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Gesundheitsausgaben pro Tag überschreiten Milliardengrenze

Die Gesundheitsausgaben in Deutschland haben im Jahr 2017 erstmals die Marke von 1 Milliarde Euro pro Tag überschritten. Für 2017 prognostiziert das Statistische Bundesamt (Destatis) einen Anstieg der Gesundheitsausgaben gegenüber 2016 um 4,9 Prozent auf 374,2 Milliarden Euro. Von 2015 zu 2016 hatten sie sich um 3,8 Prozent auf 356,5 Milliarden Euro oder 4 330 Euro je Einwohner erhöht. Dies entsprach einem Anteil von 11,3 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Die höhere Wachstumsrate für 2017 ist auf das dritte Pflegestärkungsgesetz zurückzuführen, das am 1. Januar 2017 in Kraft trat.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Gustav-Stresemann-Ring 11, 65189 Wiesbaden, www.destatis.de, 15.02.2018

Berliner 5 x 5 TEAM-Staffel – Mitläufer gesucht

In diesem Jahr wollen wir als BDC wieder an der 5 x 5 km TEAM-Staffel der Berliner Wasserbetriebe teilnehmen und suchen Mitläufer!

Der Staffellauf findet vom 06. bis 08. Juni 2018 im Berliner Tiergarten statt. Wir planen den Lauf aller BDC-Laufteams für Freitag, den 08. Juni 2018.

Ein Team besteht aus fünf Teilnehmern, die jeweils eine 5-km-Runde durch den nördlichen Bereich des Tiergartens zurücklegen.

Wir laden Sie herzlich ein, aktiv dabei zu sein! Bitte melden Sie sich bei Interesse mit einer E-Mail (an [email protected]) bis zum 15. Mai 2018 an.

Um die Anmeldung der Staffeln und einen Picknickkorb zur Verköstigung kümmert sich der BDC. Jedes Mitglied eines BDC-Teams erhält eine ‚Running Surgeons’-Laufkombi, geben Sie deshalb bitte bei der Anmeldung Ihre Größe an: S – M – L – XL – XXL (fallen klein aus).

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!

Ihr BDC|Sport-Team

BDC|Berlin und BDC|Brandenburg: Gemeinsame Frühjahrstagung 2018

In diesem Jahr wollen wir anlässlich der 4. Gemeinsamen Frühjahrstagung das Thema “Qualität in der Chirurgie” unter die Lupe nehmen. Seit Jahren rückt dieses Thema immer mehr in den Fokus. Neue Rahmenbedingungen, Zertifizierungen, Qualitätssicherungsmaßnahmen, zunehmende Spezialisierung in der Chirurgie sind allgegenwärtig. Aber führen all diese Maßnahmen und neuen Rahmenbedingungen tatsächlich zu einer für alle Beteiligten spürbaren Qualitätssteigerung? Es ist uns gelungen zu diesen Themenbereichen zahlreiche kompetente Referenten zu gewinnen.

4. Gemeinsame Frühjahrstagung 2018

BDC|Brandenburg und BDC|Berlin und ANC Brandenburg und ANC Berlin

Samstag 28. April 2018, 10.00 bis 14.00 Uhr
Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg
Pappelallee 5 in 14469 Potsdam

Wir laden Sie daher sehr herzlich nach Potsdam ein und würden uns sehr freuen, wenn Sie sich an der offenen Diskussion zu diesem Thema aktiv beteiligen würden.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Frank Marusch    1. Vorsitzender BDC|Brandenburg
Dr. Ralph Lorenz     1. Vorsitzender BDC|Berlin
Dr. Torsten Braunsdorf    ehem. 1. Vorsitzzender der ANC Brandenburg
Dr. Volker Lacher    1. Vorsitzender der ANC Berlin

Befragung Sektorenübergreifende Qualitätssicherung (sQS)

Die Vermeidung von Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen ist das Ziel eines neuen Qualitätssicherungsverfahrens in Praxen und Kliniken, das zum 1. Januar 2017 gestartet ist.

Das Verfahren fußt auf zwei Säulen. Zum einen werden postoperative Wundinfektionen, die zur stationären Aufnahme geführt haben, im Krankenhaus erfasst. Durch eine Verknüpfung dieser Daten mit Sozialdaten, die den Krankenkassen vorliegen, ist es möglich, diese Wundinfektionen zurückzuverfolgen und festzustellen, wo der ambulante oder stationäre Eingriff erfolgt ist.

Zum anderen beantworten operierende Ärzte in Praxen, Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Krankenhäusern jährlich Fragen zum Hygiene- und Infektionsmanagement ihrer Einrichtung. Dies erfolgt im vertragsärztlichen Bereich im Rahmen einer webbasierten Befragung. Die Dokumentationspflicht beginnt erstmalig im ersten Quartal 2018 und bezieht sich auf das einrichtungsbezogene Hygiene- und Infektionsmanagement des Jahres 2017.

Die einrichtungsbezogene Dokumentation unterliegt folgender Datenlieferfrist:

Die Daten des gesamten Erfassungsjahres müssen bis zum 28. Februar bei der Datenannahmestelle KV vorliegen. Ausnahme ist das erste Erfassungsjahr, hier ist die Frist der 30. April 2018.

Ausfüllhilfe mit Erläuterungen, Musterdokumenten und Linktipps zur jährlichen Einrichtungsbefragung zum Hygiene- und Infektionsmanagement
Mehr Informationen

Patientensicherheit: Fehler im OP erkennen und vermeiden

Fehlerkultur – Ein zentrales Thema auf dem Bundeskongress Chirurgie in Nürnberg

Berlin, 12. Februar 2018: Aus Sicht von Patienten steht die Ergebnisqualität bei chirurgischen Eingriffen immer im Vordergrund. Mindestmengen und die Spezialisierung innerhalb der Chirurgie sind ein wichtiger Bestandteil, um die bereits hohe Qualität in deutschen OP-Sälen weiter zu verbessern. Potenzielle Risiken und Fehlerquellen müssen erkannt, aufgetretene Fehler selbstkritisch aufgearbeitet werden. Beim 20. Bundeskongress Chirurgie in Nürnberg am 23. und 24. Februar werden deshalb Themen wie Fehlerkultur und Fehlermanagement im Zentrum stehen.

„Das Bewusstsein für die leitliniengerechte Sicherstellung von Prozessen im chirurgischen Alltag ist in den letzten Jahren gewachsen. Vor allem verpflichtendes internes Qualitätsmanagement in chirurgischen Praxen und Krankenhäusern hat dazu beigetragen“, betont Hans-Joachim Meyer, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC). So sei es beispielsweise gelungen, Fehlerquellen im präoperativen Bereich durch eine eindeutige Markierung der zu operierenden Extremität und ein verpflichtendes „Team-Time-Out“ zu Operationsbeginn weitgehend auszumerzen. 2016 ist erstmals zu einem Rückgang der Antragsfälle bei der norddeutschen Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen gekommen.

Zur weiteren Verbesserung der chirurgischen Fehlerkultur wird beim Bundeskongress eine Sitzung unter Beteiligung der Schlichtungsstelle und des Aktionsbündnisses Patientensicherheit stattfinden. Dort werden Fälle aus den Erfahrungen der Haftpflichtversicherer und die Bedeutung eines aktiven Fehlermanagements (CIRS) thematisiert. „Es nützt niemanden, Fehler oder Beinahe-Fehler und Risiken im Behandlungsablauf zu ignorieren“, erklärt Dr. med. Peter Kalbe, Referatsleiter Niedergelassen Chirurgen im BDC.

Weiter stehen auf dem Bundeskongress Chirurgie Sitzungen zum Thema Qualität – vor allem im Bereich der Hygiene – auf dem Programm. Eine mit hochkarätigen Referenten besetzte Sitzung setzt sich mit den zukünftigen Konsequenzen von Qualitätsindikatoren auseinander. Die chirurgischen Berufsverbände betonen, dass eine hohe Qualität nicht zum Nulltarif zu erhalten sei. Insbesondere die niedergelassenen Chirurgen fordern analog zum Krankenhausbereich eine finanzielle Förderung ihres Hygiene-Personals durch die Krankenkassen.

Der gemeinsame Bundeskongress Chirurgie feiert 2018 sein 20. Jubiläum. Über 1.000 Teilnehmer aus Krankenhäusern und Praxen nutzen die zweitägige Veranstaltung im Nürnberg Convention Center für ihre Fortbildung und den kollegialen Austausch. Eine Industrieausstellung und der traditionelle berufspolitische Vormittag am Samstag sowie eine Sitzung zur sektorenübergreifenden Versorgung ergänzen das fachliche Fortbildungsprogramm.

Koalitionsvertrag: Durchaus richtige Akzente gesetzt

Zum Koalitionsvertrag erklärt Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

Der Koalitionsvertrag setzt beim Thema Gesundheit an vielen Stellen durchaus richtige Akzente. Nur beispielhaft genannt seien hier die vorgesehenen Maßnahmen gegen den Ärztemangel, wie die Förderungen von Landärzten und der Ausbau der Strukturfonds. Mit der Förderung der sektorenübergreifenden Versorgung, Neuregelungen bei der Notfallversorgung und der Reform des Medizinstudiums sind wichtige Zukunftsthemen angesprochen. Gut sind auch die vorgesehene weitere Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung, die geplante Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes und der Ausbau des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Es ist sehr vernünftig, dass das in den Koalitionsverhandlungen höchst strittige Thema des Vergütungssystems  nicht mehr unter Zeitdruck entschieden worden ist. Eine von der Bundesregierung eingesetzte wissenschaftliche Kommission soll nunmehr eingehend die medizinischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen für ein modernes Vergütungssystem erörtern. Ob diese Vorschläge umgesetzt werden, so die Koalitionäre, wird danach entschieden. Damit haben alle Beteiligten die Möglichkeit, sich noch einmal eingehend mit den verfassungsrechtlichen Voraussetzungen für ein modernes Vergütungssystem wie auch den möglichen strukturellen und finanziellen Verwerfungen auseinanderzusetzen.

Wir brauchen hier vernünftige Lösungen. Die Ärzteschaft ist bereit, sich in die anstehenden Beratungen konstruktiv einzubringen.

Quelle: Bundesärztekammer, Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern, Herbert-Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, www.bundesaerztekammer.de, 07.02.2017

Neue Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) hat für die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) gemeinsam mit 13 medizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden die S2k-Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz herausgegeben. Sie wurde zusammen mit Patientenvertretern unter Begleitung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) entwickelt. Es ist die erste Leitlinie, die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Behandlung von Patienten mit spezifischen Kreuzschmerzen dokumentiert. Sie bietet Medizinern Informationen zum Krankheitsbild und gibt Empfehlungen zu verschiedenen Therapieansätzen. Die neue Leitlinie ist seit heute bei der AWMF abrufbar. „Bei der Behandlung von Kreuzschmerzen ist eine strukturierte Vorgehensweise bei Diagnostik und Therapie im Sinne einer Gesamtstrategie wichtig. Die neue Leitlinie bietet Ärzten einen Leitfaden, wann spezifische Kreuzschmerzen als Ursache in Betracht zu ziehen sind“, erklärt Prof. Dr. Bernd Kladny, DGOU-Generalsekretär und Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie, m&i-Fachklinik Herzogenaurach.

Die Leitlinie Spezifischer Rückenschmerz ergänzt die seit 2010 bestehende und 2017 aktualisierte Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (NVL Nicht-spezifischer Kreuzschmerz). Denn neben nicht-spezifischen Kreuzschmerzen gibt es eine Vielzahl an Ursachen für spezifische Schmerzen im Rücken. Das können beispielsweise degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule, deformierte Bandscheiben, chronische Entzündungen oder Verschleißerscheinungen sein. Prof. Dr. Andreas M. Halder, federführender Autor der Leitlinie und Chefarzt der Klinik für Operative Orthopädie, Sana Kliniken Sommerfeld sagt: „Fast jeder leidet im Laufe seines Lebens irgendwann einmal unter Kreuzschmerz und sucht Hilfe beim Arzt. Genau dann ist es wichtig, die richtige Diagnose zu stellen, um einen unspezifischen, rein funktionell begründeten Kreuzschmerz von dem spezifischen Kreuzschmerz zu unterscheiden, dem krankhafte Veränderungen der Wirbelsäule zugrunde liegen. Nur dann kann aus dem großen Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten die richtige gewählt werden.“

Bei schmerzhaften Erkrankungen der Wirbelsäule gilt in den ersten zwei bis drei Wochen die NVL Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, sofern der Arzt nach eingehender körperlicher Untersuchung und Patientengesprächen keine eindeutigen Hinweise auf eine spezifische Ursache ermitteln kann. In der Regel verschwinden nicht-spezifische Rückenschmerzen bald von selbst. Ab sofort können sich Mediziner die Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz heranziehen, wenn sich der Zustand nach wenigen Wochen nicht bessert und sie den Verdacht auf einen spezifischen Kreuzschmerz haben. Das heißt, die Schmerzen sind auf eine eindeutige Ursache zurückzuführen, die fachgemäß behandelt werden muss. Die neue Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz definiert Begriffe, Diagnose und Therapie dieser Krankheitsbilder. „Sie ist damit eine wichtige Orientierungs- und Entscheidungshilfe für Ärzte, die auf dieser Grundlage Patienten mit Rückenproblemen noch zielgerichteter versorgen können. Durch eine zielgerichtete Therapie kann eine Chronifizierung des Rückenschmerzes vermieden werden“, kommentiert PD Dr. Stefan Kroppenstedt, ein weiterer der federführenden Autoren der Leitlinie – er ist Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie, Sana Kliniken Sommerfeld.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V., Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin, www.dgou.de, 06.02.2018

BDC|Webinare: Neue Termine in 2018

Im September 2017 starteten die BDC|Webinare erfolgreich – bisher mit großer Resonanz. Jeden Monat wird von einem ausgewiesenen Experten in einem 45-minütigem Webinar eine chirurgisch relevante Leitlinie in ihren Grundzügen vorgestellt. Anschließend kann mit dem Referenten und anderen Teilnehmern via Chat diskutiert werden, selbstverständlich kostenfrei für alle BDC-Mitglieder. Und jede Teilnahme wird in der Regel mit zwei CME-Punkten akkreditiert.

Webinare im Archiv abrufen

Auch wenn einmal ein Termin verpasst wird, ist das kein Problem, denn der aufgezeichnete Vortrag mit Diskussion kann jederzeit aus dem Webinar-Archiv abgerufen werden. Detaillierte Informationen und Termine zu diesem innovativen Lernangebot sind unter www.bdc-webinare.de zu finden.

Video des Webinar-Vortrags „S3-Leitlinie: Ösophaguskarzinom“ von Prof. Dr. Wolfgang Schröder

Themen 2018

S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit
Prof. Dr. med. Jessica Leers
22. Februar, 18:00 Uhr
ANMELDUNG
S3-Leitlinie Pankreaskarzinom
Univ.-Prof. Dr. med. Christiane Bruns
 28. März, 17:00 Uhr
ANMELDUNG
KRINKO Empfehlung 2018: Prävention postoperativer Wundinfektion
Prof. Dr. med. Axel Kramer
26. April, 18:00 Uhr
ANMELDUNG

Mai: S2e-Leitlinie Rotatorenmanschette
Juni: S3-Leitlinie Klinische Ernährung in der Chirurgie
Juli: S3-Leitlinie Magenkarzinom
August: S3-Leitlinie Periphere arterielle Verschlusskrankheit
September: S2e-Leitlinie Schenkelhalsfrakturen
Oktober: S2k-Leitlinie Benigne Schilddrüsenerkrankungen
November: S2k-Leitlinie Gastrointestinale Blutungen
Dezember: S2-Leitlinie Außenbandruptur

Registrieren Sie sich jetzt schon auf der Webinar-Webseite: Alle aktuellen Informationen und Termine finden Sie auf der Webseite unter www.bdc-webinare.de. Der BDC hält Sie mit Newslettern auf dem Laufenden.

Leben retten und Fehler vermeiden: Was Intensivmediziner von der Luftfahrt lernen können

Auf der Intensivstation kann eine falsche Entscheidung schnell zum Tod oder zur dauerhaften Behinderung des Patienten führen. „Jeden Tag arbeiten Ärzte und Pflegekräfte hier an einer kritischen Grenze. Die Intensivmedizin ist ein Hochrisikobereich“, sagt Dr. Jens-Christian Schwindt, Gründer der Firma SIMCharacters, die Simulationstrainings für Teams pädiatrischer Intensivstationen anbietet. Der langjährige Oberarzt einer solchen Station ist überzeugt, dass Mediziner in Sachen Sicherheitskultur viel von Piloten lernen können. „Die Luftfahrt galt früher auch als Hochrisikobranche, heute steht sie für höchste Sicherheit“, so Schwindt. Gemeinsam mit Flugkapitän Hans Härting hat der Arzt zum Auftakt des Jahreskongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in einer Keynote-Lecture die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Intensivstation und Cockpit diskutieren. Unter dem Titel „Das Team ist alles – in der Luft und am Boden!“ werben sie für eine neue Sicherheitskultur an Krankenhäusern. Der Kongress fand im Dezember in Leipzig statt.

Untersuchungen aus den USA weisen darauf hin, dass medizinische Fehler als Todesursache Nummer drei – nach Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen – einzustufen sind. „Umgerechnet auf Deutschland entspräche das mehreren zehntausend Toten pro Jahr“, warnt Pilot Härting, der bei Austrian Airlines die Abteilung Human-Factors-Training im Flugbetrieb leitet. „Doch während wir in der Luftfahrt per Gesetz zu umfassenden Sicherheitsmaßnahmen verpflichtet sind, existieren fast keine vergleichbaren Regeln für die Medizin.“

Kritische Situationen sollten nicht zuerst am Patienten geübt werden

„Wenn ein junger Pilot heute zum ersten Mal ein Flugzeug mit Passagieren steuert, hat er das zuvor Dutzende Male geübt und auch mehrfach im Simulator nachgewiesen, dass er kritische Situationen beherrscht“, erläutert Schwindt. „Wenn ein junger Arzt hingegen zum ersten Mal allein ein Neugeborenes versorgen muss, kann er Glück haben, wenn er die wichtigsten Handgriffe zuvor ein paar Mal bei Kollegen gesehen hat.“ Ansonsten sei er weitgehend auf sich allein gestellt.

„Ärzte üben kritische Situationen noch immer am Patienten, obwohl es nicht mehr notwendig ist“, ergänzt Härting. Inzwischen existieren beispielsweise Simulations-OPs, in den Teams Standardabläufe ebenso trainieren können wie unvorhergesehene Notfälle. „Der Unterschied zur Luftfahrt ist, dass Ärzte sich rechtfertigen müssen, wenn sie Geld für so ein Training ausgeben wollen“, so Härting. „Eine Airline muss hingegen dafür geradestehen, wenn sie ihre Piloten nicht in den Flugsimulator schickt.“ Wiederholt ein Mitarbeiter seine virtuellen Trainingsrunden nicht innerhalb eines vorgegebenen Intervalls, verliert er seine Flugberechtigung.

Die meisten Gefahren entstehen durch den Faktor Mensch

Wichtiger als ausreichendes Training seien jedoch andere Faktoren, um Gefahren abzuwenden. „Die allermeisten Schadensfälle entstehen nicht, weil Fachleute ihr Handwerk nicht beherrschen, sondern durch Missverständnisse oder weil die Teamarbeit zusammengebrochen ist“, erläutert Härting. Verwechslungen, nicht geäußerte Bedenken oder Anweisungen, die der Kollege falsch versteht, können Patienten gefährden. Hier setzen Human-Factors-Trainings an, die in der Luftfahrt längst für alle Crewmitglieder Vorschrift sind. Hierin lernen die Teilnehmer beispielsweise wie persönliches Auftreten, Kommunikation und situative Aufmerksamkeit das Entstehen von Fehlern und Beinahe-fehlern beeinflussen.

Mit diesem Wissen hat die Luftfahrtbranche Instrumente entwickelt, die verhindern sollen, dass aus einem Fehler ein Schaden entsteht. Dazu gehören zum Beispiel Checklisten, Debriefings – also strukturierte Nachbesprechungen – und Doppelchecks. „Bevor ein Pilot im Flugzeug einen Generator ausschalten darf, muss sein Kollege ihm versichern, dass es sich um den richtigen Generator handelt“, sagt Härting. „Wenn ein Arzt einem schwer kranken Patienten eine Infusion mit einem kritischen Medikament verabreicht, kontrolliert in der Regel niemand, ob er den richtigen Beutel anschließt.“ Häufig mangele es bereits am Personal, um solche einfachen Maßnahmen umzusetzen.

Sicherheitskultur muss gelebt werden, um wirksam zu sein

Checklisten haben hingegen breiten Einzug in der operativen Medizin gehalten. Eine umfangreiche Studie der Universität von Toronto hat jedoch gezeigt, dass sich der davon erhoffte Effekt für die Patientensicherheit keineswegs automatisch einstellt. So hat die verpflichtende Einführung von Checklisten für Operationen in der kanadischen Provinz Ontario weder zu geringerer Sterblichkeit, noch zu weniger Komplikationen geführt. Eine andere Studie aus den Niederlanden zeigt, dass mitunter weniger als die Hälfte der Checklisten vollständig ausgefüllt werden. „Man benötigt eine breite Akzeptanz für solche Werkzeuge unter Profis, sonst lernen diese daraus nichts“, sagt Härting. „Sicherheitskultur geschieht nicht auf Zuruf.“

Zeit und Budget für mehr Sicherheit: Mitarbeiter wollen für kritische Situationen trainieren

Deshalb wenden sich der Pilot und sein Ko-Referent auch explizit an Führungskräfte in Krankenhäusern. „Wir müssen die Leitung dieser Häuser für dieses Thema sensibilisieren“, so Schwindt. „Ihre Mitarbeiter wollen für kritische Situationen trainieren. Für jeden Arzt ist es schließlich eine Katastrophe, wenn einem Patienten durch sein Handeln etwas zustößt.“ Mit dem Wissen aus der Luftfahrt ließen sich nicht nur Patienten retten. Auch die Mitarbeiter in Krankenhäusern würden zufriedener. „Für mehr Sicherheit muss man Zeit und Budget bereitstellen“, ergänzt Härting. „Dafür wird die Arbeit nicht nur sicherer, sondern auch effizienter.“

Personalia

Dr. med. Jens-Christian Schwindt

ist Geschäftsführer der Firma SIMCharacters. Nach seinem Medizinstudium an der Universität Frankfurt am Main wechselte er an die Universitätsklinik in Wien, wo er seine Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde absolvierte. Dort arbeitete er als Oberarzt auf der neonatologischen Intensivstation. Schwindt ist Miterfinder des Frühgeborenen-Simulators „Paul“.

Flugkapitän Hans Härting

leitet bei Austrian Airlines die Abteilung Human-Factors-Training im Flugbetrieb. Er besitzt die Kapitänslizenz für den Airbus A320. Seit 15 Jahren widmet er sich der Anwendung von Sicherheitsmaßnahmen aus der Luftfahrt in der Medizin. Härting ist Geschäftsführer der darauf spezialisierten Firma AssekuRisk.

Quelle: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)  e.V., Luisenstraße 45, 10117 Berlin,  www.divi.de, 21.11.2018

Kliniken müssen ausreichend Personal auf Intensivstationen vorhalten

Krankenhäuser müssen verpflichtet werden, ausreichend Personal auf Intensivstationen vorzuhalten, fordert der Marburger Bund. „In den Kliniken werden zunehmend mehr Intensivpatienten versorgt, ohne dass die Personalausstattung damit Schritt hält. Die Betreuungsrelation ist zu gering, überlastet Ärzte und Pflegende, erhöht die Fehlerrate und führt zwangsläufig zu Verschlechterungen in der Versorgung. Ohne verpflichtende Personalstandards auf den Intensivstationen bekommen wir das Problem nicht in den Griff“, betonte Dr. Susanne Johna, Bundesvorstandsmitglied des Marburger Bundes, auf dem 11. Nationalen Qualitätskongress Gesundheit in Berlin. Ausdrücklich begrüßte sie die jüngste Verständigung von Deutscher Krankenhausgesellschaft und Krankenkassen, nach der auch Intensivstationen in die Liste pflegesensitiver Bereiche im Krankenhaus aufgenommen werden, für die zukünftig Personaluntergrenzen gelten sollen.

Eine zu geringe Anzahl von Pflegenden pro Intensivpatient mache es kaum noch möglich, dem Patienten in seiner schweren, vielfach lebensbedrohlichen Lage gerecht zu werden. Wenn Ärzte und Pflegende zu wenig Zeit für ihre Patienten haben, steige das Risiko von Komplikationen. So komme es in Phasen personeller Unterbesetzung häufiger zu nosokomialen Infektionen. Johna forderte Politik und Kliniken zu verstärkten Anstrengungen auf: „Internationale Untersuchungen belegen, dass schon ein 10 Prozent höherer Anteil examinierter Pflegekräfte eine Reduzierung der Mortalität von chirurgischen Patienten um 7 Prozent bewirkt. Die Fakten liegen längst auf dem Tisch. Wer sie ignoriert und die Zustände so belässt, wie sie sind, gefährdet die Patienten.“

Ohne Mindestvorgaben würden zudem Kliniken benachteiligt, die eine ausreichende Personalausstattung haben. Verpflichtende Personalstandards zwängen die Krankenhausbetreiber auch dazu, Personalentwicklungskonzepte zu erarbeiten, die nicht nur zur Entlastung der Beschäftigten beitragen könnten, sondern auch der Gesundheitsförderung dienten. „Moderne Krankenhäuser wissen um die Notwendigkeit verlässlicher Dienstpläne, flexibler Arbeitszeitmodelle und familienfreundlicher Maßnahmen. Nur wer die Bedürfnisse seiner Beschäftigten kennt und ihnen Rechnung trägt, wird dauerhaft qualifiziertes Personal an sich binden und neue Fachkräfte gewinnen können“, sagte Johna.

Quelle: Marburger Bund Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V., Reinhardtstr. 36, 10117 Berlin, www.marburger-bund.de, 27.11.2017