und die alle Fachgesellschaften der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie einbindet.
Die „digitale Revolution“ ist kein eindeutig beschreibbarer, homogener Prozess, sondern nur die Summe von vielen einzelnen Entwicklungen, die keineswegs nur technischer oder erkenntnistheoretischer Natur sind, sondern auch gesellschaftliche, politische und nicht zuletzt ethische Bezüge haben.
Durch seine Komplexität ist der Umwälzungsprozess nur schwer zu überschauen – speziell aus der Sicht des Chirurgen, der in der Regel nur marginale Kenntnisse der modernen IT besitzt. Dies erzeugt Unsicherheit oder gar Angst und blockiert den Willen und die Fähigkeit, sich den beiden wichtigsten Herausforderungen für die Chirurgie zu stellen, die sich jetzt durch die Digitalisierung der Chirurgie ergeben:
Einerseits ist es höchste Zeit, die Chancen zu identifizieren und alles daran zu setzen, sie auch in unserem und für unser Fach einzusetzen.
Andererseits müssen auch potentielle Gefahren rechtzeitig erkannt und Fehlentwicklungen vermieden werden.
Die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema der Digitalisierung in der Chirurgie ist also dringend geboten. Erforderlich dafür ist eine gemeinsame Terminologie, ein ausreichendes Verständnis der Werkzeuge und Prozesse und eine systematische Beschreibung heute bereits ablaufender und künftig zu erwartender Entwicklungen.
Dazu soll von der Projektgruppe der DGCH ein Positionspapier verfasst werden, das mehrere Ziele verfolgen soll:
Die verständliche Darstellung und begriffliche Klärung der für die Chirurgie relevanten Werkzeuge, Methoden und Prozesse.
Die Zuordnung der unter 1. aufgeführten Inhalte zu den spezifischen Anwendungsbereichen innerhalb der Chirurgie im weiteren Sinn. Das umfasst nicht nur den Einsatz in allen prä-, intra- und postoperativen Schritten, sondern auch alle damit direkt oder indirekt verbundenen Prozesse wie z. B. Organisation, Administration, rechtliche Fragen und Ethik.
Die gemeinsame Aufdeckung von noch bestehenden Defiziten und die Definition von Handlungsfeldern.
Für diese Aufgabe hat die DGCH – in praktischer Umsetzung durch ihre Sektion für computer- und telematikassistierte Chirurgie (CTAC) gemeinsam mit der chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung (CAQS) – einen Expertenkreis einberufen, dem ausgewiesene chirurgische Experten für alle Teilaspekte des Digitalisierungsprozesses angehören. Diese erarbeiten in einem strukturierten Vorgehen interaktiv das geplante Positionspapier, das primär für die Mitglieder der DGCH bestimmt ist. Darüber hinaus soll es aber auch der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden und als Basis für die Diskussion der DGCH mit anderen medizinischen Fachgesellschaften sowie politischen oder behördlichen Gremien dienen.
Um dem Papier eine hinreichende fachliche Tiefe und damit Überzeugungskraft zu geben, reicht allerdings die Bearbeitung der Thematik allein durch Chirurgen – unbeschadet der oft ausgezeichneten Expertise in Einzelaspekten – sicher nicht aus.
Die Abfassung des Positionspapiers verlangte die Einbeziehung von Experten aus den Grundlagen- und Ingenieurwissenschaften sowie der Informatik, die die betreffenden Wissensdomänen besser überschauen. Als diesbezügliche Partner konnten die Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik im Verband der Elektrotechnik (VDE) und die Deutsche Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) gewonnen.
Die Gesamtprojektgruppe wurde folgendermaßen strukturiert:
Das sogenannte „Kernteam“ besteht aus Prof. Dr. med. Dr. h. c. H.-J. Meyer, Generalsekretär der DGCH; Prof. Dr. med. H. Feußner, CTAC; Prof. Dr. med. A. Stier, CAQS; Dr. med. K. Neuder, DGBMT im VDE.
Dem Redaktionsteam gehören die folgenden Personen an: PD Dr. med. D. Back, Ulm; Dr. med. Dr. S. Böttger, Giessen; Dr. med. Ch. Czermak, Heidelberg; Prof. Dr. med. I. Gockel, Leipzig; Dr. med. J. Goedeke, Mainz; Dr. med. E. Hecker, Herne; PD Dr. med. A. Kirschniak, Tübingen; Prof. Dr. med. M. Kleemann, Lübeck; Ing. J. Klodmann, Oberpfaffenhofen; Prof. Dr. med. B. Müller, Heidelberg; Prof. Dr. med. Th. Neumuth, Leipzig; Dipl.-Ing. D. Ostler, München; Prof. Dr. med. St. Rosahl, Erfurt; Dr. med. S. Tretbar, St. Ingbert; PD Dr. med. D. Wilhelm, München; PD Dr. med. Th. Wittenberg, Erlangen
Mitglieder des Kernteams
Mitglieder des Redaktionsteams
Mitglieder des Projektteams
Die Arbeit des Kern- und Redaktionsteams wird unterstützt durch die weiteren Mitglieder des Projektteams: PD Dr. med. H. Kenngott, Heidelberg; Dr. med. M. Kranzfelder, München; Prof. Dr. med. W. Lamadé, Überlingen; Dr. med. St. Mayer, Leipzig; PD Dr. med. F. Nickel, Heidelberg; Dr. med. D. Pförringer, München; Dr. med. St. Rohleder, Mainz; Dr. med. J. Sperber, Saarbrücken
Das Positionspapier wird insgesamt drei große Abschnitte umfassen. In Abschnitt 1 werden technische Grundlagen auch für nicht damit vertraute „Einsteiger“ in das Thema erläutert.
Im größeren zweiten Teil werden die konkreten Applikationen der Digitalisierung in der Chirurgie anhand von fünf Themengebieten und Arbeitsbereichen illustriert:
TG/AB I Tele-Health
TG/AB II Perioperative Aspekte der Digitalisierung
TG/AB III Digitalisierung intraoperativer Prozesse
TG/AB IV Lehre/Forschung
TG/AB V Human Factors
In Abschnitt 3 werden schließlich die konkreten Positionen und Forderungen aus chirurgischer Sicht präzisiert.
Die inhaltliche Bearbeitung ist derzeit in vollem Gang, mit dem Ziel, die erste Version des Positionspapiers zum Chirurgenkongress 2020 der chirurgischen Öffentlichkeit vorzustellen. Ein Diskurs insbesondere bezüglich des dritten Abschnitts mit der durchpointierten Darstellung chirurgische Positionen und Forderungen ist dabei zu erwarten und aus Sicht der Autoren durchaus gewünscht. Am Ende soll jedoch ein konsensfähiges Papier entstehen, das die Position aller Chirurginnen und Chirurgen zum Ausdruck bringt und dementsprechend eine mächtigere Wirksamkeit entfaltet.
Es soll eine emotionslose und objektive Einschätzung des positiven und negativen Potenzials der „digitalen Transformierung“ in der Chirurgie ermöglichen und somit als Grundlage für künftiges Handeln dienen. Damit wäre dieses chirurgische Positionspapier mit seiner Systematik und seinem Umfang das erste seiner Art von allen medizinischen Disziplinen. Vielleicht kann es dadurch sogar zu einem Kristallisationskern für eine gemeinsame Positionierung aller interventionellen Fächer oder gar der Medizin in ihrer Gesamtheit werden. Jedenfalls erwarten die Autoren mit Spannung zunächst die Perzeption der chirurgischen Öffentlichkeit im Frühjahr nächsten Jahres.
Feußner H, Wilhelm D: Die Digitalisierung nicht anderen überlassen! Passion Chirurgie. 2019 November, 9(11): Artikel 03_02.
Autoren des Artikels
Prof. Dr. med. Hubertus Feussner
Klinik und Poliklinik für ChirurgieKlinikum rechts der IsarTechnische Universität MünchenIsmaninger Str. 2281675München
PD Dr. med. Dirk Wilhelm
Geschäftsführender OberarztKlinik und Poliklinik für ChirurgieKlinikum rechts der Isar Technische Universität MünchenIsmaningerstr.2281675München kontaktieren
Die April-Ausgabe der Passion Chirurgie befasst sich dieses Mal ausführlich mit dem Thema Hernienchirurgie. Als eine der am häufigsten durchgeführten Operationen zeichnet sich die Hernienchirurgie durch eine Vielfalt von Verfahren aus. Viele Varianten haben ihre Berechtigung und Indikationen, die es immer wieder zu hinterfragen und mit aktuellen Studienergebnissen abzugleichen gilt.
Neu ist ein maßgeschneiderter, individualisierter Ansatz – der sogenannate tailored approach -, der jedoch ebenso abhängig von guten randomisierten Studien im Sinne der evidenzbasierten Medizin ist. Da diese Studien z. T. noch fehlen, liegt es im Moment bei den einzelnen Chirurginnen und Chirurgen, sich über die besten Verfahren für jeden Einzelfall zu informieren und eine individuelle Therapieempfehlung zu geben.
In detaillierten Artikeln stellen Ihnen unsere Autoren den aktuellen Stand der verschiedenen Techniken und Materialien der Hernienchirurgie vor. Der CME-Weiterbildungsartikel beschäftigt sich mit der bildgebenden Diagnostik in der Behandlung von Leistenbeschwerden und Hernien.
Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist ein abstrakter, theoretischer Begriff, den wir Ihnen in dieser neuen Ausgabe der Passion Chirurgie näher bringen und für Sie mit praktischem Wissen verbinden wollen.
Die EbM ist ein unabdingbarer Begleiter zur optimalen Betreuung unserer Patienten und hilft uns, Indikationsstellung und Therapie transparent zu machen. Therapien oder Eingriffe, die heute noch modern und angebracht erscheinen, können schon morgen durch neue Verfahren ersetzt werden. Täglich erscheinen hunderte neuer Studien zu allen Aspekten der Medizin. Die EbM ist ein hilfreiches Werkzeug für den praktizierenden Chirurgen, um durch all diese Entwicklungen sicher zu navigieren.
Daher hoffen wir, Ihnen mit dieser Ausgabe Einblicke in den praktischen Nutzen von EbM liefern zu können. Neben einer Einführung in die Grundbegriffe in Form eines CME-zertifizierten Fortbildungsartikels präsentieren wir zwei Praxisbeispiele, anhand derer die Anwendung der EbM sowie der entsprechenden Quellen erläutert werden. Unsere Autoren geben außerdem Einblick in die praktische Nutzung von EbM in Deutschland und England und zeigen auf, welche Hürden noch zu nehmen sind.
Zentrales Thema unserer Februar-Ausgabe ist die Chirurgie im Kindesalter. Dieses Schwerpunktheft bringen wir in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie heraus und danken Prof. Schmittenbecher aus Karlsruhe und Prof. Ure aus Hannover für ihre aktive Mitarbeit als Herausgeber dieser Ausgabe von PASSION CHIRUGIE.
Die chirurgische Behandlung von Kindern findet traditionell nicht nur bei Kinderchirurgen, sondern auch in nahezu allen anderen chirurgischen Disziplinen statt. In diesem Heft wollen wir deshalb nicht nur über neueste Entwicklungen in der Kinderchirurgie berichten, sondern Alltagsfragestellungen und Indikationen zur Chirurgie im Kindesalter beleuchten, die beispielsweise für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgen von Bedeutung sind.
Zunächst ergänzen wir unseren bereits im vergangenen Jahr erschienen Artikel zur Appendizitis durch den spezifisch kinderchirurgischen Blickwinkel. In einem weiteren Artikel gehen wir auf die distale metaphysäre Unteramfraktur ein, die häufigste Fraktur im Kindesalter. Im CME-Artikel geht es um die Leistenhernie im Kindesalter, deren drei wichtigste Therapieoptionen besprochen und verglichen werden.
Mit der Erneuerung des Infektionsschutzgesetzes Anfang 2013 und dem vom AQUA-Institut entwickelten Surveillance Konzept zur „Vermeidung nosokomialer Infektionen” gibt es zwei aktuelle legislative Änderungen, mit denen sich die deutsche Ärzteschaft ernsthaft auseinandersetzen muss.
Daher haben wir Hygiene und Infektionsschutz zum Schwerpunkt dieser Ausgabe gemacht und geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Gesetzesänderungen und Entwicklungen. Gleichzeitig informieren wir über ein neues Fortbildungsangebot des BDC zur Erlangung der Zusatzqualifikation “Hygienebeauftragter Arzt”. Nach dem Willen des Gesetzgebers muss in jeder chirurgischen Abteilung und Praxis ab sofort ein ärztlicher Kollege mit dieser Qualifikation tätig sein.
Passend dazu geht es im aktuellen CME-Artikel um die Grundlagen rationeller Antibiotikatherapie, eine unerlässliche Strategie zur Eindämmung multiresistenter Bakterien, die in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben.
Wie Sie sehen werden, haben wir im Heft ein wenig renoviert: Es gibt die neue Rubrik Panorama mit Kurzberichten aus ganz unterschiedlichen Bereichen unseres Berufs- und Verbandslebens. Außerdem finden Sie jetzt alle Seminar- und Veranstaltungsdaten und Sporttermine gesammelt am Ende des Heftes in der Rubrik BDC|Termine.
Ganz besonders dürfen wir Sie mit dieser Ausgabe auf den gemeinsamen Bundeskongress Chirurgie vom 21.-23. Februar 2014 in Nürnberg und den parallel stattfinden Nachwuchskongress “Staatsexamen und Karriere” aufmerksam machen. Die Kongresse bieten die einmalige Chance sich chirurgisch sektorübergreifend fortzubilden und gleichzeitig mit interessierten Medizinstudenten ins Gespräch zu kommen. Bitte informieren Sie auch Ihre Kolleginnen und Kollegen über diesen Fortbildungskongress zum Jahresauftakt, der gemeinsam von BDC, BAO und BNC sowie vielen weiteren Partnern veranstaltet wird.