07.08.2020 BDC|News
Chirurg aus Leidenschaft
Prof. Dr. med. Carsten Krones ist Leiter des Themen-Referats „Leitende KrankenhauschirurgInnen” des BDC und Mitglied im erweiterten Vorstand. In unserer Artikelserie erzählt er seine persönliche Geschichte, warum er Chirurg geworden ist – und warum er seither für diesen Beruf brennt.
In meinen frühen Grundschultagen erkrankte meine Mutter schwer. Auch ein wochenlanger Krankenhausaufenthalt meiner Mutter brachte für uns keine befriedigende Klärung. Da gab es also etwas zu lösen, und wenn es kein anderer macht… Und so hatte ich im zarten Alter von acht Jahren meinen Beruf gefunden. „Ich werde Arzt!“, antwortete ich in schönster Regelmäßigkeit – auch nachdem meine Mutter bereits lange genesen war – auf die immer wiederkehrende Tanten-Onkel-Oma-Opa-Nachbar-Frage nach dem späteren Berufswunsch mit leicht überheblichem, aber unbeirrbaren Selbstverständnis, was je nach Zugeneigtheit der fragenden Person wechselnd beeindruckte oder brüskierte.
Meine restliche Kindheit verlief völlig normal, und wurde – wie es einem Vorstadtjungen aus dem Ruhrgebiet geziemt – von regelmäßigen, größeren und kleineren Unfällen unterbrochen, die meinen Vater und mich zu genauso regelmäßigen Besuchen in die Chirurgie des lokalen Krankenhauses führten. Und woran mein Vater sich nie gewöhnen konnte, dass Knochen beim Sturz vom Baum, beim Fußball oder bei der Kollision mit wohlgemerkt stehenden Autos bei Kindern leider brechen und die Haut platzt. Mein Augenmerk als routinierter Stammgast der Unfallambulanz fiel dagegen bald auf anderes.
Während Papa also wieder mal blass auf der Liege neben mir lag –mein Unterarm war gebrochen –wurde ihm in den goldenen 70ern als Kreislaufstütze sogar ernsthaft ein Cognac angeboten, meine Aufmerksamkeit gehörte jedoch mehr und mehr den handelnden Personen. Die vom ärztlichen und pflegerischen Ambulanzpersonal ausgestrahlte, gesunde Mischung aus gelassener Souveränität und stringenter Handlungsbereitschaft beeindruckte mich gepaart mit einer Prise lässigen Draufgängertums tief und vor allem nachhaltig. „Ich werde Chirurg!“, lautete für mich als Spross einer Handwerkerfamilie nicht mehr ganz überraschend nun die Lösung im Familien- und Freundeskreis.
Nach meinem Abitur folgte das Studium und mit fortschreitenden Erfahrungen und Kontakten verfestigte sich das unbedarfte Motto des Adoleszenten zu einem veritablen Ziel. Denn auch die angestrebte Peergroup stimmte, konnten Chirurgen doch beides: Pflicht und Kür, also viel arbeiten und fröhlich feiern. Aus dem Beruf wurde Berufung. Heute, 27 Jahre nach dem Start in einer kleinen Kölner Klinik, nach Stationen in allen Versorgungsstufen, nach dem Überstehen von 27 Ober- und vier Chefärzten, arbeite ich jetzt knapp zehn Jahre als Chefarzt: Ein solider Realitätssinn überstrahlt die juvenile Naivität von einst. Doch geblieben ist die Begeisterung für die Kraft des Faktischen, für den befreienden Charakter der Tat, für die Konsequenz stringenten Handelns, für die Kombination von Härte und Empathie, für die unmittelbare Beteiligung an echter Heilung und für die damit verbundene, tiefe und ganz persönliche Bedeutung im Leben der anvertrauten Patienten. Chirurg zu sein, ist ein ganz wunderbarer Beruf, und die Chirurgie eine ganz wunderbare Berufung. Selbst die mittlerweile fast unzähligen deutschen Gesundheitsreformen konnten diese Faszination nicht brechen. Und so würde ich alles wieder so machen. Übrigens auch Chefarzt werden, doch das ist eine eigene Geschichte.
Autor des Artikels
Prof. Dr. med. Carsten Johannes Krones
Leiter BDC-Themen-Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
01.01.2012 Aus- & Weiterbildung
Jahresbericht 2011 aus dem Ressort Nachwuchsförderung beim BDC
Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht nicht nur die Gewinnung von chirurgischem Nachwuchs, denn wir dürfen bei allen Diskussionen um den fehlenden Nachwuchs die chirurgisch tätigen Kollegen jenseits des Oberarzt- und Chefarztstatus nicht aus dem Fokus verlieren. Sie sind es, die die chirurgische Versorgungsqualiät unter schwierigen gesundheitspolitischen, gesundheitswirtschaftlichen und klinikindividuellen Gegebenheiten mit aufrechterhalten.
01.01.2012 Aus- & Weiterbildung
Erfolgsgeschichte seit über 4 Jahren: Die BDC-Nachwuchskampagne „Nur Mut!“
Es zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab. Aktuelle
01.11.2011 BDC|News
Aktionsangebote für BDC-Mitglieder
November 2011 Alle Aktionsangebote für BDC-Mitglieder…
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.