Alle Artikel von Wolfgang Schröder

Wundmanagement als Fortbildung neu gedacht

Wenn ein Thema in die Chirurgie gehört und chirurgischer nicht sein kann – dann alles rund um das Wundmanagement. Denn es vergeht praktisch kein Arbeitstag, an dem wir Chirurgen:innen nicht in irgendeiner Form Wunden beurteilen und behandeln müssen. Nicht nur, weil wir mit jedem operativen Eingriff in der Chirurgie Wunden setzen, sondern auch, weil traumatisch bedingte und chronische Wunden zum täglichen Geschäft einer jeden chirurgischen Ambulanz und Station gehören. Ist doch klar, dass wir bei einem so wichtigen Thema alle Experten sind und unterschreiben, dass die Chirurgie ohne ein gutes Wundmanagement nicht bestehen kann. Was zunächst selbstverständlich klingt, erweist sich spätestens beim zweiten Blick als ein Gebiet mit Nachholbedarf. Sind wir wirklich immer sicher, welches moderne Wundmaterial mit welcher Rationalen bei chronischen Wunden oder einer komplizierten Wundheilung zum Einsatz kommen sollte? Grund genug, das Thema noch einmal auf unsere persönliche Fortbildungsagenda zu nehmen.

AMBOSS hat sich zusammen mit der BDC|Akademie auf den Weg gemacht und dieses Thema als Fortbildung neu gedacht. Und das in einem Format, welches sich bei vielen anderen AMBOSS-Produkten bereits bewährt hat. 100% online und damit zeitlich und örtlich flexibel zu bearbeiten, hochwertige Qualität der Präsentation mit praxisnaher Darstellung direkt aus der Patientenversorgung und am Ende noch CME zertifiziert. Nicht ohne Grund nutzen 75 % der jungen Assistenzärzt:innen gegenwärtig dieses AMBOSS-Konzept.

Das Ziel dieser Fortbildung ist einfach formuliert. Es geht um die Verbesserung der Wundversorgung auf allen Versorgungsebenen und das für alle, die in ihrer täglichen medizinischen Routine mit Wunden zu tun haben. Mit diesem Anspruch haben die Chirurgin und Ärztliche Wundexpertin (ICW) Dr. Iris Schumacher sowie die Gesundheits- und Krankenpflegerin und Fachtherapeutin Wunde (ICW) Rebecca Wiezcorek diese Fortbildung aufwendig konzipiert. Beide Expertinnen sind seit vielen Jahren speziell im Wundmanagement tätig. Das finale Produkt ist überzeugend und das erste seiner Art auf dem Markt.

In sieben Modulen wird das breite Spektrum des Wundmanagement aufgearbeitet. Wundbeurteilung mit Fotodokumentation von akuten und chronischen Wunden und eine übersichtliche Gliederung der eingesetzten Wundprodukte sind vermitteltes Grundlagenwissen im ersten Modul. Weitere Module adressieren arteriell und venös bedingte Wunden mit ihren zugrundeliegenden Erkrankungen, den Dekubitus und postoperative Wundheilungsstörungen. Den Schlusspunkt bildet ein Kapitel über das Einmaleins der Verordnungen. Jedes Modul enthält ein praxisnahes Video von 15 bis 25 Minuten Länge und wird ergänzt durch relevante Kapitel aus der AMBOSS Online-Bibliothek. Mit der Beantwortung von zehn CME Fragen kann die eigene Kompetenz überprüft und mit CME Punkten zertifiziert werden.

Mal ehrlich gefragt – warum nicht die Möglichkeit dieses gezielten Updates nutzen, auch um dieses wichtige Thema geräuschlos wieder von unserer persönlichen Fortbildungsagenda streichen zu können? Ein Versuch ist es mit diesem Angebot sicherlich wert.

Hier geht´s zum BDC-Mitgliedervorteil für die Online-Fortbildung auf AMBOSS: Mitgliedervorteil

Link: https://go.amboss.com/BDC-Wundversorgung

Schröder W: Wundmanagement als Fortbildung neu gedacht. Passion Chirurgie. 2024 Juni; 14(06/II): Artikel 04_01.

Akademie aktuell: Keine Selbstverständlichkeit – 17 Jahre Engagement für den BDC!

Zum letzten Mal führte Seminarleiter Professor Dr. Thomas Steinmüller im März fünf Tage lang durch das Facharztvorbereitungsseminar Allgemein- und Viszeralchirurgie des BDC in Berlin. Anlass genug, dass Professor Schröder, der Leiter der BDC|Akademie, nach Berlin kam, um ihm am Beginn des Seminars für sein herausragendes Engagement für chirurgische Fortbildung zu danken und ihn offiziell zu verabschieden. Das Seminar selbst ist ein wichtiges Element in der Vorbereitung auf die Facharztprüfung für Allgemein- und Viszeralchirurgie und wird auch gerne als Refresher-Kurs für Fachärzte und Fachärztinnen genutzt. Rund 40 Teilnehmende haben diese letzte Chance genutzt, von Professor Steinmüllers langjähriger chirurgischer Erfahrung etwas mitzunehmen.

Seit fast 17 Jahren engagierte sich Prof. Steinmüller für die BDC|Akademie und bereitete in dieser Zeit mehr als 1.300 angehende Fachärztinnen und -ärzte auf die Facharztprüfung vor. Außerdem war er Seminarleiter des Kurses „Viszeralchirurgie Kompakt – Endokrine Chirurgie“ der BDC|Akademie. Professor Steinmüller ist seit 2006 Chefarzt an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie an den DRK Kliniken Berlin Westend und wurde unter anderem für die onkologische Abdominal- und Schilddrüsenchirurgie ausgezeichnet. Auch an der Einführung zahlreicher minimalinvasiver Verfahren war Professor Steinmüller an seiner Klinik maßgeblich beteiligt, beispielsweise der retroperitoneoskopischen Resektion der Nebenniere.

Wir sind überaus dankbar für Professor Steinmüllers konstante und unermüdliche Arbeit für den BDC und seinen herausragenden Einsatz für die Chirurgie! Dieses Engagement ist keine Selbstverständlichkeit!

Mit diesem letzten Seminar wurde der Staffelstab nun an seinen Kollegen Professor Dr. Gero Puhl übergeben, der mit ihm seit 2022 das Team der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie der DRK Kliniken Berlin Westend leitet. Professor Puhl ist renommierter Abdominalchirurg mit ausgewiesenem Schwerpunkt in der minimalinvasiven und roboterassistierten Chirurgie. Die BDC|Akademie freut sich auf die Zusammenarbeit.

Zu den Veranstaltungen der BDC|Akademie…

Abb. 2, 3: Professor Steinmüller und Professor Schröder auf dem Seminar

Zur Person

Prof. Dr. med. Thomas Steinmüller
Facharzt für Chirurgie
Senior Consultant
Klinik für Allgemein-,
Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie
DRK Kliniken Berlin Westend

Chirurgie+

Schröder W, Kunze C: Keine Selbstverständlichkeit – 17 Jahre Engagement für den BDC! Passion Chirurgie. 2024 Mai; 14(05): Artikel 04_01.

Prähabilitation – ein Konzept des perioperativen Managements mit Potential

Ein wesentliches Ziel der onkologischen Chirurgie besteht darin, die postoperative Morbidität eingriffsspezifisch so weit als möglich zu reduzieren. Hiermit sollen nicht nur die unmittelbare Lebensqualität der Patienten, sondern auch das onkologische Outcome verbessert werden. Zum einen ist für multiple Tumorentitäten nachgewiesen, dass die Rate postoperativer Komplikationen das Überleben direkt negativ beeinflusst, zum anderen werden signifikant weniger adjuvante Therapien nach komplikativen postoperativen Verläufen durchgeführt.

Gegenwärtig werden verschiedene wissenschaftliche Ansätze zur Reduktion der postoperativen Morbidität untersucht. Hierzu gehören insbesondere die geeignete Selektion von Patienten für spezifische Eingriffe sowie die Zentralisierung komplexer chirurgischer Prozeduren auf spezialisierte Standorte. Aber auch das perioperative Management selbst zielt unmittelbar auf eine Reduktion postoperativer Komplikationen ab. Intraoperativ haben sich in vielen Bereichen der onkologischen Chirurgie minimalinvasive Operationstechniken durchgesetzt, während postoperativ zunehmend sog. Fast-track-Konzepte mit diesem Ziel implementiert werden. Die Prähabilitation verfolgt dagegen den Ansatz, bereits präoperativ komplikationsträchtige Organdysfunktionen zu identifizieren, vor dem geplanten Eingriff zu konditionieren und so die Leistungsfähigkeit des Patienten vor dem Operationstrauma zu steigern. „Fit for surgery“ ist der Leitsatz dieses interdisziplinären Grundgedankens.

Im Folgenden soll in einem kurzen Überblick der aktuelle Wissenstand zur Prähabilitation hinsichtlich seiner Rationalen, praktischen Durchführung und gegenwärtigen Evidenz zusammengefasst werden.

Definition und Rationale der Prähabilitation

Unter Prähabilitation wird im Allgemeinen ein präoperatives Behandlungskonzept verstanden, welches nach Untersuchung der einzelnen Organfunktionen verschiedene Übungen, Interventionen und Lifestyle-Modifikationen umfasst, die auf eine Verbesserung der präoperativen funktionellen Kapazität und damit eine Reduktion der postoperativen Morbidität abzielen.

Damit wird deutlich, dass Prähabilitation ein auf den spezifischen operativen Eingriff bezogenes Behandlungskonzept ist, welches sich an den Organdysfunktionen des individuellen Patienten orientiert. „One size does not fit all“ ist die Richtschnur der Prähabilitation. Ein junger gesunder Patient, der zur Versorgung eines Leistenbruchs ansteht, bedarf keiner Prähabilitation. Eine ältere, adipöse Patientin mit geplantem Hüftgelenksersatz wird von einer physiotherapeutischen Prähabilitation möglicherweise profitieren. Ein Patient mit Ösophaguskarzinom mit eingeschränkter pulmonaler Funktion und relevantem Gewichtsverlust weist vor geplanter Ivor-Lewis-Ösophagektomie ein erhebliches Potential zur Prähabilitation auf.

Prähabilitationskonzepte finden mittlerweile in fast allen chirurgischen Fachdisziplinen Anwendung. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der onkologischen Chirurgie, da hier besonders häufig ältere Patienten mit multiplen Komorbiditäten behandelt werden. In einer aktuell publizierten, populationsbasierten Kohortenstudien konnte gezeigt werden, dass nach elektiven, großen chirurgischen Eingriffen („Major Surgery“) das 1-Jahres-Überleben signifikant mit dem Lebensalter des Patienten korreliert und Patienten > 80 Jahre eine kumulative Mortalität von 20 % aufweisen [1]. Diese exemplarisch aufgeführten Daten werden durch andere organbezogene Untersuchungen unterstrichen. Sie stellen die Rationale eines Prähabilitationskonzeptes. Die Idee der Prähabilitation basiert auf einer Stärkung der eingeschränkten Altersphysiologie vor dem operativen Trauma, welche in der postoperativen Phase dann zu einer schnelleren Rekonstitution des initialen Gesundheitszustandes führt, (s. Abb. 1) [2]. Aus pathophysiologischer Sicht erscheint es plausibel, dass postoperative „Fast-track“-Konzepte hier synergistische Effekte aufweisen, dieser Zusammenhang wurde bisher aber noch nicht weiter untersucht.

Abb. 1: Konzept der Prähabilitation (modifiziert nach [2])

Konzepte der Prähabilitation

Der Patientenpfad zur Prähabilitation umfasst in der Regel vier unterschiedliche Phasen:

  1. die Selektion der Patientengruppe (Screening),
  2. die Einschätzung der vorhandenen funktionellen Kapazität (Assessment),
  3. die eigentliche Behandlung (Intervention) und
  4. die Beurteilung der erzielten Verbesserung (Re-Assessment).

Die Selektion der zu behandelnden Patienten orientiert sich an der eingriffsspezifischen Morbidität und dem individuellen Potential zur Verbesserung. Im Assessment sind gebräuchliche Scores des Allgemeinzustandes wie ASA oder ECOG nicht ausreichend differenziert, um die individuell eingeschränkte Leistungsfähigkeit exakt zu definieren. Hier werden stattdessen häufig der 6-Minuten-Gehtest oder auch zunehmend der Frailty-Score eingesetzt. Frailty ist definiert als ein multidimensionales geriatrisches Syndrom, gekennzeichnet durch den Verlust von individuellen physiologischen Reserven sowie eine erhöhte Vulnerabilität gegenüber internen und externen Stressoren. Zur Evaluation umfasst die Frail-Scale modifiziert nach Fried die Faktoren Gewichtsverlust, Erschöpfung, körperliche Aktivität, Gehgeschwindigkeit und Handkraft. Der resultierende Score unterteilt die Patienten dann in die Kategorien „robust“, „prefrail“ und „frail“. Der Score wurde in multiplen Beobachtungsstudien validiert und korreliert signifikant mit der postoperativen Mortalität [1, 3]. Bei thorakalen Eingriffen ist dazu die präoperative Evaluation der Lungenfunktion mittels Spirometrie obligat. Zentraler Baustein des präoperativen Assessments ist die Beurteilung des Ernährungsstatus. Hier gibt der Body Mass Index (BMI) eine erste orientierende Einschätzung, da unter- und übergewichtige Patienten oft ein schlechteres postoperatives Ergebnis aufweisen. Zunehmende Anwendung findet der Nutritional Risk Index (NRI), der in einem Vor- und Hauptscreening die Störung des Ernährungszustands über den Gewichtsverlust (in % des Körpergewichts/Zeit), die Schwere der Grunderkrankung sowie das Alter des Patienten dokumentiert. Der finale Score kann ein Ernährungsrisiko identifizieren und eine individuelle Ernährungsberatung empfehlen. Für einen Patienten > 70 Jahre mit einer onkologischen Grunderkrankung sowie einem Gewichtsverlust von > 5 % des Körpergewichts in zwei Monaten wird diese Empfehlung bereits ausgesprochen. Von zunehmender prognostischer Bedeutung ist auch die Sarkopenie, die den altersbedingten Verlust an Muskelmasse und -funktion beschreibt. Zur Bemessung der Sarkopenie wird im CT-Abdomen auf Höhe des dritten Lendenwirbelkörpers exemplarisch der Querschnitt des M. psoas in mm² berechnet und mit Referenzwerten für Männer bzw. Frauen verglichen. Insgesamt ist zu beachten, dass Mangelernährung, Frailty und Sarkopenie oft kombiniert zu beobachten sind, dies aber nicht zwingend der Fall sein muss.

Nach dem Assessment folgt die eigentliche Intervention, die in den gegenwärtigen Prähabilitationskonzepten vier Bereiche umfasst [2, 4]. Hierzu gehören

  1. körperliche (zumeist anaerobe) und spirometrische Übungen zur Verbesserung der Muskelkraft und funktionellen Lungenkapazität, damit einhergehend
  2. die Optimierung und Anpassung der Ernährung. Begleitet wird dieses Programm von einem
  3. kognitiven Training zur Verbesserung der Resilienz durch Relaxationsübungen oder auch eine psychoonkologische Betreuung sowie
  4. Lifestyle-Modifikationen, die in erster Linie den Verzicht auf Nikotin und Alkohol umfassen.

Für jeden Patienten wird in diesen vier Bereichen ein individuell angepasstes Trainingsprogramm durch ein interdisziplinäres Team aus Internisten/Chirurgen, Physiotherapeuten, Ernährungsmedizinern und Psychotherapeuten zusammengestellt, welches für wenigstens vier Wochen vor dem geplanten Eingriff durchgeführt werden sollte [4]. Diese Vorgaben verdeutlichen den hohen personellen und organisatorischen Aufwand dieser Programme. Im Re-Assessment werden die angewandten Testverfahren wiederholt, um eine Verbesserung der diagnostizierten Organdysfunktionen durch das gezielte Trainingsprogramm zu dokumentieren.

Aktuelle Evidenz der Prähabilitation

In 2023 wurde von der AWMF in der S3-Leitlinie Perioperatives Management bei gastrointestinalen Tumoren (POMGAT) die aktuelle Evidenz zur Prähabilitation publiziert [5]. Diese Leitlinie analysierte die Parameter Mortalität, Gesamt-Komplikationen, pulmonale Komplikationen, Verweildauer im Krankenhaus und auf der Intensivstation sowie Lebensqualität. Die Ergebnisse wurden neben der Betrachtung des Gesamtkollektivs zusätzlich in definierte Risikogruppen stratifiziert. Für keine der untersuchten Outcome-Variablen konnte ein Effekt nachgewiesen werden. Lediglich die pulmonalen Komplikationen wurden wahrscheinlich durch die Prähabilitation im gesamten Kollektiv positiv beeinflusst. Dazu ließ sich bei den Gesamt-Komplikationen ein möglicher Effekt für einzelne Risikokollektive annehmen. Die Ergebnisse der Leitlinie wurden in einer aktuellen Publikation bestätigt, welche die bisher publizierten systematischen Reviews und Metaanalysen in einem sog. Umbrella-Review zusammenfasst [6]. Zusammenfassend ist der Nutzen einer Prähabilitation auf das postoperative Outcome gegenwärtig also nicht sicher nachzuweisen. Die Studienlage bleibt zurzeit aber auch noch schwach. Die Studienpopulationen sind inhomogen gewählt und die untersuchten Risikogruppen unzureichend definiert (patient selection). Dazu weisen die eingeschlossenen Studien sowohl eine mangelnde Konsistenz der Prähabilitations-Programme (intervention design and duration), eine mangelnde Überprüfung der Umsetzung (compliance/adherance) sowie abweichende primäre Outcome-Parameter auf.

Exemplarisch für eine gut geplante und durchgeführte Studie steht eine aktuell publizierte Untersuchung, welche randomisiert 251 Patienten mit kolorektalem Karzinom vor minimalinvasiver Resektion in einem randomisierten Studiendesign mit und ohne 4-wöchige multimodale Prähabilitationsintervention einschloss (PREHAB Trial) [7]. Primäre Endpunkte waren die postoperativen Komplikationen gemessen als Comprehensive Complication Index (CCI) sowie der 6-Minuten-Gehtest. Auch wenn sich durch das Trainingsprogramm der 6-Minuten-Gehtest vier Wochen postoperativ in der Interventions- gegenüber der Kontrollgruppe nicht unterschied, war die Anzahl der schweren Komplikationen (CCI > 20) signifikant geringer bei Patienten mit Prähabilitationsprogramm. Weitere Studien dieser Konzeption sind notwendig, um den Benefit eines multimodalen Prähablilitationsprogramms für spezifische Eingriffe und Risikokohorten verlässlich zu bewerten.

Zusammenfassung

Die Prähabilitation umfasst jede Form von präoperativer Intervention, die darauf abzielt, altersbedingte Organdysfunktionen zu konditionieren und damit die postoperative Rekonvaleszenz zu verkürzen. Prähabilitationsprogramme werden eingriffsspezifisch an das individuelle Ausgangsniveau des Patienten angepasst. Das mindestens vierwöchige Training selbst ist multimodal konzipiert und umfasst in der Regel vier Bereiche: physisches Training, Ernährungsumstellung, kognitives Training und Lifestyle-Modifikationen. Der Prähabilitation wird ein großes Potential zugeschrieben, die peri- und postoperative Morbidität zu senken. Die aktuelle Evidenz kann aufgrund mangelnder Studienqualität jedoch noch keinen sicheren Benefit dokumentieren.

Literatur

[1]   Gill TM, Wyk BV, Summer LL, et al.. Population-Based Estimates of 1-Year Mortality After Major Surgery Among Community-Living Older US Adults. JAMA Surg. 2022;157(12):e225155. doi:10.1001/jamasurg.2022.5155
[2]   Charlotte J.L. Molenaar, Nicole E. Papen-Botterhuis, Florian Herrle and Gerrit D. Slooter. Prehabilitation, making patients fit for surgery – a new frontier in perioperative care. Innov Surg Sci 2019; 4(4): 132–138
[3]   Patrick R. Varley, Dan Buchanan, Andrew Bilderback, Mary Kay Wisniewski, et al.. Association of Routine Preoperative Frailty Assessment With 1-Year Postoperative Mortality. JAMA Surg. 2023;158(5):475-483. doi:10.1001/jamasurg.2022.8341
[4]   June F. Davis, Stefan J. van Rooijen, Chloe Grimmett, Malcom A. West, et al. From Theory to Practice: An International Approach to Establishing Prehabilitation Programmes. Current Anesthesiology Reports (2022) 12:129–137
[5]   Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Perioperatives Management bei gastrointestinalen Tumoren (POMGAT), Langversion 1.0, 2023, AWMF-Registernummer: 088-010OL
[6]   Daniel I. McIsaac, Marlyn Gill, Laura Boland, Brian Hutton, Karina Branje, et al.. Prehabilitation in adult patients undergoing surgery: an umbrella review of systematic reviews. British Journal of Anaesthesia, 128 (2): 244e257 (2022)
[7]   CJL Molenaar, EM Minnella, Miquel Coca-Martinez, et al.. Effect of Multimodal Prehabilitation on Reducing Postoperative Complications and Enhancing Functional Capacity Following Colorectal Cancer Surgery. The PREHAB Randomized Clinical Trial. JAMA Surg. doi:10.1001/jamasurg.2023.0198

Schröder W, Fuchs H: Prähabilitation – ein Konzept des perioperativen Managements mit Potential. Passion Chirurgie. 2024 Januar/Februar; 14(01/02): Artikel 03_01.

Das neue BDC|Akademie-Programm 2024

Herzlich willkommen zu einem neuen Jahr chirurgischer Fort- und Weiterbildung zusammen mit der BDC|Akademie des Berufsverbands der Deutschen Chirurgie e.V.

Wir freuen uns, unseren Mitgliedern und allen chirurgisch Interessierten ein Programm anzubieten, das neben lang bewährten „Klassikern“ der Fort- und Weiterbildung auch wieder neue Präsenz- und Online-Angebote präsentiert.

Eine Veränderung ist offensichtlich und notwendig. Das Jahresprogramm steht nicht mehr nur im gewohnten Printformat, sondern online über verschiedene Medien zur Verfügung, dies als ein Zeichen, dass der gegenwärtige wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Wandel in unserem Land mittlerweile auf allen Ebenen, auch in der BDC|Akademie, angekommen ist. Andere Aspekte aber sind entscheidender. Der Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitssystem verhindert längere Abwesenheiten für Fort- und Weiterbildung im niedergelassenen und stationären Bereich, ein Umstand, der zusammen mit einem veränderten Anmeldeverhalten die Planung und Durchführung, insbesondere von Präsenzveranstaltungen, deutlich schwieriger macht. Die Diskussion um das optimale Format einer Fortbildung steht daher im Fokus. Mehrere Treffen mit zahlreichen Seminarleiter:innen haben jedoch ein eindeutiges Votum ergeben, nämlich dass Angebote in Präsenz für den direkten Austausch aller Beteiligten unverzichtbar sind und bleiben. Das sieht auch die jüngere Generation der Chirurg:innen so.

Es besteht also die Herausforderung, einen akzeptierten Mix zwischen Online- und Präsenzformaten anzubieten, der nicht nur das individuelle Lernverhalten, sondern auch die aktuellen Erfordernisse in den Kliniken berücksichtigt. Dieser Spagat der Programmgestaltung ist nicht innerhalb eines Jahres umzusetzen, sondern vielmehr als kontinuierlicher Prozess zu verstehen. Neben mittlerweile vielfältigen Online-Veranstaltungen in allen Fort- und Weiterbildungsgruppen ist die BDC|eAkademie mit zwei Webinar-Reihen und einem eigenen Podcast gut aufgestellt. Insbesondere der Podcast „Surgeon Talk“ findet wachsenden Zuspruch und damit auch Interesse bei den Sponsoren der Industrie. Eine der Kernaufgaben der BDC|Akademie bleibt aber, wie auch in diesem Jahr, immer wieder innovative Formate mit neuen Inhalten und mit verschiedenen Kooperationspartnern voranzutreiben und auf dem Markt zu erproben.

An dieser Stelle bedankt sich die BDC|Akademie bei allen, die an der Gestaltung des Jahresprogramms 2024 mitgewirkt haben, ganz besonders bei den Seminarleiter:innen und den Referent:innen, aber auch bei unseren Partnern in der Industrie, die ebenfalls vor großen Herausforderungen bei zunehmender Bürokratie, der zwingenden Wirtschaftlichkeit und notwendigen Innovation stehen. Nur ein vertrauensvoller Austausch in beiderlei Interessen ist hier zielführend.

In diesem Sinne möchten wir alle Chirurg:innen motivieren, die anstehenden Veränderungen im kommenden Fort- und Weiterbildungsjahr nicht als Bürde, sondern als Chance für eine Neugestaltung zu verstehen, und laden alle herzlich ein, sich gemeinsam mit dem BDC hierbei einzubringen.

HIER gehts zum neuen Jahresprogramm der BDC-Akademie,

Sofort buchen.

 

Akademie Aktuell: Im Herbst startet das Programm „Basis Surgery – Learn and Chat“

Die BDC|Akademie und AMBOSS präsentieren ein innovatives Blended-Learning-Programm

Mit dem innovativen Format Learn and Chat lernen junge Chirurgen und Chirurginnen, Basiswissen nicht nur sicher zu beherrschen, sondern auch souverän zu kommunizieren.

Das Seminarprogramm besteht aus drei Bausteinen: Am 17. und 18. Oktober 2023 richtet die BDC|Akademie ein zweitägiges Präsenzseminar in Berlin aus, inklusive realistischer Patient:innen-Fälle, Fallpräsentationen in Kleingruppen und Diskussion mit erfahrenen Chirurg:innen.

Zur Vor- und Nachbereitung des Präsenzseminars der BDC|Akademie erhalten Seminarteilnehmenden zwei Monate kostenfreien Zugang zu einem für die Kooperation geschaffenen AMBOSS Lernplan „Basis Surgery – Learn and Chat”. In den zwei Monaten können die Seminarteilnehmenden auch alle anderen Wissensinhalte auf der AMBOSS Plattform in ihrem klinischen Alltag nutzen. Schwerpunktthemen des Lernplans: Basic Skills, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Screenshot vom Lernplan

„Nach dem intensiven und abwechslungsreichen Präsenzseminar sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fit für die Oline-Prüfung, die sie bequem von zu Hause ablegen können”, erklärt Professor Schröder. Die Prüfung findet auf der AMBOSS-Plattform statt. In sechzig Multiple-Choice-Fragen wird das gelernte Wissen mit direktem Bezug zu den im Präsenzseminar bearbeiteten Fällen abgefragt.

Wissenschaftliche Leitung:

  • BDC|Akademie: Prof. Dr. Wolfgang Schröder
  • AMBOSS: Dr. Lena Rivera Cerezo

Die Anmeldung erfolgt über die BDC|Akademie.

Schröder W: Im Herbst startet erstmals das Programm „Basis Surgery – Learn and Chat“. Passion Chirurgie. 2023 Juli/August; 13(07/08): Artikel 04_02.

Weitere Artikel zum Thema finden Sie auf BDC|Online (www.bdc.de) unter der Rubrik Wissen | Aus-, Weiter- und Fortbildung | Akademie Aktuell.

Akademie Aktuell: Das erste Jahr SURGEON TALK – eine neue Erfahrung

Bild links: Wolfgang Schröder, Sylvia Joachimi, Avi Schotland, Mara Goetz, Benedikt Braun, Anna Dypree, Stephan Freys

Vor einem Jahr, am 1. Juni 2022, wurde der erste BDC-Podcast unter dem Markennamen SURGEON TALK online gestellt. Seitdem sind kontinuierlich im zweiwöchigen Rhythmus weitere Episoden in den verschiedenen sozialen Medien erschienen, der 29. Podcast als erster Meilenstein wurde im Juni 2023 publiziert. Grund genug für die Macher, ein erstes Fazit zu ziehen und einen kurzen Ausblick zu präsentieren.

SURGEON TALK war vor einem Jahr angetreten, um das Spektrum der BDC|Akademie in chirurgischer Fort- und Weiterbildung mit einem neuen Medium zu erweitern – ein Medium, das im Format einer Audiodatei das Potenzial hat, aktuelle Themen rund um die Chirurgie auf kurzem Weg in die chirurgische Community über den Kreis der BDC|Mitglieder hinaus zu transportieren. Damit war auch klar, welche Zielgruppe mit diesem Projekt angesteuert wurde, da Podcasts mit das favorisierte Medium der jungen Generation in den Social Medias sind. Dieses Konzept ist vollständig aufgegangen, wenn man sich die aktuellen User-Zahlen auf Spotify und iTunes anschaut. Hier dominieren gegenwärtig mit Abstand die 20- bis 35-Jährigen die Hörerschaft von SURGEON TALK.

Ist eine Podcast-Serie wie SURGEON TALK deshalb auch geeignet, die Weiterbildung junger Chirurgen:innen als begleitendes Medium des täglichen Berufslebens substanziell zu verbessern? Diese Frage muss letztendlich mit einem klaren Nein beantwortet werden. Dies liegt insbesondere daran, dass sich die Themenauswahl dieser Podcast-Reihe nicht an der inhaltlichen Struktur der Weiterbildungsordnung orientiert – ein Aspekt, den das Team von SURGEON TALK womöglich noch in die redaktionelle Planung der Themen mit aufnehmen könnte, um zumindest das Level „Kenntnisse“ der drei Weiterbildungskompetenzen abzudecken. Aber das war und ist nicht das Ziel von SURGEON TALK.

Worin liegt dann der eigentliche Nutzen einer aufwendigen Podcast-Produktion? Natürlich will SURGEON TALK chirurgisches Wissen vermitteln, aber das ist vielleicht nicht der primäre Fokus. Es geht unserem Team von SURGEON TALK um Eines: wir wollen begeistern für das Fach Chirurgie, begeistern für die Vielfalt der chirurgischen Tätigkeit und damit verbunden die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung und Lebensgestaltung. Damit folgt SURGEON TALK der langjährig etablierten Strategie der BDC-Kampagne „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen”, die mit den landesweit angebotenen Workshops insbesondere den Medizinstudierenden einen ersten Einblick in die manuelle Tätigkeit des chirurgischen Berufslebens geben soll. „Lust auf mehr“ ist das tragende Konzept dieser Workshops, aber auch von SURGEON TALK, dies mit der Überzeugung, dass nur die initiale Begeisterung für ein Fach in die Passion führt.

Diese Begeisterung hat auch unser Team von SURGEON TALK durch das erste Jahr getragen und die Zutaten für dieses Rezept sind einfach zusammengestellt. Erstens: ein Team, das alle Stufen der chirurgischen Karriereleiter abbildet, vom Studierenden bis zum Chirurgen mit langjähriger Berufserfahrung. Zweitens: monatliche redaktionelle Online-Meetings, in denen alle Mitglieder des Teams zu gleichen Teilen zu Wort kommen, aber auch zuhören und damit aktiv das Gesamtprodukt mitgestalten. Drittens: ein professionelles Back-up in Organisation, Marketing und technischer Produktion wie SURGEON TALK es mit der BDC|Akademie und der Firma Monks – Ärzte im Netz GmbH, München, hat. Für die Gestaltung eines Audioformats sind hier die unterschiedlichen Sprachen der mitarbeitenden Generationen von überragender Bedeutung. Alle Beteiligten von SURGEON TALK haben wertvolle Erfahrungen gesammelt, die durchaus auf andere, vielleicht zu hierarchische Strukturen übertragbar sind. Das ist erfolgreiche Projektarbeit durch gelebte Partizipation des gesamten Teams. Und mit unseren drei Hauptsponsoren Corza Medical GmbH, Karl Storz SE & Co. KG und Medtronic GmbH haben wir Gleichgesinnte gefunden, die auch für die Chirurgie leben und die erste chirurgische Podcast-Reihe nicht nur finanziell unterstützen.

SURGEON TALK muss und will sich weiterentwickeln – mit neuen Inhalten, mit modifizierten Formaten und auch einer Erweiterung der Zielgruppe. Als Beispiel kann hier der bei Drucklegung in Planung befindliche Podcast „DCK Kompakt” aufgeführt werden. In dieser einstündigen Audiodatei werden vom SURGEON-TALK-Team die Highlights des Deutschen Chirurgenkongresses 2023 aus München als bunter Strauß aktueller chirurgischer Entwicklungen, aber auch berufspolitischer Kontroversen in kurzen Interviews zusammengefasst – eine in dieser Form innovative Kongressnachlese.

Der Marktwert eines Podcasts orientiert sich heutzutage ausschließlich an den User-Zahlen und in diesem Punkt ist es nicht einfach, den Erfolg von SURGEON TALK als Non-Profit-Unternehmen gegenwärtig richtig zu taxieren. Die zu erreichenden Klickzahlen in den Social Media müssen sich an der möglichen Zielgruppe orientieren, aber es ist auch zu vergleichen, wie viele Interessierte ein klassisches Fortbildungsformat zum gleichen Thema erreicht hätte. Basierend auf der jährlich publizierten Ärztestatistik der Bundesärztekammer befinden sich deutschlandweit ungefähr 10.000 Ärzte und Ärztinnen in einer chirurgischen Weiterbildung. Das erklärte Ziel ist, 25 Prozent dieser Berufsgruppe als Stammhörerschaft für SURGEON TALK zu gewinnen. Wir sind auf gutem Weg dahin.

Deswegen: Wer unsere Idee eines chirurgischen Podcasts unterstützen will, hört sich SURGEON TALK auf den Streaming-Diensten an und empfiehlt uns weiter. In einem Jahr werden wir dann wieder berichten. Mehr auf: www.surgeontalk.de

Co-Autoren:

  • PD Dr. med. Anna Duprée
  • Avi Schotland
  • Dr. med. Mara R. Goetz
  • PD Dr. med. Benedikt J. Braun
  • Sylvia Joachimi
  • Prof. Dr. med. Stephan M. Freys

Schröder W: Das erste Jahr SURGEON TALK – eine neue Erfahrung. Passion Chirurgie. 2023 Juni; 13(06): Artikel 04_01.

Akademie Aktuell: Das BDC|Akademie-Programm 2023

Die Deutsche Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung freut sich, ihren Mitgliedern und allen chirurgisch Interessierten auch für 2023 wieder ein umfassendes Angebot präsentieren zu können, und möchte alle herzlich einladen, im Jahresprogramm nach ihrem individuell passenden Angebot zu suchen.

Viele Mitglieder werden möglicherweise überlesen haben, dass sich hinter der Abkürzung BDC nicht mehr der „Berufsverband der Deutschen Chirurgen“, sondern der „Berufsverband der Deutschen Chirurgie“ verbirgt. Diese Namensänderung unseres Verbands ist intern lange und auch kontrovers diskutiert worden, letztendlich spiegelt sie aber in angemessener Weise den notwendigen gesellschaftlichen Wandel wider, den der BDC in allen Bereichen ausdrücklich mitträgt.

Eine weitere begriffliche Änderung bringt die Umsetzung der 2018 beschlossenen Musterweiterbildungsordnung mit sich, die nicht mehr die reinen Operationszahlen, sondern die Erfahrungen und Fertigkeiten als Handlungskompetenz in den Mittelpunkt der Weiterbildung stellt. Auch wenn es noch für alle chirurgischen Fachdisziplinen einen kleinen gemeinsamen Weiterbildungskatalog gibt, ist das Konzept des „Common Trunk“ zugunsten einer frühen chirurgischen Spezialisierung verlassen worden. Das ändert nichts daran, dass auch weiterhin in der BDC|Akademie grundlegendes chirurgisches Wissen vermittelt werden muss. Das entsprechende Kursprogramm findet sich jetzt unter dem Begriff „Chirurgisches Basiswissen“.

Ein erklärtes Ziel der BDC|Akademie ist es, die Online-Programme weiter auszubauen und alle gegenwärtigen digitalen Formate den BDC-Mitgliedern anzubieten. Im Programm neu aufgenommen wurde die im Juni 2022 mit großem Enthusiasmus begonnene Podcast-Serie „Surgeon Talk“, die insbesondere die jüngere chirurgische Generation über die sozialen Medien erreichen soll. Mit dem Ziel, die Kommunikation von chirurgischem Fachwissen zu trainieren, wurde zusammen mit AMBOSS ein Blended-Learning-Konzept als Pilotprojekt entwickelt. Ebenfalls neu im Jahresprogramm ist „Medizinökonomie Kompakt“, das als monatliche curriculare Webinarreihe konzipiert wurde. Auch mit Augmented- und Virtual-Reality-Modellen will die BDC|Akademie die ersten Erfahrungen sammeln.

Die Umsetzung eines jeden neuen Konzepts und die kontinuierliche Verbesserung bestehender Angebote erfordert nach wie vor ein großes Engagement, für das sich die BDC|Akademie bei allen Beteiligten herzlichst bedankt. Wir wissen sehr wohl um den hohen zusätzlichen und nicht selbstverständlichen Zeitaufwand, der hier in eine qualitativ hochwertige und innovative Fort- und Weiterbildung investiert wird. In diesem Sinne blicken wir gespannt auf das kommende Fort- und Weiterbildungsjahr und hoffen, dass das Jahresprogramm 2023 und insbesondere die neuen digitalen Angebote gut angenommen werden.

Das neue BDC|Akademie-Programm liegt der Dezemberausgabe der PASSION CHIRURGIE bei!

Fehlte das Programm? Melden Sie sich, wir schicken es Ihnen auch gerne zu: [email protected]. Oder schauen Sie auf www.bdc.de! Hier finden Sie alle Seminare 2023: www.bdc.de/veranstaltungen/ 

Schröder W, Meyer HJ: Das neue BDC|Akademie-Programm 2023. Passion Chirurgie. 2022 Dezember; 12(12): Artikel 04_02.

Fortbildung mit Zukunft – eine Umfrage zur Digitalisierung chirurgischer Fort- und Weiterbildung

Die Frage nach der richtigen Strategie zur Bewältigung der Pandemie bestimmt nach wie vor die gegenwärtige gesellschaftliche Debatte, und noch immer scheint kein Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Tiefgreifende Veränderungen, welche die Pandemie wohl überdauern, sind jedoch jetzt schon auf allen sozialen, gesundheitspolitischen und ökonomischen Ebenen unverkennbar zu spüren. Ein einfaches Zurück zum Status quo wie vor der Corona-Pandemie wird es nicht geben – darin sind sich alle Beteiligten, trotz der kontroversen Diskussion zur Bewältigung der Pandemie, einig.

Diese Veränderungen betreffen ohne Frage den Bereich der Schulbildung und der Hochschulausbildung, im Grunde aber jede Form allgemeiner Wissensvermittlung. Auch auf dem chirurgischen Fort- und Weiterbildungsmarkt hat die Pandemie zu einer fundamentalen Umstrukturierung geführt. Noch in den Jahren 2018 und 2019 wurden über 90 % aller Veranstaltungen der BDC|Akademie, wie auch alle großen Jahreskongresse der Fachgesellschaften und Regionalvereinigungen, traditionell in einem Präsenz-Format angeboten und durchgeführt. Im Jahr 2020, als die Pandemie das wirtschaftliche und soziale Leben dominierte, musste der größte Teil der angekündigten Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen aus Infektionsschutzgründen abgesagt werden, Präsenzveranstaltungen fanden so gut wie gar nicht statt. Dieses Jahr wurde jedoch genutzt, um mit erstaunlicher Geschwindigkeit Onlineprodukte für die Fort- und Weiterbildung vorzubereiten, die dann den Markt ab 2021 förmlich geflutet haben.

Über 80 % der BDC-Veranstaltungen wurden 2021 in einem Online- oder zumindest Hybrid-Format durchgeführt, ebenso wie die meisten Jahreskongresse der Fachgesellschaften. Die Geschwindigkeit der Umsetzung lässt vermuten, dass die Pandemie in diesem Punkt auf ein vorbestelltes Feld traf und letztendlich nur als Brandbeschleuniger seine Wirkung entfaltete. Damit sind aber noch nicht alle Fragen beantwortet, denn es ist nicht geklärt, wie zukünftig in einem Post-Pandemie-Status dieser Markt bedient werden soll und kann. Lässt sich chirurgisches Training und Wissen ausschließlich in einem Online-Format transferieren oder lebt die Wissensvermittlung doch mehr von der schwer zu erfassenden informellen Kommunikation, wie sie am Rand der Präsenzveranstaltungen stattfindet? Ist diese Frage möglicherweise ein altersabhängiges Problem, mit einer technik-affinen und -begeisterten jungen Generation, die schon lange nicht mehr auf die klassischen Methoden der Wissensakquise der älteren Chirurg:innen-Generation zurückgreift?

Grund genug, ein Meinungsbild bei den in Deutschland tätigen Chirurg:innen zu all diesen Fragen einzuholen. Von September bis November letzten Jahres wurde daher eine Umfrage bei allen BDC- und DGCH-Mitgliedern durchgeführt. Unter dem Stichwort „Fortbildung mit Zukunft“ wurden die Mitglieder dieser beiden Vereinigungen aufgefordert, ihre Vorstellungen zu Inhalten und Formaten von Fort- und Weiterbildung zu formulieren. Ziel dieser Umfrage war es, das zukünftige Fort- und Weiterbildungsprogramm der Akademie entsprechend den Bedürfnissen ihrer Mitglieder zu planen und auf eine solide Grundlage zu stellen.

Methodik der Umfrage

In der September-Ausgabe 2021 der Passion Chirurgie wurde die geplante Umfrage in der Rubrik „Akademie Aktuell“ angekündigt. Am 27.9.2021 wurde die Umfrage erstmals via E-Mail mit einem entsprechenden Link an die Mitglieder verschickt. Weitere Mailings erfolgten am 7.10. und 29.10.2021. Auch der DGCH-BDC-Newsletter 03/2021, der im Oktober 2021 versendet wurde, und ein Hinweis auf der BDC-Website im Oktober und November 2021 warben für die Umfrage.

Die Umfrage selbst bestand aus insgesamt 30 Fragen, die sich inhaltlich in vier separate Blöcke gliederten:

  • Epidemiologische Fragen
  • Allgemeine Fragen zur Fort- und Weiterbildung
  • Fragen zu Inhalten von Fort- und Weiterbildung
  • Fragen zu Formaten von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen

Für D-Ärzte wurde ein zusätzlicher Fragenkatalog mit 10 weiteren Fragen angehängt; die Ergebnisse der D-Arzt Umfrage werden in diesem Artikel nicht vorgestellt.

Der komplette Fragenkatalog kann über die Redaktion der Passion Chirurgie (via [email protected]) angefragt werden.

Ergebnisse der Umfrage

Insgesamt wurde die Umfrage von 891 Mitgliedern des BDC (880) und der DGCH (279) bei möglicher Mehrfachnennung beantwortet. Entsprechend den aktuellen Mitgliederzahlen des BDC von 2021 entspricht dies einer Rücklaufquote von näherungsweise 5 %. 41 % des Rücklaufs erfolgte nach Versand der ersten und vor Versand der zweiten Mail.

Charakteristika der teilnehmenden Chirurg:innen

70 % der Befragten waren männlich, 30 % weiblich. Hinsichtlich der Altersstruktur waren über 30 % der Befragten 50-59 Jahre und über 20 % 40-49 Jahre alt, während nur knapp 15 % 39 Jahre und jünger waren. Ein gleich großer Anteil der Befragten gab an, 60-65 Jahre alt zu sein. Wichtig erscheint, dass die Altersverteilung geschlechtsabhängig war und mit zunehmendem Alter das männliche Geschlecht dominierte.

Entsprechend der Altersstruktur verteilten sich auch die Dienstgruppen. Die größte Gruppe war mit 39 % die der Oberärzt:innen. Annährend gleich große Gruppen bildeten die Assistenzärzt:innen (mit/ohne Fachärzt:innen), Chefärzt:innen und niedergelassenen Chirurg:innen mit jeweils 18 %, 20 % und 23 %. 90 % der Befragten hatten eine abgeschlossene Facharztweiterbildung. 56 % aller Teilnehmer:innen arbeiteten an einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung bzw. einem Schwerpunktkrankenhaus, gefolgt von 26 % der Befragten, die als Selbstständige oder Angestellte in einer Praxis oder einem MVZ tätig waren. Nur 18 % waren in einem Krankenhaus der Maximalversorgung bzw. Universitätsklinik tätig. 25 % der Befragten gaben zusätzlich an, als D-Arzt zu arbeiten. Die drei häufigsten Fachbereiche waren mit 41 % aller Teilnehmer:innen die Allgemein- und Viszeralchirurgie, gefolgt von der Orthopädie/Unfallchirurgie mit 33 % und der Allgemeinen Chirurgie mit 14 %.

Allgemeine Fragen zur Fort- und Weiterbildung

Knapp 40 % der Befragten hielten es insgesamt für schwierig, auf dem aktuellen Wissensstand in ihrem Fachbereich zu bleiben (ja 8 %, eher ja 32 %), während 60 % diese Frage mit nein (19 %)/eher nein (40 %) beantworteten (Abb. 1).

Abb. 1: Ist es schwierig, in Ihrem Fachbereich auf dem aktuellen Stand des Wissens zu bleiben?

Auffällig ist, dass die jüngeren Teilnehmer:innen diese Frage häufiger mit ja/eher ja beantworteten: In den Altersgruppen 20 bis 29 und 30 bis 39 Jahre waren es jeweils 55 %, in der Altersgruppe 40 bis 49 waren es noch 45 %, in der Altersgruppe 50 bis 59 nur noch 35 %.

Auch bei der Frage, ob der Erwerb von CME-Punkten (Continuous Medical Education) zur Aktualisierung des Fachwissens zielführend ist, war die Meinung geteilt (56 % ja/eher ja; 42 % nein/eher nein). 44 % der Befragten gaben an, dass 1-2 Stunden pro Woche notwendig sind, um auf dem aktuellen Wissenstand ihres Fachgebietes zu bleiben. 25 % meinten, dass mehr als 2 Wochenstunden erforderlich sind, während ein weiteres Viertel der Befragten glaubt, dass die notwendigen Fortbildungsstunden schwierig in Wochenstunden zu berechnen sind. Von 37 % der Befragten werden regelmäßige Fortbildungseinheiten von 1-2 Wochenstunden gegenüber anderen Zeiteinteilungen (1 Tag/Monat und 1 Fortbildungswoche/Jahr) bevorzugt, allerdings wollte sich ein Viertel nicht auf eine bestimmte Zeiteinteilung festlegen. Eindeutig und altersunabhängig war, dass eine große Mehrheit auch Fortbildungsangebote an Wochenenden nutzt (50 % ja, 28 % eher ja, 22 % nein/eher nein). Bei der Frage, nach welchen Kriterien die Fortbildungsveranstaltungen ausgesucht werden, wurde mit 73 % am häufigsten „Informationen der Anbieter (Flyer, Newsletter)“ als Antwort angekreuzt. 63 % der Befragten gaben an, dass die Corona-Pandemie einen nachhaltigen Einfluss auf die zukünftige Wahl von Fort- und Weiterbildungsangeboten hat und haben wird, bei 37 % spielte die Pandemie keine entscheidende Rolle.

Fragen zu Inhalten von Fort- und Weiterbildung

Auf die Frage, welche Inhalte von Fort- und Weiterbildung relevant sind, wurde bei möglicher Mehrfachnennung ein breites Spektrum genannt. Folgende Inhalte wurden von 50 % und mehr der Befragten angekreuzt: praktisches Wissen für den chirurgischen Alltag (78 %), regelmäßiges Update zu einzelnen Themen (77 %), Präsentation chirurgischer Techniken (63 %), Zusammenfassung von Leitlinien (59 %), exemplarische Fallpräsentationen mit Diskussion (50 %). In einer weiteren Frage zu Themen außerhalb des fachspezifischen Wissens waren berufspolitische Entwicklungen (57 %) und gesundheitspolitische Gesetzgebung (53 %) von vorrangigem Interesse, bei der jüngeren Generation überwog eindeutig das Thema „Karriereplanung“.

Fragen zu Formaten von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen

Zum Zeitpunkt der Umfrage im November gaben die Teilnehmer:innen an, am häufigsten digitale Formate der Fortbildung zu nutzen (45 %). Ein Viertel der Befragten machte von einer Kombination aus Präsenz-, Hybrid- und rein digitalen (online) Veranstaltungen Gebrauch (Abb. 2)

Abb. 2: Welche Formate von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen nutzen Sie gegenwärtig am häufigsten?

Bei der Frage, welche Veranstaltungsform bei entsprechendem Angebot zukünftig genutzt wird, wurden am häufigsten „Präsenzveranstaltungen“ mit 39 %, gefolgt von den Hybridveranstaltungen (Kombination aus Präsenz und digitaler Form) mit 30 % angekreuzt (Abb. 3).

Abb. 3: Welche Formate von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen werden Sie künftig bei entsprechendem Angebot überwiegend nutzen?

Dieser Trend zu Präsenzveranstaltungen zeigte sich auch bei den jüngeren Generationen bis 39 Jahre. Fast 80 % der Befragten gab an, dass es Veranstaltungen gibt, die Sie ausschließlich als Präsenzformat besuchen würden, während diese Frage in Bezug auf die digitalen Formate von 60 % positiv beantworte wurde. Für die Hybrid-Veranstaltungen war diesbezüglich kein einheitliches Meinungsbild zu erkennen. Die überwiegende Mehrheit stufte den Stellenwert der klassischen Printmedien (Journals, Bücher) als eher hoch oder hoch ein (Abb. 4). Diese Meinung wurde überraschenderweise von allen Altersgruppen vertreten (Abb. 5).

Abb. 4: Wie beurteilen Sie den aktuellen Stellenwert der klassischen Printmedien (Bücher und Journale) für Ihre persönliche Fortbildung?

Abb. 5: Wie beurteilen Sie den aktuellen Stellenwert der klassischen Printmedien (Bücher und Journale) für Ihre persönliche Fortbildung?

Von den Befragten wurde zum Zeitpunkt der Umfrage bereits ein großes Spektrum verschiedener digitaler Formate genutzt (Abb. 6).

Abb. 6: Welche der folgenden digitalen Fort- und Weiterbildungsangebote haben Sie schon genutzt? (Mehrfachnennung möglich)

Die Vor- und Nachteile der digitalen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen konnten von allen Beteiligten der Umfrage klar benannt werden (Abb. 7 und Abb. 8). Hier war für die jüngeren Generationen (Alter bis 39 Jahre) insbesondere die Flexibilität der Planung ein entscheidender Vorteil der digitalen Angebote. Während in dieser Altersgruppe nur ungefähr ein Drittel der Befragten die fehlende fachliche Diskussion bei digitalen Formaten bemängelte, wurde mit zunehmendem Alter der reduzierte fachliche Austausch als wesentliches Defizit der Online-Formate benannt. Die Befragten sind gegenwärtig mit ihrer technischen Ausstattung (Hard- und Software) zur Teilnahme an digitalen Veranstaltungen zufrieden (sehr gut 44 %, eher gut 48 %) und schätzen ihre Kenntnisse im Umgang mit der vorhandenen Hard- und Software als gut ein (sehr gut 31 %, eher gut 53 %). 50 % der Befragten geben zudem an, dass Sie bei technischen Schwierigkeiten ausreichend Unterstützung erhalten, 15 % benötigen keine Hilfe.

Abb. 7: Welche Vorteile sehen Sie in den digitalen Angeboten einschließlich der e-Learning-Plattformen? (Mehrfachnennung möglich)

Abb. 8: Welche Nachteile sehen Sie in den digitalen Angeboten einschließlich der e-Learning-Plattformen? (Mehrfachnennung möglich)

Diskussion

Die vorgestellte Umfrage zeichnet ein gut erkennbares Meinungsbild von der aktuellen Einstellung der BDC-/DGCH-Mitglieder zur Fort- und Weiterbildung mit ihren verschiedenen Lernformaten, aber auch von Erwartungen an die zukünftige Entwicklung auf diesem Gebiet.

Die wesentliche Kernaussage dieser Umfrage ist, dass ein breites Spektrum digitaler Formate als fester Bestandteil der Fort- und Weiterbildungsangebote gegenwärtig genutzt wird und diese Entwicklung in allen Altersgruppen auch nach der Corona-Pandemie Bestand haben wird. Alle User sind mit der erforderlichen Technik gut vertraut und erkennen die eindeutigen Vorteile der digitalen Medien. Dennoch ist unstrittig, dass trotz aller akzeptierten Vorteile die chirurgische Gemeinschaft nicht bereit ist, auf Präsenzveranstaltungen als Teil von Fort- und Weiterbildung zukünftig zu verzichten, da für alle Beteiligten die persönliche Kommunikation notwendiger Bestandteil der Fort- und Weiterbildung ist.

Welche Schlussfolgerungen lassen sich also aus dieser Umfrage ziehen, um zukünftig ein den Bedürfnissen aller Generationen angepasstes Akademie-Programm zu entwickeln? Sind alle Fragen beantwortet, um ein maßgeschneidertes Programm in den nächsten Jahren passgenau auf den Markt zu bringen? Wahrscheinlich nicht – und das war wohl auch mit dieser Umfrage nicht zu erwarten, denn gerade die Organisation von Präsenzveranstaltungen unterliegt in Pandemiezeiten ständig wechselnden Regularien, die dann auch Einfluss auf die zur Verfügung stehenden Kapazitäten der Veranstaltung haben.

Trotz weiterhin bestehender Fragezeichen lohnt es sich, kurz auf einige Aspekte näher einzugehen. Nach dieser Umfrage meint eine Mehrheit der in Deutschland tätigen Chirurgen:innen, dass sie auf dem aktuellen Wissenstand ihres Fachgebiets ist und für diesen Wissenserwerb 1-2 Wochenstunden benötigt. Auch hier bestätigt sich der Trend zu zeitlich kürzeren Fortbildungseinheiten, der insbesondere von der jungen Generation propagiert wird und sich mit digitalen Medien wie Webinaren und Podcasts gut abbilden lässt. Nicht wirklich überraschend ist, dass die praktisch-orientierte Fortbildung weiter inhaltlich im Fokus steht. Auf diesem Sektor der Workshops im Sinne von Wet-Labs oder auch Hospitationen kommt das digitale Format sicherlich an seine Grenzen, obwohl auch diese durch den Einsatz von „virtual und augmented reality“-Modellen verschoben werden. Bei steigender Komplexität der operativen Prozeduren durch minimal-invasive und auch roboter-assistierte Techniken ist es zwingend erforderlich, den Einstieg in die immer länger werdenden Lernkurven aus dem OP in die verschiedenen Trainingszentren zu verlagern. Hierfür sind digitale Techniken unabdingbare Voraussetzung.

Eine Überraschung dieser Umfrage ist, dass die schon oft totgesagten klassischen Printmedien wie Journals und Bücher in der Fortbildung der älteren, aber auch der jüngeren Generation immer noch einen hohen Stellenwert haben. Auch hier ist der Sprung in das digitale Zeitalter noch nicht vollständig vollzogen und Anbieter der Printmedien müssen sich nicht für das Format entschuldigen, das aufgrund der langjährigen Erfahrung eine hohe Qualität aufweist. Allerdings können hier die Umfrageergebnisse durch die ungleich verteilte Altersstruktur der Befragten, die nicht der Mitgliederstruktur des BDC/DGCH entspricht, verzerrt sein. Nur 15 % der Teilnehmer:innen waren jünger als 39 Jahre. Gerade aber die Gestaltung eines Weiterbildungsprogramms, das dem Lernverhalten dieser Generation entgegenkommt, ist eine zentrale Aufgabe der BDC|Akademie. Die inhaltliche Gestaltung für diese Altersgruppe muss insbesondere das Thema „Karriereplanung“ mitberücksichtigen.

Ein weiterer Aspekt erscheint mit der zunehmenden Digitalisierung wichtig. Digitale Fortbildungen insbesondere in spezialisierten Segmenten können und werden zunehmend global angeboten, sodass sich hier der Wettbewerb zumindest auf den europäischen Markt, wenn nicht weltweit, ausdehnt. Für deutschsprachige Veranstaltungen sind dies in erster Linie Österreich und die Schweiz. Mit dieser Entwicklung müssen traditionelle Finanzierungsmodelle einzelner Anbieter möglicherweise neu gedacht werden, da insbesondere aus Sicht der oftmals industriellen Sponsoren eine zunehmende Globalisierung und Zentrierung von Angeboten wünschenswert ist.

Da es gegenwärtig wenige valide Daten zur Planung von Weiterbildungsprogrammen gibt, ist zusammenfassend festzustellen, dass die vorliegende Umfrage, die nicht strengen wissenschaftlichen Kriterien folgt, der BDC|Akademie hilfreiche Hinweise für die inhaltliche und organisatorische Planung von Fort-und Weiterbildung liefert. In diesem Sinne bedankt sich die BDC|Akademie bei allen Mitgliedern des BDC/DGCH, die sich an dieser Umfrage beteiligt haben.

Schröder W, Hahn MP, Seifert J, Dreusch J, Joachimi S, Burgdorf F: Fortbildung mit Zukunft – eine Umfrage zur Digitalisierung chirurgischer Fort- und Weiterbildung. Passion Chirurgie. 2022 April; 12(04): Artikel 04_02.

BDC|Akademie veröffentlicht Jahresprogramm 2022

Die Deutsche Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung des BDC bietet auch für das Jahr 2022 wieder ein umfassendes Programm an und lädt alle Chirurginnen und Chirurgen herzlich zur Teilnahme an den vielfältigen Veranstaltungen ein.

Das vergangene Jahr war erneut durch die Corona-Pandemie geprägt. Wie sich das Fort- und Weiterbildungsjahr 2022 entwickeln wird, kann derzeit keiner vorhersagen. Dennoch scheint sich ein Trend abzuzeichnen: So finden große Kongressveranstaltungen in einem Hybrid-Angebot immer mehr Zustimmung. Workshops mit Hospitationscharakter bleiben die Domäne der Präsenzveranstaltung. Seminare können flexibel als online-Webinare angeboten und dann von E-Learning Plattformen abgerufen werden. Die BDC|Akademie bietet gegenwärtig alle Formate an. Dabei bleibt es der jeweiligen Seminarleitung überlassen, welches Medium sie anbieten möchte.

Direkt zum Programm

Akademie Aktuell: Fortbildung mit Zukunft

Die Corona-Pandemie, die uns mehr als ein Jahr fest im Griff hatte, ist im zweiten Quartal 2021 bundesweit abgeebbt. Die Wirtschaft leckt ihre Wunden, während das gesellschaftliche Leben einen Hauch von Normalität zurückgewinnt. Dennoch, die Veränderungen auf allen ökonomischen und sozialen Ebenen sind deutlich spürbar. Es wird seine Zeit dauern, bis wir uns an die „neue Normalität“ gewöhnt haben. Von diesen Veränderungen ist auch die BDC|Akademie nicht verschont geblieben.

Die Zahlen sind eindeutig und sprechen für sich (Graphik 1): In den Jahren 2018 und 2019 waren 117 beziehungsweise 134 Veranstaltungen geplant und im Akademie-Programm ausgewiesen. Der Anteil der abgesagten Veranstaltungen betrug 2018 acht Prozent und erreichte 2019 mit zwei Prozent einen Tiefstand. In beiden Jahren wurden zehn Prozent des Angebotes in einem Online-Format überwiegend als Webinar durchgeführt.

Aufgrund der verschiedenen Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie mussten 2020 insgesamt 57 Prozent aller geplanten Veranstaltungen abgesagt werden. 25 Prozent wurden noch als Präsenzveranstaltungen durchgeführt, dies jedoch überwiegend im 1. Quartal 2020, also noch vor den Auswirkungen des ersten Lockdowns. Immerhin verdoppelte sich die Zahl der Online-Veranstaltungen von 2019 auf 2020 schon auf 18 Prozent, ein erster Indikator für einen unaufhaltsamen Trend zu digitalen Programmen. Die ersten sechs Monate 2021 zeigen deutlich die Folgen der Pandemie: 62 Prozent aller Veranstaltungen wurden in einem digitalen Format durchgeführt, 17 Prozent als Präsenzveranstaltung, 22 Prozent abgesagt.

Diese wenigen Zahlen bestätigen, dass digitale Fortbildungsangebote durch die Pandemievorgaben nochmals einen enormen Schub erfahren haben. Dass eine so schnelle Umstellung auf ein digitales Programm in der BDC|Akademie überhaupt möglich war, hat zwei Gründe: Zum einen hatte die BDC|Akademie bereits vor Ausbruch der Pandemie in eine neue E-Learning Plattform investiert, deren Entwickler bei allen digitalen Formaten die Akademie mit neuester Technik und Knowhow unterstützen konnte. Zum anderen zeigten sich alle Seminarleiter und Referenten überaus flexibel und aufgeschlossen bei der digitalen Implementierung und wurden durch das Personal der BDC|Akademie bei der Umsetzung sicher durch den digitalen Dschungel begleitet.

Grafik: Veranstaltungen der BDC|Akademie 2018-2021

Was aber folgt aus diesen Zahlen für die Akademie-Planung des kommenden Jahres und insbesondere für die mittelfristige Ausrichtung des gesamten Akademie-Programmes? Welche Inhalte werden besser in einem ausschließlich digitalen Format angenommen? Welche Angebote erfordern zwingend die Planung einer Präsenz? Welchen Stellenwert haben Hybridveranstaltungen als verbindendes Medium zwischen virtuell und real? Ist die Wahl des Fortbildungsformates möglicherweise ein Problem der Generationen mit ihren unterschiedlichen Lernmethoden?

Einig sind sich alle nur in einem Punkt: Ein simples Zurück zum Status quo wird es nicht mehr geben. Wir haben diese zukünftigen Entwicklungen und ihr Potenzial in der Akademie aber auch auf Vorstandsebene intensiv diskutiert, ohne zu einer abschließenden und konklusiven Bewertung gelangt zu sein. Für die Planung des Jahres 2022 haben wir deshalb eine pragmatische Lösung gewählt und überlassen die Entscheidung – digital, face-to-face oder eine Kombination – den jeweiligen Seminarleitern und ihrer individuellen Seminargestaltung. Sie kennen die vorhandene Logistik vor Ort und die Zielgruppe ihrer Veranstaltung am besten. Die BDC|Akademie kann alle gewählten Formaten sicher durchführen.

Aktuelle Umfrage des BDC
Für die mittelfristige Planung des Akademieprogrammes führen wir aktuell eine Umfrage durch, die an alle BDC- und DGCH-Mitglieder verschickt wurde. Die Umfrage erreichen Sie unter folgendem Link: https://www.surveymonkey.de/r/BDC_Akademie.

Auswertung und Veröffentlichung der Daten erfolgen im letzten Quartal dieses Jahres. Unter dem Stichwort „Fortbildung mit Zukunft“ sollen die Mitglieder mitentscheiden, wohin die Reise geht und wie sich neue Lernformate mit angepassten Inhalten in der BDC|Akademie entwickeln sollen. Wir möchten Sie herzlich auffordern, diesen spannenden Prozess der Neugestaltung von Fort- und Weiterbildung aktiv mitzugestalten und laden Sie ein, an dieser Umfrage teilzunehmen.

Wolfgang Schröder
Friederike Burgdorf
Sylvia Joachimi

Schröder W, Burgdorf F, Joachimi S. Fortbildung mit Zukunft. Passion Chirurgie. 2021 September; 11(09): Artikel 04_02a.