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Aus Patientinnen werden Frauen

Medizinische Hilfe nach Genitalverstümmelung

Dr. Cornelia Strunz ist Oberärztin im Zentrum für Darm- und Beckenbodenchirurgie am Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf. Die Fachärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie koordiniert am Desert Flower Center Waldfriede (DFC) die ärztliche Versorgung von Frauen, die an den Folgen weiblicher Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) leiden. Aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland finden sie Hilfe in dem von außen unscheinbaren Büro auf dem idyllisch gelegenen Klinikgelände im Südwesten Berlins.

Mitte: Dr. Cornelia Strunz

Die meisten Frauen haben in ihrem jungen Leben bereits viel hinter sich gebracht. Bei den überwiegend aus Afrika stammenden Hilfesuchenden summieren sich Traumata aus Flucht und Vertreibung mit den grausamen Erinnerungen an den Tag ihrer Beschneidung und die jahrelangen Qualen, die darauf folgten. Für sein besonderes Engagement ist das Team des DFC-Waldfriede Ende April 2016 mit der Louise-Schroeder-Medaille des Berliner Abgeordnetenhauses ausgezeichnet worden. Das KV-Blatt wollte von Dr. Cornelia Strunz unter anderem wissen, wie die medizinische Versorgung von teilweise mit schweren FGM-Verletzungen lebenden Frauen organisiert wird und wo Berlins niedergelassene ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen Hilfe finden, wenn sie in ihren Praxen mit Genitalverstümmelungen konfrontiert werden.

Frau Dr. Strunz, wann sind Sie zum ersten Mal mit weiblicher Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation) in Berührung gekommen?

Dr. Cornelia Strunz: Das war alles ein riesengroßer Zufall. Ich bin eigentlich Fachärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie und habe 15 Jahre lang in einem anderen Berliner Krankenhaus gearbeitet und wollte mich ursprünglich auf Koloproktologie spezialisieren. Im Verlauf eines Hospitationstages hier am Krankenhaus Waldfriede lernte ich meinen heutigen Chef, Herrn Dr. med. Roland Scherer, kennen. Dieser Workshop-Tag hatte mich endgültig davon überzeugt, dass ich mich in Koloprok­tologie weiterbilden lassen möchte. Anfang Juli 2013 habe ich dann begonnen, im Krankenhaus Waldfriede zu arbeiten.

Damals wusste ich noch nichts von den Plänen von Dr. Scherer, hier das weltweit erste Zentrum zur Behandlung von genitalverstümmelten Frauen aufzubauen. Ein paar Wochen nach Antritt meines Dienstes bat er mich in sein Zimmer und fragte, ob ich von weiblicher Genitalverstümmelung schon gehört hätte. Dr. Scherer brauchte für sein Projekt dringend eine Fachärztin, die keine Berührungsängste kennt und sich der hilfesuchenden Frauen annimmt. Ich war etwas überrascht, habe aber sofort „ja“ gesagt.

Am Anfang wusste ich auch nicht viel über die FGM; erst umfangreiche Recherchen in Büchern und im Internet haben langsam dazu beigetragen, dass ich mir ein Bild über die Situation der Frauen machen konnte. Zu dem Zeitpunkt wussten wir hier im Krankenhaus alle noch nicht so richtig, was da genau auf uns zukommt, und vor allem, im welchem Maße Frauen hier in Berlin von der FGM betroffen sind. Am 11. September 2013 feierten wir dann die Eröffnung des Desert Flower Centers Waldfriede und bereits einen Tag später wurden zwei Frauen hier operiert.

Wie kam der Kontakt zu den Frauen zustande?

Dr. Cornelia Strunz: Der Kontakt zu den ersten beiden Frauen wurde durch Walter Lutschinger, Manager des Top-Models und der Desert-Flower-Foundation-Gründerin Waris Dirie, hergestellt. Die in Wien ansässige Desert-Flower-Foundation hat es dann ermöglicht, dass die beiden nach Berlin reisen konnten. Die Behandlung von Inab, unserer ersten Patientin, erwies sich vor allem durch die Sprachbarriere zunächst als etwas schwierig. Viele der Frauen, die in den drauf folgenden Monaten zu uns kamen, wohnten zum Teil bereits in Berlin.

Wie wird die Versorgung der Frauen im DFC-Waldfriede organisiert?

Dr. Cornelia Strunz: Das Desert Flower Center ist der Abteilung für Darm- und Beckenbodenchirurgie am Krankenhaus Waldfriede angeschlossen. Da wir die Frauen nicht stigmatisieren wollen, liegen sie während der Zeit ihrer Behandlung auf keiner speziellen Station, sondern sind ganz normal zwischen allen anderen Patientinnen der Abteilung untergebracht. Das Desert Flower Center ist also keine eigene, abgeschlossene Abteilung. Schülergruppen sind immer etwas enttäuscht, wenn ich ihnen sage, dass man das DFC nicht besichtigen kann, weil es eben keine spezielle Station ist.

Operieren Sie auch selbst?

Dr. Cornelia Strunz: Muss eine Rekon­struktion etwa der Klitoris oder der Schamlippen vorgenommen werden, werden diese OPs von Dr. Uwe von Fritschen durchgeführt. Herr Dr. von Fritschen ist Chefarzt der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie am HELIOS-Klinikum Emil von Behring und operiert hier bei uns regelmäßig. Ich übernehme die Koordination und die Untersuchungen im Vorfeld. Leiden die Frauen unter rekto-­vaginalen Fisteln, operiert Dr. med. Roland Scherer, Chefarzt des Zentrums für Beckenbodenchirurgie hier am Krankenhaus Waldfriede. Dr. Scherer ist gleichzeitig Präsident der Desert-Flower-Foundation in Deutschland. Die Behandlung der Frauen wird von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Wenn die Frauen nicht krankenversichert sind, übernimmt das Desert Flower Center die Kosten. Um diese Kosten zu decken, ist das DFC auf Spendengelder angewiesen.

Wie kümmern Sie sich um die seelischen Wunden der Frauen?

Dr. Cornelia Strunz: In diesem Zusammenhang bin ich sehr glücklich, mit Evelyn Brenda (geb. in Kenia) und Farhia Mohamed (geb. in Somalia) zwei Therapeutinnen mit im Team zu haben, die sowohl in Deutsch als auch in ihren jeweiligen Muttersprachen psychotherapeutisch arbeiten können. Das nimmt gleich zu Beginn der Behandlung sehr viel Anspannung aus der Situation, und die Frauen können sich uns gegenüber besser öffnen. Man muss wohl kaum erwähnen, dass die Behandlung einer Frau, die unter den Folgen einer Genitalverstümmelung leidet, nicht nach zehn Minuten erledigt, sondern ein sehr zeitaufwändiger und langwieriger Prozess ist. Ich bin daher der Leitung des Krankenhauses Waldfriede sehr dankbar, dass ich als Oberärztin so viel Zeit zur Verfügung habe, um mich um die Patientinnen des Desert Flower Centers zu kümmern. Im heutigen, oft stressigen Krankenhausbetrieb ist das wohl eher die Ausnahme als die Regel.

Darüber hinaus trifft sich jeden Monat an einem Samstag die Selbsthilfegruppe des DFC-Waldfriede. Dort können Frauen miteinander ins Gespräch kommen, gemeinsame Unternehmungen machen oder einfach die Seele baumeln lassen. In die Selbsthilfegruppe kommen sowohl Frauen, die bereits von uns behandelt wurden, als auch jene, die noch Hilfe suchen. Es steht den Besucherinnen auch frei, zunächst anonym an den Treffen teilzunehmen. Das Angebot wird dankbar angenommen, denn nicht alle Frauen wollen sich fremden Menschen gegenüber sofort offenbaren und nutzen die Samstage, um uns und das DFC-Waldfriede näher kennenzulernen. Bei diesen Treffen stelle ich immer wieder fest, dass die Arbeit mit den Frauen doch weitaus mehr ist als nur ein „Job“. Wenn die Frauen zusammenkommen, herrscht immer eine sehr herzliche Atmosphäre; wir nennen uns alle beim Vornamen und besonders die bereits behandelten Frauen strotzen vor Selbstbewusstsein. In diesen Momenten merke ich, wie sehr mich diese Aufgabe erfüllt und was das Team hier im DFC-Waldfriede leistet: Hier wird Frauen sprichwörtlich ihr Leben zurückgegeben.

Wie viele Patientinnen haben Sie bis jetzt im Desert Flower Center behandelt?

Dr. Cornelia Strunz: Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden 300 Frauen im DFC erfolgreich behandelt, mehr als die Hälfte davon stammen aus Somalia und aus dem Ländergürtel, der sich in Mittelafrika von der West- bis zur Ostküste zieht. Aus 17 der insgesamt 29 afrikanischen Länder, in denen FGM praktiziert wird, haben wir bereits Frauen behandelt. Nebenbei: Unsere Frauen legen großen Wert darauf, nicht als „Patientinnen“, sondern eben einfach nur als „Frauen“ bezeichnet zu werden.

Gibt es Daten, wie viele FGM-betroffene Frauen in Berlin leben?

Dr. Cornelia Strunz: Die WHO schätzt, dass alleine in Deutschland 25.000 bis 50.000 beschnittene Frauen leben. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich weitaus höher und macht es schwierig, exakte Zahlen zu nennen. Das gilt auch für die Zahl der genitalverstümmelten Frauen hier in Berlin.

… und diese Frauen haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich?

Dr. Cornelia Strunz: Viele wurden im Alter zwischen 4 und 14 Jahren verstümmelt und können sich im Gespräch mit mir und den Mitarbeiterinnen sehr genau an den Tag ihrer Beschneidung erinnern. Viele wissen noch, wer sie beschnitten hat oder wie viele andere Mädchen sich zur gleichen Zeit mit im Raum aufgehalten haben. Die meisten leiden an starken Schmerzen, zum Beispiel beim Wasserlassen. Doch keine unter ihnen würde es wagen, sich im Umfeld ihrer Heimatländer darüber zu beklagen – das gilt in den Kulturen, in denen FGM praktiziert wird, als unschicklich.

Die Selbsthilfegruppe des Desert Flower Centers trifft sich einmal im Monat und bietet Möglichkeiten zu Austausch und Information.

Wer nicht beschnitten ist, so haben es die Frauen als kleines Mädchen bereits gelernt, ist keine richtige Frau, ist unrein und kein Teil der Gesellschaft. In vielen dieser Gesellschaften herrscht die Vorstellung, dass die Klitoris eine Art Dorn sei, der immer weiter wachse, wenn man ihn denn nicht entferne. Gleiches nimmt man im Fall der Schamlippen an.

Erfahren die Frauen denn Unterstützung in ihrem sozialen Umfeld hier in Deutschland?

Dr. Cornelia Strunz: Hier fehlt evtl. das soziale Grundproblem mit der Ächtung im sozialen Kontext. Glücklicherweise werden die Frauen, die bei uns vorstellig werden, meist von ihren Ehemännern unterstützt. Viele Paare haben sich ja erst hier in Deutschland kennengelernt, heiraten dann und wollen Kinder. Dann wird es jedoch für verstümmelte Frauen lebensbedrohlich. Besonders die Frauen aus Somalia, von denen wir viele im DFC behandeln, sind meist komplett zugenäht (Anm. d. Red.: Nach WHO Typ III) und benötigen dringend Hilfe.

Können Sie sagen, ob auch hier in Deutschland bzw. in Berlin Genitalverstümmelungen vorgenommen werden?

Dr. Cornelia Strunz: Davon hören wir immer wieder, wobei hier im Desert Flower Center noch keine in Deutschland beschnittene Frau vorstellig geworden ist. Wenn der Fall eintritt und eine junge Frau beispielsweise hier in Berlin verstümmelt werden würde, rechne ich nicht damit, dass sich diese Mädchen Hilfe suchen würden. Bei Beschneidungen, die in der Diaspora vorgenommen werden, verläuft alles im Geheimen. Diese Mädchen haben zu viel Angst, um sich Fremden gegenüber zu öffnen.

Wie weit sind Sie in Berlin mit niedergelassenen Ärzten vernetzt?

Dr. Cornelia Strunz: Im Februar 2014 haben Herr Dr. Scherer und ich einen Vortrag vor der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gehalten. Die Resonanz war enorm. Darüber hinaus halten wir immer wieder Vorträge, bei denen ich merke, dass wir innerhalb Berlins bei den Gynäkologen mittlerweile sehr bekannt sind. Fachlich bewegt sich die weibliche Genitalverstümmelung interdisziplinär zwischen Urologie, Proktologie, Gynäkologie und Plastischer Chirurgie. Daher appelliere ich an die Niedergelassenen, dass sie sich bei Fragen und Unsicherheiten an uns wenden können. Manchmal ist es schon ein erster Schritt, wenn die Ärzte Frauen, bei denen sie eine Verstümmelung feststellen, unsere Infobroschüre in die Hand drücken können.

Denken Sie, dass die Tradition der FGM irgendwann aussterben wird?

Dr. Cornelia Strunz: Die Frauen, die bei uns erfolgreich operiert wurden und danach Kinder zur Welt gebracht haben, wenden sich alle ausnahmslos von dieser Tradition ab. Ich hoffe daher stark, dass die Genitalverstümmelung in der Diaspora in den kommenden Generationen völlig verschwindet. Ich habe davon erfahren, dass bei manchen Familien die jungen Mädchen in den Ferien in die jeweiligen Heimatländer reisen, um dort beschnitten zu werden. Für die Frauen, die sich bei uns behandeln lassen, steht jedoch fest: Ihre Töchter werden niemals beschnitten.

Praktizierte Formen von FGM

Das Interview führten Andrea Bronstering und Dr. Christian Klotz im Namen des KV-Blatts Berlin, wo der Artikel erstmals veröffentlicht worden ist. Das KV-Blatt ist das monatlich erscheinende Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin. Vielen Dank an die KV-Blatt-Redaktion, dass wir das Interview mit Frau Dr. Strunz ebenfalls in PASSION CHIRURGIE veröffentlichen können. HIER finden Sie den ursprünglichen Artikel

Aus Patientinnen werden Frauen. Passion Chirurgie. 2018 Februar, 8(02): Artikel 08_01.

Mitglieder-Fachexkursion nach Moskau & St. Petersburg – Roboterassistierte Chirurgie

Erleben Sie die beiden so unterschiedlichen russischen Metropolen Moskau und St. Petersburg an Moskwa und Newa während einer unvergleichlichen Reise. Im Kreis von Kollegen und Freunden erwartet Sie ein sehr vielfältiges Programm mit spannenden Begegnungen und interessanten Besuchen.

Reisedatum: 8.9. – 15.9. 2018
Ihr Reisepreis ab € 1675,-

Programm*

  • Tag 1 – Anreise Moskau
  • Tag 2 – Moskau – Stadtrundfahrt – Roter Platz & Tretjakow-Galerie
  • Tag 3 – Moskau – Ausflug nach Sergiew Possad
  • Tag 4 – Moskau – Kreml und Fachprogramm
  • Tag 5 – St. Petersburg – Stadtrundfahrt
  • Tag 6 – St. Petersburg
  • Tag 7 – St. Petersburg – Eremitage
  • Tag 8 – St. Petersburg – Rückflug

*Änderungen vorbehalten

Eingeschlossene Leistungen

  • Linienflüge nach Moskau und zurück von St. Petersburg
  • Alle Flughafen- und Flugsicherheitsgebühren sowie aktuelle Kerosinzuschläge
  • Flughafentransfer mit Gepäckbeförderung bei Ankunft und Abreise
  • Deutsch sprechende Reiseleitung
  • Bahnfahrt von Moskau nach St. Petersburg mit dem Schnellzug Sapsan (Wanderfalke)
  • Übernachtungen in 4-Sterne-Hotels
  • Unterbringung in Zimmern mit Bad oder Dusche/WC
  • Frühstück im Hotel
  • Ausflugsprogramm gemäß Ausschreibung inkl. 5 Mittag- und 1 Abschiedsessen
  • Fachprogramm gemäß Anschreiben
  • Reiserücktrittskostenversicherung
  • Reisepreissicherungsschein
  • Reiseführer zur Reisevorbereitung

Nicht eingeschlossene Leistungen*

  • RDB Reiseversicherungspaket (inkl. Reisegepäck-, Reiseunfall-, Notfall- und Auslandsreise-Krankenversicherung)
  • Nicht erwähnte Mahlzeiten
  • Trinkgelder und Ausgaben persönlicher Art
  • Visumgebühren (siehe Anmeldeformular)

*Zusatzkosten siehe Reiseanmeldung

Für diese Reise ist bei Reisebeginn ein Reisepass mit gültigem Visum erforderlich. Es gelten die Allgemeinen Reisebedingungen des Reiseveranstalters.

Einzelheiten zum Programm sowie ein Formular zur Reiseanmeldung finden Sie auf BDC|Online. Noch offene Fragen beantwortet Ihnen gern der Reiseveranstalter:
RDB – Reisedienst Bartsch GmbH
Neichener Heide 18, 53604 Bad Honnef
Tel 02224-989898, Fax 02224-989894
E-Mail 
[email protected]

Ansprechpartner im BDC:
Maren Löprick
Sekretariat
Tel.: 030 / 28004 – 150
[email protected]

Programm Fachexkursion Moskau & St. Petersburg
Anmeldeformular Fachexkursion Moskau & St. Petersburg

Schaufenster Februar 2018

Sicher im Krankenhaus – Informationsbroschüre für Patienten

Die Broschüre liefert Patienten und ihren Angehörigen konkrete Hinweise für einen sicheren Krankenhausaufenthalt. Sie erfahren, was Krankenhäuser zur Gewährleitung der Patientensicherheit tun und wie sie selbst einen aktiven Beitrag zur Patientensicherheit leisten können.

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Christoph Lohfert Stiftung lobt Preis aus

Kulturwandel im Krankenhaus: Multidimensionale Konzepte zur Verbesserung der (Patienten-)Sicherheitskultur – so lautet das Ausschreibungsthema für den Lohfert-Preis 2018. Die Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg, Cornelia Prüfer-Storcks, übernimmt die Schirmherrschaft für den mit 20.000 Euro dotierten Förderpreis. Bewerbungsschluss ist der 28. Februar 2018.

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FAMILIE UND BERUF – Chirurgin ausgezeichnet

Prof. Nada Rayes, Oberärztin und Leiterin des Bereichs endokrine Chirurgie an der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, ist mit dem renommierten FamSurg-Preis 2017 ausgezeichnet worden. „FamSurg“ ist ein Projekt zur Förderung von Frauen und familienfreundlichen Strukturen in der Chirurgie. Nominiert worden war sie in der Kategorie „Vorbildhafter und den weiblichen Nachwuchs motivierender Karriereverlauf von Chirurginnen“.

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Spendenaufruf: Medizintechnik, Fachbücher & chirurgische Instrumente für Afghanistan

Fachbücher in englischer Sprache, chirurgische Instrumente z. B. für Kaiserschnitte und Brustoperationen, Laryngoskope, Endoskope und vieles mehr werden dringend bei einem Klinikaufbau in Afghanistan benötigt. Informationen zu dem Projekt und die Kontaktdaten finden Sie in dem Artikel „Welcome Back Home – Das Mammakarzinom Projekt in Mazar-e Sharif“ aus PASSION CHIRURGIE.

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Personalia Februar 2018

Ulrich Klaus Fetzner ist seit dem 01.01.2018 Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Mitte in Bielefeld. Er wechselte vom St. Marien Hospital Gelsenkirchen-Buer wo er als Leitender Oberarzt tätig war.

PD Dr. med. Till Hasenberg ist seit Januar 2018 neuer Chefarzt der Klinik für Adipositas- und Metabolische Chirurgie am HELIOS Klinikum Niederberg in Velbert.

Prof. Dr. med. habil. Hans-Günter Koebe hat im Januar 2018 die Führungsposition als „Sektionsleiter Thoraxchirurgie“ in der Asklepios Harzklinik Goslar übernommen.

Dr. med. Matthias Krüger, Leiter Ressort Nachwuchsförderung im BDC, ist seit 01.12.2017 Chefarzt der Klinik für Chirurgie (Allgemein-, Unfall-, Viszeral- und Thoraxchirurgie mit Koloproktlogie und Enddarmzentrum) am Carl-von-Basedow Klinikum Saalekreis gGmbH. Herr Krüger war zuvor Oberarzt und Leiter der Abteilung Koloproktologie an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Karsten Ridwelski am Klinikum Magdeburg gGmbH.

Dr. med. Christiane Laun wechselte als Chefärztin der Allgemein-, Unfall-, Gefäß- und Viszeralchirurgie des St. Josefs-Krankenhaus in Potsdam zum 01.11.2017 an das Vivantes Klinikum Am Urban wo sie die neu gegründete Gefäß- und Allgemeinchirurgie leitet.

Dr. med. Jochen Mathews ist seit Oktober 2017 neuer Chefarzt der Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des HELIOS Klinikums Uelzen. Er war zuvor Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie des Heidekreis-Klinikums Walsrode.

Prof. Dr. med. Gerrit Matthes ist seit Januar 2018 Ärztlicher Leiter der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie und Orthopädie am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam.

Dr. med. Michael Pauthner ist seit Januar 2018 neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Sana Klinikum Offenbach.

Dr. med. Lutz Pickart leitet seit Sommer 2017 die Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Eichsfeld Klinikum „Reifenstein“. Zuvor war er viele Jahre im Hufeland Klinikum in Bad Langensalza.

Dr. med. Walter Schäfer, Chefarzt der Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand-, Fuß- und Wiederherstellungschirurgie der Kreiskrankenhäuser Gummersbach und Waldbröl, ist der neue Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hand-Chirurgie (DGH).

Dr. med. René Schubert ist seit Januar 2018 neuer Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Diakoniekrankenhauses Chemnitzer Land in Hartmannsdorf.

Dr. med. Emmanouil Skouras ist seit Oktober 2017 Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie des St. Franziskus-Hospitals Köln. Er war zuvor Oberarzt am Klinikum der Universität zu Köln.

Dr. med. Sylvia Weiner ist seit Januar 2018 Leiterin der neuen Sektion Adipositaschirurgie am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Unterstützt wird Frau Dr. Weiner durch Dr. med. Colin Uhle als leitenden Oberarzt.

Arzneimittelausgaben 2017: Anstieg niedriger als erwartet

Die Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind im Jahr 2017 um 3,1 Prozent auf 35,2 Mrd. Euro gestiegen. Das ist weniger als in der Rahmenvorgabe von Ärzten und Krankenkassen erwartet (3,2 Prozent) und bedeutet eine Wachstumsabschwächung im dritten Jahr in Folge – nach 8,9 Prozent (2014), 5,0 Prozent (2015) und 3,8 Prozent (2016). Das ergeben erste Berechnungen des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) auf Basis der Abrechnungsergebnisse von Apothekenrechenzentren. Obwohl sich die Anzahl der GKV-Versicherten um knapp 800.000 (ein Prozent) auf fast 73 Millionen erhöht hat, sank die Zahl der verordneten Arzneimittelpackungen um 2,1 Prozent auf 741 Millionen.

Ersten Analysen zufolge sind vor allem Magensäureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol seltener verschrieben worden. In der Endabrechnung werden die Arzneimittelausgaben noch niedriger ausfallen. Denn in der DAV-Statistik sind die Einsparungen der Kassen durch Rabattverträge mit Arzneimittelherstellern noch nicht berücksichtigt. Diese betrugen allein in den ersten neun Monaten 2017 schon 2,9 Mrd. Euro und damit vier Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum

„Die Arzneimittelausgaben steigen weiterhin, aber erwartungsgemäß immer moderater“, sagt DAV-Vorsitzender Fritz Becker. „Wir haben mehr Versicherte und immer mehr ältere Patienten. Das trägt ebenso wie der medizinische Fortschritt zu den Kosten bei. Wenn mehr Patienten länger und besser leben können, darf man keine rückläufigen Ausgaben erwarten.“ Deshalb sei auch für 2018 eine Steigerung von 3,2 Prozent für die Arzneimittelausgaben von Ärzten und Krankenkassen eingeplant worden. Becker weiter: „Nur ein Bruchteil der Ausgaben für die Arzneimittelversorgung geht an die Apotheken. Ihr Anteil an den GKV-Ausgaben liegt seit Jahren stabil unter 2,5 Prozent.

Auf der anderen Seite sind die Beitragseinnahmen der Krankenkassen wegen der guten Arbeitsmarktlage und der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen stark gestiegen. Zudem erzielen die Kassen Einsparungen durch Rabattverträge für Generika und durch Preisverhandlungen mit Pharmaherstellern bei neuen Medikamenten mit festgestelltem Zusatznutzen. Trotz der prall gefüllten Börse klagen aber manche Kassenvertreter über hohe Ausgaben und wollen weitere Kürzungen diskutieren. Mich ärgert das, und die Versicherten können das sowieso nicht mehr nachvollziehen.“

Quelle: ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., Unter den Linden 19 – 23, 10117 Berlin, www.abda.de, 30.01.2018

Unfallversicherung: Neue bundesweite Clearingstelle

Bei Problemen mit Unfallversicherungsträgern können sich Ärzte und Psychotherapeuten ab sofort an eine bundesweite Clearingstelle der KBV wenden. Diese unterstützt bei Streitigkeiten zu Abrechnungsfragen oder bei der Auslegung des Vertrags Ärzte/Unfallversicherungsträger.

Neu ist, dass Ärzte und Psychotherapeuten ihren Antrag direkt an die Clearingstelle richten können. Bisher sah der Vertrag Ärzte/Unfallversicherungsträger ein Verfahren über Schlichtungsstellen auf Landesebene vor, mit Anträgen über die Kassenärztlichen Vereinigungen.

Mit der Clearingstelle wird sichergestellt, dass bundesweit jeder Arzt und Psychotherapeut in Streitfragen einen Ansprechpartner hat und die Entscheidungen bundeseinheitlich getroffen werden.

Da die Clearingstelle direkt bei den Vertragspartnern KBV und Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) angesiedelt ist, können die Entscheidungen in die Weiterentwicklung der UV-GOÄ einbezogen werden.

So funktioniert die Clearingstelle

Bei Streitigkeiten übersenden Ärzte und Psychotherapeuten ihre Anträge schriftlich mit einer ausführlichen Darstellung des Problems und unter Beifügung der anonymisierten entscheidungserheblichen Unterlagen (z. B. Berichte, Rechnungen, bisheriger Schriftwechsel) möglichst auf elektronischem Weg an die E-Mail-Adresse: [email protected].

Die Clearingstelle besteht aus Mitgliedern der KBV und der DGUV. Sie prüfen und beraten die Anträge und fassen einen Beschluss, über den die Antragsteller informiert werden. Die Beschlüsse der Clearingstelle sind wichtige Hinweise für die Antragsteller, sie sind jedoch nicht verbindlich. Der Rechtsweg bleibt offen.

Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin, www.kbv.de, , 25.01.2018

Gassen: Keine gefährlichen Experimente!

Anlässlich des Beschlusses der SPD auf ihrem gestrigen Parteitag in Bonn, Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU zu beginnen, hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, heute in Berlin erklärt.

„Um es deutlich zu sagen: Die medizinische Versorgung der Menschen in Deutschland ist gut. Alle Bürger haben eine qualitativ hochwertige und umfassende Versorgung mit Zugang zu neuesten medizinischen Verfahren – und zwar unabhängig von Versicherungsstatus und Einkommen. Natürlich sind aber Verbesserungen möglich und teilweise auch notwendig. Jedoch wäre es fatal, aus Ideologie ein funktionierendes Gesundheitswesen auf den Kopf zu stellen und gefährliche Experimente einzugehen. Das Beispiel England zeigt aktuell sehr drastisch, wohin staatlich definierte Einheitsvergütungen und Bürgerversicherungen führen – nämlich zu einer schlechteren Versorgung für alle.

Wer die Versorgung der gesetzlich Versicherten wirklich verbessern möchte, weiß die KBV an seiner Seite. Das Finanzpolster der Kassen ist mit über 25 Milliarden Euro so üppig, dass diese Verbesserungen auch ohne Beitragserhöhungen möglich sind. Ein Beispiel wäre, die Grundleistungen aus der Budgetierung zu holen. Es ist eine Zumutung für Ärzte und Versicherte, dass 10 bis 20 Prozent der Leistungen nicht vergütet werden. Hierdurch könnte ein noch schnellerer Zugang der Patienten gewährleistet werden.“

Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin, www.kbv.de, 22.01.2018

Herzchirurgische Versorgung in Deutschland weiterhin auf hohem Qualitätsniveau

Die bundesweite herzchirurgische Versorgung zeigt unverändert ein hohes Qualitätsniveau. Das bestätigen die Zahlen, Daten und Fakten des neuen Deutschen Herzberichtes 2017, vorgestellt am 17. Januar 2018 in Berlin. Die rund 1.000 in Deutschland tätigen Herzchirurgen führten im Jahr 2016 insgesamt 184.789 Herzoperationen durch, wovon 12,4 Prozent der Patienten als Notfälle operiert werden mussten. Insbesondere der Anstieg des Lebensalters, sowie die mit höherem Lebensalter einhergehenden vielfältigen Begleiterkrankungen der herzchirurgischen Patienten, stellen die Herzchirurgen vor immer neue Herausforderungen, denen die Herzmediziner mit der Entwicklung innovativer Operationsverfahren und -techniken begegnen. „Die nachweisbare Verbesserung der Lebenserwartung wie auch der Lebensqualität steht neben der Patientensicherheit im herzchirurgischen Fokus“, erklärt Privatdozent Dr. Harringer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. „Die flächendeckend herzchirurgische Vollversorgung ist mit den 78 etablierten herzchirurgischen Fachabteilungen bundesweit gesichert.“

Lebensalter der herzchirurgischen Patienten steigt; Prävalenz bei Männern höher

Trotz Anstieg des Lebensalters der herzchirurgischen Patienten, bleibt die Überlebensrate nahezu konstant bei ca. 97 Prozent. Aus der Gruppe der über 65-Jährigen kommt bundesweit der größte Teil der Herzpatienten. Im Jahr 2016 waren 37,1 Prozent der herzchirurgischen Patienten 70-79 Jahre alt und 15,7 Prozent 80 Jahre und älter. „Wir beobachten diesen kontinuierlichen Anstieg von Patienten höheren Alters bereits seit 1990“, so PD Dr. Harringer. „Unabhängig vom Alter ist bei den Herzpatienten generell festzustellen, dass die Prävalenz bei Männern höher ist als bei Frauen. Rund Zweidrittel aller herzchirurgischen Patienten sind Männer.“

Guidelines befürworten Herzteams und stärken Patientensicherheit

Als ein wesentlicher Faktor der Patientenversorgung in der Herzmedizin ist das Herz-Team-Konzept, welches in zahlreichen nationalen und internationalen Leitlinien explizit ausgewiesen wird. „Zur Realisierung der bestmöglichen Patientensicherheit und patientenindividuellen Empfehlungen geeigneter Therapieverfahren, ist die verbindlich strukturierte Zusammenarbeit im Herz-Team obligat“, erklärt PD Dr. Harringer.

Die stets aktualisierte Nationale Versorgungsrichtlinie „chronische Koronare Herzkrankheit“ (2016), die europäische „Guidelines on myocardial revascularisation“ von ESC und EACTS (2014) sowie die jüngst publizierte „ESC/EATCS Guidelines on the management of valvular heart disease“ (2017), empfehlen bzw. konkretisieren bei den verschiedentlichen Herzerkrankungen die Konsensfindung im interdisziplinären Herz-Team.

Marginaler Rückgang der Bypass-Operationen

Aus den zuvor genannten Leitlinien zur koronaren Herzkrankheit besteht bei einer koronaren 3-Gefäßerkrankung bzw. komplexen Verengungen der Herzkranzgefäße und/oder einer Verengung der großen Herzkrangefäße im Ursprungsteil, der sogenannten Hauptstammstenose, eine klare Indikation für die Koronar-Bypass-Operation. Im Jahr 2016 wurden bundesweit 50.114 isolierte und kombinierte Bypass-Operationen durchgeführt (2015: 51.941). „Für die Bypass-Operation gibt es prinzipiell kein Patienten-Höchstalter“, betont PD Dr. Harringer. „Abhängig vom Schweregrad und der Stenose-Lokalisation kann bei Patienten jeglichen Alters mit einer Bypass-Operation die Durchblutung des Herzmuskels wieder verbessert werden.“

Auch in dieser Gruppe von Patienten hat der Anteil der über 70-Jährigen über die vergangenen Jahre kontinuierlich zugenommen. Im vergangenen Jahr waren ca. 46,7 Prozent der Bypass-Patienten 70 Jahre und älter, wobei der Männeranteil mit 77 Prozent deutlich höher als der Frauenanteil (23 Prozent) war und somit nur jede vierte Bypass-Patientin weiblich war.

Das patientenindividuelle Versorgungskonzept der Bypass-Operation bei der Koronaren Herzkrankheit sollte stets gemäß aktuell geltender nationaler und internationaler Leitlinien im Herz-Team erörtert und abgestimmt werden, um dem Patienten eine konsentierte Empfehlung zu geben. Die allerhäufigste Ursache der KHK ist die Arterienverkalkung, die mit fortschreitendem Krankheitsverlauf zu gravierenden Gefäßverengungen bis hin zu Verschlüssen gehen kann, und dadurch zu einer Sauerstoff-Mangelversorgung des Herzens führt.

Herzklappenchirurgie zweithäufigster herzchirurgischer Eingriff

Nach der Koronar-Bypass-Chirurgie gehört insbesondere die Herzklappenchirurgie in Deutschland zu den häufigsten herzchirurgischen Eingriffen. Im Jahr 2016 erfolgten insgesamt 33.451 Eingriffe an Herzklappen, davon 65,4 Prozent unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. Zu den häufigsten, oft altersbedingt auftretenden Herzklappenerkrankungen, die herzchirurgische Operationen erfordern, gehören die Aortenklappenstenose (Verengung der Aortenklappe) und die Mitralklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Mitralklappe). Die Anzahl der konventionellen Aortenklappen-Operationen fiel von 11.183 im Jahr 2015 auf 10.879 Eingriffe im Jahr 2016. Bei Notwendigkeit eines Aortenklappenersatzes wurden in 89 Prozent der Fälle biologische Prothesen implantiert. Bei den isolierten Mitralklappen-Operationen wurde mit 6.217 isolierten Mitralklappen-Operationen (2015: 6.027) auch im Jahr 2016 möglichst der kurative Ansatz fortgesetzt: Die patienteneigene Mitralklappe konnte bei ca. zwei Drittel (62,9 Prozent) aller Operationen rekonstruiert und in ihrer Funktion wiederhergestellt werden. In 37,1 Prozent war häufig aus patientenindividuellen Gründen der Einsatz einer biologischen oder mechanischen Mitralklappen-Prothese notwendig.

Für bestimmte Hochrisiko- und multimorbide Patienten mit komplexen Begleiterkrankungen können minimalinvasive kathetergestützte Techniken (TAVI und Mitral Clip) eine schonende Alternative zu den konventionellen Operationen sein. Die Zahl der kathetergestützten Aortenklappenimplantationen (TAVI), die zwingend von einem interdisziplinären Herz-Team durchzuführen sind, überstiegen im Jahr 2016 mit 17.097 Interventionen deutlich die Anzahl konventioneller Aortenklappenoperationen (10.961 Eingriffe).Die kathetergestützte Aortenklappenimplantation und die transvenöse Clip-Rekonstruktion der Mitralklappe unterliegen in Deutschland durch die „Richtlinie minimalinvasive Herzklappeninterventionen“ des Gemeinsamen Bundesausschusses besonderen obligaten Personal-, Prozess- und Infrastruktur-Vorgaben. Hierzu zählt auch die interdisziplinäre Konsensfindung im Herz-Team.

Organtransplantation: Weiterhin zu wenig Spender für Herz und Lunge

50 Jahre nach der ersten Herztransplantation zeichnet sich auch weiterhin ein gravierender Mangel an Spenderherzen und Spenderlungen ab. „Auch wenn im Vergleich zum Jahr 2015 ein Unterschied von 11 Herztransplantationen auf insgesamt 297 (Rekordtiefjahr 2015: 286) zu verzeichnen ist, so kann dies bei weitem nicht den seit Jahren bestehenden Mangel an Spenderherzen decken“, erklärt PD Dr. Harringer. „Bereits seit 10 Jahren liegt die jährliche Zahl der in Deutschland durchgeführten Herztransplantationen unter 400.“

Primär benötigen schwer herzkranke Patienten in der Altersgruppe von 50 bis 59 Jahren ein neues funktionsfähiges Organ, gefolgt von den 60-69-Jährigen. Männer sind ca. drei Mal häufiger betroffen als Frauen. „Die 3-Jahres-Überlebens-Chance nach einer Transplantation liegt bei ca. 70 Prozent“, erklärt PD Dr. Harringer. „Nach wie vor gibt es trotz innovativen und technologischen Entwicklungen bis heute keinen adäquaten Ersatz für das menschliche Herz.“

Zur Überbrückung der monate- oder gar jahrelangen Wartezeit auf ein geeignetes Spenderorgan oder für bestimmte Patienten auch als dauerhafte Alternative, können sogenannte mechanische Herzunterstützungssysteme implantiert werden, die das schwache Herzen unterstützen, indem sie das Blut durch den Körper pumpen, um damit der Kreislauf des Patienten aufrecht zu erhalten. Da bei vielen dieser terminal herzkranken Patienten Herzunterstützungssysteme zum Einsatz kommen, stieg erneut im Jahr 2016 die Anzahl implantierter Herzunterstützungssysteme in der Summe auf insgesamt 1.202 (2015: 947) an; 20 implantierte sogenannte Kunstherzen eingerechnet. „Organtransplantationen retten Leben. Patienten, die auf ein Spenderherz warten, sind stets lebensbedrohlich erkrankt und schwerst-herzkrank. Daher richten auch wir Herzchirurgen einen dringenden Appell und unsere Bitte an die Bevölkerung, die Organspende u.a. durch Spendebereitschaft zu unterstützen“, betont PD Dr. Harringer.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin, www.dgthg.de, 17.01.2018

Studie: Ärzte wollen digitalen Austausch und nicht mehr primär Briefe verschicken

Das Gros der Ärzte wünscht sich digitale Kommunikation zwischen Kliniken und Praxen. Dies zeigt die zur Jahreswende veröffentlichte Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2017“. Die Stiftung Gesundheit hatte sowohl niedergelassene Ärzte als auch leitende Klinikärzte zur transsektoralen Zusammenarbeit befragt. 36,4 Prozent der niedergelassenen Ärzte würden laut der Studie am liebsten per E-Mail in sicherer Umgebung kommunizieren, 21,5 Prozent über ein IT-System, das sich idealerweise ins Arztinformationssystem integrieren ließe. Auch bei den Klinikärzten stehen diese beiden Kommunikationswege ganz oben auf der Wunschliste: 40,4 Prozent wünschen sich ein IT-System, 38,5 Prozent würden gern E-Mails in sicherer Umgebung nutzen.

Tatsächlich kommunizieren Praxen und Kliniken allerdings immer noch vorwiegend per Brief: Fast 60 Prozent der niedergelassenen Ärzte und sogar über 80 Prozent der Klinikärzte nutzen heute diesen Weg. Wenn sie die Wahl hätten, würden sich aber nur 18,7 Prozent der Ärzte und nur 11,5 Prozent der Klinikärzte für diesen herkömmlichen Weg entscheiden.

„Dass Ärzte und Kliniken immer noch primär analog kommunizieren, muss man klar als Anachronismus bezeichnen – gerade in einem hochtechnisierten Sektor wie dem Gesundheitswesen, in dem eine schnelle und möglichst reibungsfreie Interaktion wichtig ist“, konstatiert Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit. „Es ist bedauerlich, dass es bislang nicht gelungen ist, die Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums hinsichtlich einer umfassenden eHealth-Plattform umzusetzen, zumal dies ja eindeutig dem Wunsch der Ärzte selbst entspricht.“ Dagegen würden viele Nachbarländer in Europa bereits in der Praxis zeigen, wie verbesserte Kommunikations- und Informationsstrukturen aussehen können.

Quelle “Stiftung Gesundheit”

75,5 Prozent der Ärzte wünschen sich digitale Kommunikation zwischen Kliniken und Praxen – doch 93,3 Prozent kommunizieren noch analog. Das ergab die Studie Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2017.

Alle Ausgaben der Studienreihe „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit“

BDC|Bremen & Niedersachsen: Fortbildungsveranstaltung und Mitgliederversammlung 2018

Sehr geehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,

für das Jahr 2018 wünschen wir Ihnen viel Glück und Erfolg im nicht immer einfachen beruflichen Alltag. Wir verbinden dies mit einer herzlichen Einladung zu unserer diesjährigen gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung des BDC LV Bremen und LV Niedersachsen sowie des ANC Niedersachsen, die turnusmäßig in der Hansestadt Bremen stattfindet.

Gemeinsame Fortbildungsveranstaltung und Mitgliederversammlung 2018
3. Februar 2018, 09.00 – 14.00 Uhr
Klinikum Bremen-Mitte
Hörsaal Innere Medizin
St.-Jürgen-Str. 1, 28205 Bremen

Zu Beginn der Veranstaltung werden – wie Sie das ja bereits kennen – die  Mitgliederversammlungen des BDC und des ANC stattfinden. Anstehende Wahlen in den
Landesverbänden sollen durchgeführt werden. Gemeinsam haben wir wieder ein Programm aus Fortbildungsthemen und Berufspolitik für Sie zusammengestellt. Wir hoffen Themen getroffen zu haben, die Ihr geschätztes Interesse finden werden.

Wie in den Jahren zuvor wird die Veranstaltung für Fortbildungspunkte akkreditiert. Bitte melden Sie sich mittels Antwortfax bis zum 31.1.2018 an, damit wir vorab eine Übersicht der Teilnehmer haben.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Prof. Dr. M. P. Hahn
Vorsitzender BDC, LV Bremen

Prof. Dr. G. Schumacher
Vorsitzender BDC, LV Niedersachsen

Dr. G.-D. von Koschitzky
1. Vorsitzender ANC Niedersachsen

Programm