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Berufsverband der Deutschen Chirurgen warnt vor schweren Verletzungen durch illegales Feuerwerk

Berlin, Dezember 2015: Abgerissene Finger, verletzte Hände, verbrannte Körperpartien, schwere Augenverletzungen – der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) warnt eindringlich vor dem Kauf illegaler Feuerwerkskörper.
Die vermeintlich preiswerteren, dafür aber gefährlichen Böller verursachen häufig bleibende Schäden. Oft landen die Betroffenen im Krankenhaus bei den Chirurgen. Ob Handamputationen, Genitalverbrennungen, angeschossene Köpfe und Beine – Sprengkörperverletzungen sind alles andere als harmlos und haben schlimme Konsequenzen.

Prof. Hans-Peter Bruch, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen: „Unsere Mediziner tun ihr Möglichstes, auch in der Silvesternacht. Doch man muss wissen, angenähte Gliedmaßen oder transplantierte Haut sind nicht mit einem gesunden Körper vorher zu vergleichen. Dauerhafte Beeinträchtigungen sind nicht selten.“

Eine zweite Welle von Verletzten betrifft häufig vorwiegend Kinder, die am Neujahrstag Blindgänger sammeln und nachzünden. Oder den Inhalt zusammenschütten und Dosen zur Explosion bringen. Jeder sollte darauf achten, dass nicht ordnungsgemäße Zündvorrichtungen zur sofortigen Vernichtung der Böller führen müssen.

Allein im Dezember beschlagnahmte der Zoll bereits Zehntausende illegale Feuerwerkskörper, vor allem aus Polen und Tschechien. Viele dieser Böller enthalten Schwarzpulver und sind deshalb hochexplosiv.

Weil scheinbar mehr illegale Knallkörper im Umlauf sind, erwartet das größte Unfallkrankenhaus Deutschlands in Berlin, das UKB, deutlich mehr Schwerverletzte in diesem Jahr. Im letzten Jahr kamen innerhalb von nur 12 Stunden in der Silvesternacht rund 100 Patienten in die Notaufnahme des UKB, davon waren 28 schwere und schwerste Handverletzungen und Brandverletzungen. Es gab zum Teil Komplett-Amputationen.

Legales Feuerwerk ist an einem CE-Zeichen und einer Prüfnummer zu erkennen.

Schau Dich schlau: Agaplesion Patientensicherheit Wuppertal

 

„Wie macht der/die das eigentlich?“ – Kennen Sie die Frage?

Es dürfte wohl die am häufigsten gedachte Fragestellung in einer chirurgischen Ausbildung sein – oft in Zusammenhang mit den ganz einfachen Dingen oder den Details eines größeren Eingriffes, die man sich nicht traute zu fragen oder die der Weiterbilder nach 20 Jahren Tätigkeit einfach müde war, zu erklären.

Das Schau Dich Schlau-Format der Mitgliederzeitschrift des BDC „Passion Chirurgie“ bietet aufgrund der technischen Möglichkeiten ideale Voraussetzungen, Lern-Videos einem breiteren Publikum zuzuführen.

Alle Videos, die schon veröffentlicht wurden, finden Sie auf BDC|Online
(www.bdc.de) unter Themen|Weiterbildung|
Chirurgisches Training und im [cNetz] unter ‚Videos‘ in der Community ‚Schau Dich schlau‘.

Wir fordern Sie herzlich dazu auf, mit eigenen Beiträgen, Themenvorschlägen und Fragen diese neue Rubrik zu beleben.

Video ‚Agaplesion Patientensicherheit Wuppertal‘

Heute in der ‚Schau Dich schlau‘-Reihe: Agaplesion Patientensicherheit Wuppertal

Um eine erfolgreiche Behandlung kontinuierlich sicherzustellen, hat das Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal verschiedene Maßnahmen eingeführt, um Patienten bei ihrem Aufenthalt den größtmöglichen Schutz zu bieten. Der Film „Agaplesion Bethesda Patientensicherheit“ informiert über die Sicherheit bei der Aufnahme, in der Hygiene, bei der Medikamentenvergabe und im OP.

Einladung zur Pressekonferenz, 27.11.2014, 10:30 Uhr

Versorgungsstärkungsgesetz – Eine Mogelpackung?

Einladung zur Pressekonferenz
am Donnerstag, den 27. 11. 2014, 10:30 Uhr
Tagungszentrum der Bundespressekonferenz, Raum I, II, III
Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin

 

„ Versorgungsstärkungsgesetz – Wird die Versorgung der Bürger wirklich gestärkt?“Zweitmeinung, Wartezeiten, Krankenhäuser – „Eine Mogelpackung soll zum Gesetz werden!“

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Entwurf des GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) veranlasst uns zu dieser Pressekonferenz, da die Auswirkungen zu einer Staatsmedizin mit destruktiven Einflüssen für die Bürger, Versicherten, Patienten und allen Berufsgruppen und Institutionen führen und eine Gefahr für die bestehenden und zukünftigen Strukturen des Gesundheitswesens sind.

Als Referenten stehen Ihnen bei der Pressekonferenz Rede und Antwort:

  • Prof. Dr. med. Hans-Peter Bruch, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Chirurgen (BDC)
  • Dr. med. Hans-Friedrich Spies, Vizepräsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI)
  • Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Präsident Bundesverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU)
  • Dr. med. Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbandes der Urologen
  • Wolfram-Arnim Candidus, Präsident der Bürger Initiative Gesundheit e.V.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Bitte teilen Sie uns bis 25. November 2014 mit beigefügtem Antwortblatt mit, ob Sie an der Veranstaltung teilnehmen können.

Deutsche Chirurgen warnen vor Versorgungsstärkungsgesetz: Gesundheitsreform als riesige Mogelpackung

Nachteile und schlechtere Versorgung für Patienten

Berlin, November 2014: Der Berufsverband der deutschen Chirurgen (BDC) warnt die Politik eindringlich davor, das sogenannte Versorgungsstärkungsgesetz in seinem bisherigen Entwurf beizubehalten. Die Versorgung der Bürger wird hierbei eher geschwächt. Leidtragende sind die Patienten!

Thema Wartezeiten: Die Praxis-Wartezeitenverkürzung ist eine rein populistische Maßnahme. Wer nicht zeitnah einen Termin bekommt, soll über die „Servicestelle“ einen Termin angeboten bekommen. Die freie Arztwahl ist damit außer Kraft gesetzt, weil dieser Arzt genommen werden muss. Nach vier Wochen ohne Termin sollen Patienten sogar ambulant in einer Klinik behandelt werden. Nur: wer soll den Patienten dort behandeln? Der Oberarzt, der dringend auf Station gebraucht wird? Zusätzliche Ärzte? Nichts steht im Entwurf wie, was, durch wen finanziert werden soll. Die Kliniken selbst sind zum Notfall geworden, haben nicht genug Personal, rund 50 Prozent schreiben rote Zahlen, 30% stehen vor dem Aus!

Thema Facharzt-Standard: Der Facharztstandard kann nach dem Gesetz-Entwurf in keiner Weise mehr gewährleistet werden. Die von der Service-Stelle an ein Krankenhaus verwiesenen Patienten hätten nicht einmal die Garantie, dass sie dort von einem Facharzt behandelt werden. Im Entwurf heißt es: „Die Behandlung im Krankenhaus hat nicht zwingend durch Ärzte mit einer abgeschlossenen Facharztweiterbildung zu erfolgen.“

Thema Zweitmeinung: Die Politik wirbt für das Recht auf eine medizinische Zweitmeinung. Dies ist nicht neu, jeder Patient hat heute schon das Recht auf eine Zweitmeinung. Eine Zweitmeinung erfordert Zeit und ist eine medizinische Leistung, welche nur von Fachleuten erbracht werden kann. Dokumentation und Honorierung müssen geregelt werden. Es muss vermieden werden, dass der medizinische Dienst der Krankenkassen eine Zweitmeinung anbietet. Denn der medizinische Dienst ist Partei und schnell fließen ökonomische Überlegungen im Sinne der Kosteneinsparung in die Auskünfte ein.

Thema Abbau/Aufkauf von Arztsitzen: Die Politik will massiv Arztsitze abbauen. In relativ kurzer Zeit würden 25 000 Praxen wegfallen. Für die Patienten bedeutet dies weitere Wege, längere Wartezeiten, Verlust ihres Vertrauens-Arztes, Einschränkung der Arztwahl. Für die Ärzte bedeutet es einen staatlichen Eingriff in die Eigentumsrechte. Wie soll die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung so gesichert werden?

Thema Medizinische Versorgungszentren: Um die Versorgung in der Fläche zu gewährleisten, sollen die Gemeinden das Recht erhalten, Medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu eröffnen. Dieses Recht wurde jedoch den Kliniken längst schon zugestanden. Finanzierung? Fehlanzeige! Nicht für die Kliniken und schon gar nicht für die in entlegeneren Gebieten oft finanzschwachen Gemeinden. Was dies auf Dauer für die Patienten bedeuten würde ist nicht abzusehen. Mit freier Arztwahl, besserer Versorgung oder kürzeren Wartezeiten ist dann jedenfalls nicht mehr zu rechnen.

Prof. Hans-Peter Bruch, Präsident des BDC: „Der einzige Weg für unser Gesundheitssystem ist eine wirklich gut funktionierende Sektor übergreifende Versorgung – eine Verzahnung zwischen ambulantem und stationärem Sektor. Niedergelassene Fachärzte müssen eng mit ihren Kollegen in den Kliniken kooperieren, ohne überflüssige Doppeluntersuchungen, zeitnah im Management. Der Patient muss sich aufgehoben fühlen und nicht ständig über sinnlose bürokratische Grenzen wechseln müssen.“

Bruch erklärt: „Allein Patientenströme durch Gesetze lenken zu wollen, ohne die erforderlichen strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, ist nicht möglich! Politik und Ärzte gehören an einen Tisch, wenn solch wichtige Gesetze ausgearbeitet werden.“

Polikliniken statt spezialisierter Facharztpraxen: Chirurgen warnen vor Medizinsystem wie in der ehemaligen DDR

Berlin, November 2014: Der vom Bundesgesundheitsminister eingebrachte Entwurf eines so genannten Versorgungsstärkungsgesetzes soll Wartezeiten in Facharztpraxen durch Vermittlung an Krankenhausambulanzen beseitigen. Andererseits sollen aber Praxen wegen angeblicher Überkapazitäten durch Quasi-Enteignungen aus der Versorgung herausgenommen werden. Dies widerspricht sich. Von den Ärzten wird dahinter ein grundsätzlicher Plan vermutet, der auf eine Abschaffung der niedergelassenen Facharztpraxis und die Einrichtung poliklinischer Strukturen wie in der ehemaligen DDR hinausläuft.

Tatsächlich ist nach Auffassung des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC) die Versorgung der Bevölkerung gerade in der Fläche sowohl durch Kliniken für die stationäre Betreuung als auch durch chirurgische Facharztpraxen für die ambulante Behandlung garantiert. Es handelt sich hierbei nicht um doppelt vorgehaltene Strukturen, sondern um unterschiedliche Tätigkeitsfelder, die sich gegenseitig ergänzen. „Die immer wieder vorgetragene Floskel der so genannten doppelten Facharztschiene verkennt die Tatsache, dass bei Wegnahme einer Schiene jeder Zug entgleisen wird“, erklärte der Vizepräsident des BDC, Dr. Jörg-A. Rüggeberg.

Offensichtlich hat sich Minister Gröhe (CDU) vor den Karren des SPD-Gesundheitspolitikers Lauterbach spannen lassen, um des Koalitionsfriedens zuliebe dessen rein ideologisch geprägten jahrelang gehegten Wunsch nach Abschaffung der Facharztpraxen mit diesem Gesetzentwurf in die Tat umzusetzen.

Die geplante Vermittlung von Patienten an Klinikambulanzen schränkt nicht nur die freie Arztwahl der Menschen ein, sondern senkt auch das bisherige Niveau hochqualifizierter Facharztmedizin in der ambulanten Versorgung auf den Standard einer Notfallambulanz mit nachgeordneten Ärzten. „Bisher war die freie Arztwahl ebenso ein unumstößliches Primat der Politik wie ein Maximum an Qualität.“ so Rüggeberg. „Wer diese Eckpfeiler der Versorgung umreißt, sollte nicht von Stärkung der Versorgung reden, sondern das Kind beim wahren Namen nennen.“ Ganz abgesehen davon steht nichts im Gesetzentwurf, was den Kliniken helfen könnte, die zusätzliche Belastung personell und finanziell zu bewältigen.

In vielen Ländern ist es durchaus übliche Praxis, Facharztmedizin ausschließlich bei Krankenhäusern anzusiedeln. Die Konsequenzen sind allerdings lange Wartezeiten und eine klare Rationierung von Leistungen. In Deutschland garantiert die duale Versorgung einen höchstmöglichen Standard und kompetente Behandlungen auf allen Ebenen der Versorgungskette. „Man kann sich ohne Frage auch andere Gesundheitssysteme als das unsrige vorstellen, zum Beispiel das, der ehemaligen DDR“ erklärte Rüggeberg weiter. „Aber bei einer derartigen Umstrukturierung des Systems muss die Bevölkerung über die Konsequenzen aufgeklärt und eine öffentliche Diskussion geführt werden. Das darf nicht heimlich durch die Hintertür umgesetzt werden.“

Die geplante Enteignung von Praxen in Ballungsräumen ist da Indiz für den eingeleiteten Systemwechsel. Es ist verblüffend, wie der Gesetzgeber ungeachtet jeglicher grundgesetzlicher Bedenken einen freien Beruf mit Enteignung bedroht. „Dies steht in vollem Widerspruch zu den Prinzipien unseres Rechtsstaates!“

Countdown für Einsendungen zum Journalistenpreis der Deutschen Chirurgen

Berlin, November 2014: Bis zum 15. Dezember läuft der Endspurt für die Einsendungen zum „Journalistenpreis der Deutschen Chirurgen“. Mit diesem Preis zeichnet der Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC) jährlich herausragende Presseartikel aus, in denen die Deutsche Chirurgie aus Ärzte- und/oder Patientensicht differenziert und mit abgebildeter Hintergrundrecherche dargestellt wird.
Der Verband fördert mit dieser Auszeichnung die mediale Thematisierung anspruchsvoller medizinischer und gesundheitspolitischer Inhalte.

Eingesendet werden können Texte aus allen Printmedien des deutschsprachigen Raumes, bzw. aus deren Online-Portalen. Die eingesendeten Texte müssen in diesem Jahr – 2014 – erschienen sein. Die Bewerbung erfolgt per Mail oder Brief an die Pressestelle des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, [email protected].

Über die Vergabe des Preises entscheidet der Vorstand des BDC. Die Preisträger werden im Rahmen des Bundeskongresses Chirurgie geehrt und erhalten den Preis (dotiert auf 1500 Euro) vom Präsidenten.

Der nächste Bundeskongress Chirurgie findet vom 27.02. bis 01.03. 2015 in Nürnberg, Messe NCC Ost, statt.

Deutschland in der Demografie-Falle

Wohnortnahe medizinische Versorgung in Gefahr

Berlin, Oktober 2014: In Deutschland leben immer weniger Menschen auf dem Land, die Verstädterung schreitet zügig voran. Für die medizinische Versorgung ein Desaster, denn immer mehr Kliniken auf dem Land müssen schließen, weil die Auslastung vieler Bereiche nicht mehr gegeben ist, der ökonomische Druck aber steigt. Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) warnt davor, dass eine wohnortnahe, gute medizinische Versorgung der Patienten außerhalb der Ballungsgebiete bald nicht mehr möglich ist. Er fordert deshalb die Einführung engerer Kooperationen zwischen Kliniken und ambulanten Einrichtungen und eine dementsprechende Vergütung beider.

Immer ältere Patienten und immer weniger Versicherte, die berufstätig sind. Das Geld für den Medizinsektor wird also weniger. Jedes zweite Krankenhaus hat nicht genug Geld für Investitionen. Wenn sich nichts ändert, droht 2015 fast jeder fünften Klinik die Insolvenz. Schon lange kritisieren Experten, dass es in Deutschland zu viele Krankenhäuser gibt. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sprach sich deshalb bereits für den Abbau von Klinikbetten aus.

Doch wenn gerade kleine, unwirtschaftlichere Kliniken auf dem Land schließen müssen, ist der Weg zur nächsten Klinik umso weiter. Menschen, die im hohen Alter immer unbeweglicher werden, sind durch diese Entwicklung besonders hart betroffen. Dr. Jörg Rüggeberg, Vizepräsident des BDC: „Eine Versorgung in der Fläche, in der Qualität wie wir sie bisher kennen, ist so nicht weiterzuführen. Wir müssen daher dringend mit einer gut funktionierenden Sektor-übergreifenden Versorgung beginnen.“

Heißt: die Versorgung der Patienten übergreifend gestalten – zwischen stationär und ambulant. Heißt: keine Untersuchungen grundlos doppelt ausführen. Heißt: die Patienten nicht wie einen Ping-Pong-Ball zwischen den Einrichtungen hin- und herzuschicken. Sondern: mit entsprechendem Informationsfluss zielgerecht in Klinik oder Praxis weiter zu behandeln. So können zum Beispiel ältere Menschen, die nicht ins weit entfernte Krankenhaus fahren können, in einer Praxis in vielen Fällen gleichwertig behandelt werden.

Rüggeberg: „Konzepte dafür sind vorhanden. Nur muss dann auch die Sektor-übergreifende Bezahlung funktionieren. Das heißt: für gleiche Leistungen muss auch gleich abgerechnet werden können. Und: es müssen Facharztsitze zugelassen werden – wenn nötig und sinnvoll, im Teilzeit- oder Rotationsprinzip. Anders sind strukturelle Defizite nicht zu beheben!“

Die Gefühlswelt nach der Arbeitsvertragskündigung

Ein Chefarzt über seine Gefühlswelt nach der Arbeitsvertragskündigung

Die Privatisierung des Gesundheitswesens hat zu dramatischen Veränderungen im Berufsalltag geführt. Immer weniger Beschäftigte müssen im gleichen Zeitrahmen immer mehr leisten. Die Qualität muss dennoch zu hundert Prozent gesichert sein. Erfüllen Chefärzte die Vorgaben der Geschäftsführung nicht, stehen sie ganz schnell auf der Abschussliste. Die Chancen für geschasste Chirurgen auf dem Arbeitsmarkt tendieren gen Null. Ein Betroffener nimmt uns mit in seine Gefühlswelt Stunden nach der Kündigung.

Der Tag war der schwärzeste in meinem bisherigen beruflichen Leben. Morgens die Entlassung von Markus Babbel als Trainer des Bundesligafußballklubs Hertha BSC. Nachmittags die Kündigung meines Arbeitsvertrages als Chefarzt einer Chirurgischen Klinik. Ich bin entlassen. Was? Ich kann es nicht glauben. Was ist passiert? War alles falsch? Habe ich versagt? Bin ich überhaupt noch tragfähig? Eben war ich noch die beachtete Persönlichkeit, Chefarzt der Klinik. Nun bin ich… Ja, was bin ich denn nun? In meinem Kopf ist nur Leere. Wie paralysiert packe ich meine persönlichen Sachen in Kisten. Die Fahrt nach Hause ohne Erinnerung. Die Familie. Die Sachen bleiben im Auto.

Der Tag danach

Ich habe vergessen, den Wecker auszustellen. Er klingelt um fünf. Ich muss aber nicht aufstehen. Ich werde auch nicht erst wieder nach 20 Uhr daheim sein. Ich werde heute keine beruflichen Tagesprobleme angehen, die unbedingt gelöst werden müssen. Ich werde keine unzähligen Telefonate und persönlichen Gespräche führen. Was ich jetzt brauche, ist Ruhe. Aber die Stille schnürt mir die Kehle zu, droht mich zu ersticken. Zunächst ist die Wut. Diese weicht wenig später Selbstzweifeln. Wie geht es weiter? Habe ich überhaupt noch eine Zukunft? Werde ich noch gebraucht? Vor nicht einmal 24 Stunden ging eine Selbstsicherheit und Strahlkraft von mir aus, wie sie von einer leitenden Persönlichkeit erwartet wird. Nun sind diese Eigenschaften ausgelöscht.

Früher galten wir Chefärzte noch als unantastbar. Da waren wir wirklich noch geschätzte Persönlichkeiten. Doch privaten Klinikbetreibern geht es nur um Profit. Mir fällt wieder Markus Babbel ein. Bei uns ist es nicht anders als in der Bundesliga. Für mich war mein Beruf immer Berufung. Das wichtigste in einem Leben. Ich wollte immer Menschen helfen. Deshalb habe ich Medizin studiert. Doch Menschlichkeit ist in den letzten Jahren mehr und mehr auf der Strecke geblieben. Es hat mehr als 20 Jahre gedauert, bis ich mich zum Chefarzt hochgearbeitet hatte. Und wer bin ich jetzt? Ein Arbeitsloser, der beim Amt eine Nummer ziehen muss? Ein Opfer einer Machtdemonstration der Klinikbetreiber? Beides, sage ich leise zu mir und kann nur zynisch lächeln.

Quo vadis? Ich weiß es nicht. Meine Familie ist für mich da. Zum Glück. In guten und schlechten Zeiten. Früher hat sie mich kaum zu Gesicht bekommen. Nun bin ich im häuslichen Umfeld ganztägig präsent. Aber nicht mehr der Alte. Freunde, oder die, von denen ich dachte, sie seien es, wenden sich ab. Was ist das nur für eine Gesellschaft geworden? Ohne über die Folgen nachzudenken werden Persönlichkeiten zerstört. Ich kann nicht sagen, ob und wie ich das verkrafte. Ich bin in einem Tunnel, an dessen Ende ich kein Licht sehe. Eben habe ich noch Vollgas gegeben, nun wurde ich ausgebremst. Von 200 Stundenkilometern auf Null in wenigen Stunden. Werde ich psychologische Unterstützung brauchen? Finde ich einen Weg zurück ins Leben? Die Gedanken hören nicht auf zu kreisen.

„Empfinden einer Ehefrau…“

Der Tag der Freistellung meines Mannes wird mir immer in Erinnerung bleiben, da er den bislang gravierendsten Eingriff in unser Leben bedeutete.

Es war Spätsommer 2009, wir hatten nach acht Jahren meines Mannes in leitender Position uns gerade ein Häuschen gekauft und die pflegebedürftigen Eltern meines Mannes über eine Distanz von 800 km zu uns geholt, um sie versorgen zu können.

Ich war mit Hilfe meiner Mutter am Beseitigen der Renovierungs- bzw. Umbauspuren des Hauses. Es war trotz vieler Arbeit alles ganz entspannt… bis sich kurz nach Mittag die Haustür öffnete und mein Mann im Flur stand, kreidebleich.

Seine einzigen Worte: „Ich bin freigestellt!“

Ich erinnere mich noch wie heute. Ich hatte das Gefühl, gar nicht zu verstehen, was er meint. Trotzdem zog es mir gleichzeitig die Füße unter dem Boden weg. Es herrschte ein einziges Gefühlschaos in mir, das sich so einfach gar nicht beschreiben lässt.

Es war einfach nur der totale Schock! Mein Mann, ein Kerl wie ein Bär, von dem ich bisher glaubte, so schnell „haut den nichts um“, stand hilflos und verzweifelt vor mir. Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte!

Die folgenden Tage waren die Hölle! Ich hatte einen Mann zuhause, der zwischen Toben und Fluchen und schimpfen auf Gott und die Welt und total emotionslosen Phasen wechselte. Ich versuchte damals, möglichst wie ein Mäuschen mich im Haus zu verhalten, da jedes unbedachte und wenn auch noch so gut gemeintes Wort zu einer Explosion führen konnte.

Es kamen natürlich die Fragen nach dem Grund, was war schiefgelaufen? Wir versuchten zu verstehen, doch das sollte lange nicht geschehen.

Grund der Freistellung: Eine Zusammenlegung von Fachgebieten, so dass die Stelle meines Mannes wegfiel. So einfach geht das.

Hilflosigkeit, ein Gefühl von Wertlosigkeit, der Verlust jeder Struktur. Diese Gefühle herrschten bei meinem Mann vor. Und ich spürte nur eine Art Ohnmacht, meinem Mann nicht helfen zu können. Er, der sich bisher durch seine Arbeit sehr zielgerichtet identifiziert hatte, zog sich immer mehr zurück. Von Freunden, Bekannten, zeitweise auch von mir.

Natürlich kamen auch wirtschaftliche Ängste auf, wir hatten uns ja erst ein Haus gekauft. Wie geht es weiter? Ich selbst hatte nur einen Mini-Job, der nicht ausreichen konnte.

Ich war noch nie so hilflos in meinem Leben. In unserer 20-jährigen Beziehung hatten wir auch schon einiges durchlebt und auch Rückschläge einstecken müssen. Doch die nächste Zeit sollte uns fordern.

Bis heute zieht es sich durch unser Leben: seine Selbstzweifel; das Gefühl, versagt zu haben, dass nichts bleibt. Oft sind diese Selbstvorwürfe, versagt zu haben, erneut stark vorhanden.

Oft belastet es auch unsere Beziehung: wie soll ich selbst reagieren? Wie kann ich helfen?

Unruhige oder schlaflose Nächte, da die alte Situation immer wieder hochkommt.

Ich habe damals die Heftigkeit der für uns doch dramatischen Auswirkungen nicht überblicken können. Aus heutiger Sicht würde ich darauf bestehen, dass sich mein Partner professionelle Hilfe holt, denn alleine kann man dies nicht be- bzw. verarbeiten.

Ich selbst habe mir nach drei Jahren dann auch endlich Rat beim Therapeuten geholt, da ich die Ohnmacht, mit der Situation umzugehen, nicht mehr alleine bewältigen konnte.

Anonymus. Die Gefühlswelt nach der Arbeitsvertragskündigung. Passion Chirurgie. 2014 Oktober, 4(10): Artikel 02_07.

Auszeichnungen und Ernennungen von BDC-Mitgliedern – 4. Quartal 2014

Aus der Passion Chirurgie 10/2014

Dr. med. Axel Blasi ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Abteilung Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie am Eichsfeld Klinikum in Reifenstein.

Dr. med. Roderich Bönninghoff ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Chirurgie im St. Josefskrankenhauses in Heidelberg.

Dr. Marco Börner ist seit Anfang 2014 neuer Chefarzt der Abteilung Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie an der Geomed-Klinik in Gerolzhofen.

Dr. med. Cvijetin Branding-Cvijanovic ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Allgemeinchirurgie am Marienkrankenhaus in Ratingen.

Prof. Dr. med. Christian Eckmann, Chefarzt der Chirurgie am Klinikum Peine, ist an der Universität Lübeck zum außerplanmäßigen Professor für Chirurgie ernannt worden.

Dr. med. Steffen Hahn ist seit Januar 2014 Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie an den Lahn-Dill-Kliniken in Dillenburg.

PD Dr. med. Jörg Jonas ist seit September 2014 neuer Chefarzt der Abteilung für am Stadtkrankenhaus in Schwabach.

Dr. med. Benjamin König, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie sowie Spezielle Unfallchirurgie, ist seit Oktober 2014 neuer Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädische Chirurgie am Krankenhaus Freudenstadt.

Dr. med. Olaf Meyer ist seit Januar 2014 Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im Vivantes Klinikum Hellersdorf.

Dr. med. Nicolas-Peter Nickisch ist seit März 2014 Chefarzt der Chirurgie und Unfallchirurgie am HELIOS Klinikum in Idstein.

Dr. med. Matthias C. Raggi, MBA, ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie am Agaplesion Bethesda Krankenhaus in Stuttgart.

Prof. Dr. Hans-Bernd Reith ist seit Oktober 2014 neuer Chefarzt der Chirurgischen Klinik mit Schwerpunkt für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Nagold bestellt.

Dr. med. Wolfgang Renschler ist seit August Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie an den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg.

Prof. Dr. med. Wolfgang Sendt, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus St. Joseph-Stift in Bremen, ist von der Georg-August-Universität zu Göttingen zum außerplanmäßigen Professor ernannt worden.

PD Dr. med. Friedrich Hubertus Schmitz-Winnenthal ist seit Juli 20014 neuer Chefarzt der Chirurgischen Klinik I am Klinikum Aschaffenburg.

Prof. Dr. Christine Voigt, Oberärztin in der Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Diakoniekrankenhaus Friederikenstift in Hannover, ist von der Universität Lübeck zur außerplanmäßigen Professorin ernannt worden.

Aus der Passion Chirurgie 11/2014

Prof. Dr. med. Klaus Baumgarten ist neuer Leiter der Sektion Orthopädie/Unfallchirurgie am Krankenhaus Porz.

Prof. Dr. med. Volkmar Falk ist neuer Leiter der Abteilung für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum in Berlin.

PD Dr. med. Stefan Farkas ist neuer Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) am St. Josefs-Hospital in Wiesbaden.

Prof. Dr. med. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, ist nun auch Ärztlicher Direktor des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oyenhausen.

Dr. med. Jens M. Hecker, MBA, ist seit Juli 2014 neuer Partner und leitender Arzt im Phlebologisch-Proktochirurgischen Centrum der ATOS Klinik in Heidelberg.

Prof. Dr. med. Christoph Josten, Direktor der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Leipziger Universitätsklinikum, ist neuer Präsident der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG).

PD Dr. med. Matthias Kraemer ist neuer Chefarzt für Frührehabilitation am Hospital zum Heiligen Geist in Kempen.

Thomas Lalla ist seit Oktober 2014 Oberarzt in der Klinik für Chirurgie und Orthopädie der Bördeklinik in Neindorf.

Dr. med. Wolfgang Philipp ist neuer Chefarzt der Chirurgie und Orthopädie/Unfallchirurgie im Krankenhaus Waltershausen-Friedrichroda.

Dr. med. Jürgen Reese ist neuer Ärztlicher Leiter des MVZ Bamberg, das zur OberScharrer-Gruppe (OSG) gehört.

Prof. Dr. Hans-Bernd Reith ist seit Oktober 2014 Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Agaplesion Diakoniekliniken in Kassel.

Prof. Dr. med. Josef Stadler ist seit Juli 2014 neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie an der Romed-Klinik in Rosenheim.

Dr. med. Evgenios Tzifris ist seit April 2014 neuer Sektionsleiter der Unfallchirurgie und Orthopädischen Chirurgie an der Rechbergklinik in Bretten.

Dr. med. Stephan Werle ist seit September 2014 neuer Chefarzt der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie in der Asklepios Klinik Lindau.

Dr. med. Gerold Zöller ist seit Juli 2014 leitender Arzt der Abteilung für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie am Klinikum Aschaffenburg.

Dr. med. Matthias Zurstegge ist neuer Chefarzt der Chirurgie II, Orthopädische Chirurgie und Endoprothetik am St. Elisabeth-Hospital in Beckum.

Aus der Passion Chirurgie 12/2014

Dr. med. Oliver Altenkirch ist ab Oktober 2014 Chefarzt der neuen Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Vivantes Wenckebach.

Dr. med. Manuela Brandt ist neue Chefärztin der Allgemeinen Chirurgie im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Malchin.

Oliver Cruciger, Chirurg im BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum, und Dr. Mirko Aach erhalten für ihre Forschungsarbeit zum neurorobotalen Bewegungstraining den mit 10.000 Euro dotierten Herbert-Lauterbach-Preis 2014 des Klinikverbundes der gesetzlichen Unfallversicherung.

Prof. Dr. med. Jörg Köninger ist seit Oktober 2014 Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Katharinenhospital in Stuttgart.

Dr. med. Massud Mamarvar ist neuer Chefarzt der Bassumer Klinik für Plastische und Handchirurgie.

Dr. med. Wolfgang Reinpold, Chefarzt für Chirurgie und Leiter des Hernienzentrums am Wilhelmsburger Krankenhaus “Groß-Sand”, ist zum ersten Vorsitzenden der Deutschen Herniengesellschaft gewählt worden.

Dr. med. Wolfgang Starke, früherer Chefarzt der Chirurgie am St. Petri-Hospital Warburg, wurde im Oktober 2014 mit dem Bundeverdienstkreuz ausgezeichnet.

Prof. Dr. med. Oliver Stöltzing ist seit kurzem neuer Chefarzt der chirurgischen Klinik im Meißner Krankenhaus.

 

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen gratuliert seinen Mitgliedern zu den Auszeichnungen und Ernennungen.

Medizinstudenten der Uni Witten/Herdecke bauen Ebola-Isolationsstation in Sierra Leone

Geplant hatten sie den Trip nach Afrika lange im Voraus als Fortbildung in Sachen Tropenmedizin. Als sie schließlich aufbrachen, stand das Ebola-Virus noch vor den Grenzen Sierra Leones. Dass es in den vier Wochen ihres Aufenthalts bis zu „ihrem“ Krankenhaus nach Makeni vordringen würde, hatten die drei Medizinstudenten der Universität Witten/Herdecke (UW/H), Till Eckert (22), Simon Scheiblhuber (27) und Nicolas Aschoff (23), bei ihrem Abflug nicht für möglich gehalten. „Das Virus kam aber immer näher“, erinnert sich Till Eckert, „wir haben das in den ersten drei Wochen in den Dienstbesprechungen mitbekommen. Irgendwann wussten wir: Über kurz oder lang wird er auch die Stadt Makeni, ein großes Handelszentrum des Landes, erreichen.“

Als die Epidemie dann kurz vor den Grenzen des Districts stand, hatten die UW/H-Studenten die Wahl: „Wir hätten abreisen oder in einem anderen Teil des Landes einfach Urlaub machen können. Wir haben uns dafür entschieden, zu bleiben und zu helfen.“ Da die Studenten dabei jedoch nicht riskieren konnten und wollten, unmittelbar mit dem Erreger in Kontakt zu kommen, beschlossen sie, auf andere Art zu helfen. Dazu entwickelten sie ein Konzept für eine Isolationsstation und setzten es anschließend selbst um.

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„Da es Probleme mit der Finanzierung gab, haben wir die ersten Materialien als Anschubfinanzierung von unserem eigenen Geld gekauft“, sagt Till Eckert. „So konnten wir schnell anfangen.“ Und das war auch nötig. „Wir hatten gehofft, vor der Inbetriebnahme noch ein paar Tage Zeit für die Schulung der Ärzte, Krankenschwestern, Reinigungskräfte und der anderen am Prozess Beteiligten zu haben.“ Doch daraus wurde nichts. „Am Morgen nach der Fertigstellung der Station hatten wir die ersten Fälle im Krankenhaus. Dann mussten wir alles beschleunigen.“ Trotzdem funktionierte das von ihnen konzipierte Neun-Schritte-System zum sicheren Entkleiden auf Anhieb hervorragend. „Das Wichtigste dabei ist, dass wirklich alles Material, was in die Station hineingeht, sie nie wieder verlässt – außer zum Verbrennen. Und auch das muss unter strengen Sicherheitsauflagen geschehen.“

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Die Station verfügt über einen reinen Eingang und einen Ausgang. Betreten werden darf sie nur im vollen Schutzanzug, die Desinfektion erfolgt hauptsächlich mit Chlor. Bei der Reinigung stehen die Ärzte und Pflegenden mit den Füßen in Eimern, selbst die bis zu drei paar Handschuhe, die gleichzeitig getragen werden müssen, müssen aufwändig nacheinander desinfiziert und entsorgt werden. „Besonders schwierig ist es, die Brille abzunehmen oder die Stiefel auszuziehen, ohne dabei kontaminierte Bereiche zu berühren oder die Hände zu benutzen.“ Doch auch dafür entwickelten die Wittener Studenten effiziente Methoden.

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Da nicht genügend Materialien vorhanden waren, um regelmäßige Ganzkörper-Spritzdesinfektionen durchzuführen, mussten die Studenten improvisieren. „Das hat sehr gut geklappt“, freut sich Till Eckert. „Am Ende wurden im ganzen Land Stationen nach unserem Vorbild eingerichtet.“ Nach Afrika aufgebrochen waren die Studenten ursprünglich, um den im Medizinstudium in Witten vorgeschriebenen praktischen Teil der Curriculumsanforderungen zu absolvieren. „Dass es aber so praxisnah werden würden, hätten wir vorher niemals gedacht“, so der 22-Jährige.

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Besonders schwierig habe sich der Kampf gegen Ebola letztlich durch die oft ungenügende Aufklärung der Bevölkerung gestaltet. Till Eckert: „Es fehlt, gerade seit dem in Sierra Leone bis 2007 dauernden Krieg, an Wissen und Bildung. Viele Menschen glauben nicht, dass das Virus überhaupt existiert, weil sie es nicht sehen können. Dadurch wurden zum Teil die Leichen von verstorbenen Angehörigen zur Totenwaschung aus den Krankenhäusern entwendet, was natürlich zu weiteren Infektionen führt. Dazu fehlt das Geld, sodass viele Leute sich nur den Besuch von Natur- oder Wunderheilern erlauben können.“ Zudem habe es viel zu lange gedauert, bis die Spenden vor Ort angekommen seien, so dass auch massiv Chlor-Waschstellen gefehlt hätten. Umso dringender sei deshalb die Einrichtung von funktionierenden und kostengünstigen Desinfektionsstellen gewesen. „Wir haben – im Rahmen unserer Möglichkeiten – gerne geholfen. Es wäre schön, wenn noch viele Andere – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – die Menschen in den betroffenen Ländern ebenfalls unterstützen würden.“

Private Universität Witten/Herdecke. Medizinstudenten der Uni Witten/Herdecke bauen Ebola-Isolationsstation in Sierra Leone. Passion Chirurgie. 2014 Oktober, 4(10): Artikel 09_01.