Alle Artikel von kein Autor

Honorarbericht 1. Quartal 2014

Chirurgen in deutschen Kliniken und Praxen beklagen im Allgemeinen die Honorarentwicklung. Doch was sagen die Zahlen?

Der aktuelle Honorarbericht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wurde kürzlich veröffentlicht. Dort zeigt sich, dass Honorare – entgegen der persönlichen Wahrnehmung – steigen. Objektiv betrachtet belegen die Zahlen sogar die Steigerung der Gesamtvergütung. Durch die erhöhte Patientenzahl werden diese Zahlen allerdings relativiert.

Im Folgenden finde Sie einige Ausschnitte aus dem Bericht. Den gesamten Bericht finden Sie hier.

Auszüge aus dem Honorarbericht 1. Quartal 2014
Honorarumsatz Orthopädie (Seite 38-39)
Honorarumsatz Chirurgie (S. 40)
Überschuss je Arzt aus vertragsärztlicher Tätigkeit in Euro (S. 59)
Überschuss je Arzt aus vertragsärztlicher Tätigkeit (S. 61)

Quelle: http://www.kbv.de/html/honorarbericht.php

Schaufenster März 2016

 

BDC-Umfrage: Wirtschaftlichkeit und Kodierung in Krankenhaus und Praxis

Wer ist in deutschen Krankenhäusern und Praxen für die Ökonomie verantwortlich? Diese Frage beeinträchtigt unseren chirurgischen Alltag flächendeckend.

Wir als Berufsverband benötigen belastbare Fakten, um Sie auch bezüglich wirtschaftlicher Themen unterstützen zu können. Helfen Sie uns mit Ihren Erfahrungen weiter.

Running Surgeons: 17. Berliner 5×5 km Team-Staffel

StaffellaufLaufen entspannt nicht nur, es macht auch noch Spaß – und das am meisten mit Gleichgesinnten. Sie können sich ab jetzt zur Teamstaffel anmelden: Am 03. Juni 2016 gehen die BDC-Staffeln wieder an den Start. Wir hoffen, viele Running Surgeons bei dem nun schon traditionellen Lauf im Berliner Tiergarten begrüßen zu können.

Bitte melden Sie sich bei Interesse mit einer E-Mail an [email protected] bis zum 15. April 2016 an. Der BDC wird nach Eingang der Anmeldungen die Teams zusammenstellen und Sie über den weiteren Verlauf informieren.

Endlich bequem stehen im OP

Das japanische Unternehmen Nitto bringt in diesem Sommer eine recht ungewöhnliche Erfindung auf dem Markt: Beim „Archelis“ handelt es sich um Beinschalen, mit denen man sich, sobald sie einmal umgeschnallt sind, überall und jederzeit „hinsetzen“ kann. In erster Linie sollen Mediziner von Archelis profitieren, die oft lange Zeit am OP-Tisch stehen müssen, ohne sich hinsetzen zu können.


Qualitätsbericht der KBV – Ausgabe 2015

QualitätsberichtAnfang des Jahres wurde der aktuelle Qualitätsbericht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung veröffentlicht. Der Bericht enthält Ergebnisse von Maßnahmen, die in der vertragsärztlichen Versorgung im Rahmen der Qualitätsförderung und-sicherung im Jahr 2014 durchgeführt wurde.

Gemeinsame Stellungnahme

der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI), der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH), des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA) und des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC)

zur

perioperativen Antibiotikaprophylaxe, zum präoperativen Nüchternheitsgebot und zur präoperativen Nikotinkarenz

Irreführende Berichte veranlassen die wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Berufsverbände für Anästhesiologie und Chirurgie, ihre bisherigen Aussagen zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe und zum präoperativen Nüchternheitsgebot zusammenzufassen und zu kommentieren, ergänzt um eine Stellungnahme zur präoperativen Nikotinkarenz.

Perioperative Antibiotikaprophylaxe

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe (PAP) ist ein wirksames Instrument zur Reduktion postoperativer Wundinfektionen bei einer Vielzahl operativer Eingriffe und Prozeduren [1, 2].

Die Indikationsstellung für eine PAP muss sorgfältig abgewogen und damit Teil eines vorab festgelegten perioperativen Behandlungspfades sein. Sie sollte nicht erst unmittelbar vor einer Operation oder währenddessen erfolgen. Die Patienten-assoziierten Risiken, die Art und Ausdehnung der durchgeführten Eingriffe und die lokale Resistenzlage müssen in diesen interdisziplinären Konsens einfließen. Dazu zählen ebenfalls pharmakologische und ökonomische Überlegungen, Surveillance und Antibiotic-Stewardship-Programme (ABS). Die Wahl der geeigneten Medikamente, die Festlegung von Applikationszeiten und die Dauer der PAP werden durch die beteiligten Fachdisziplinen in enger Zusammenarbeit mit lokalen Arzneimittel-, Infektions- und Hygienekommissionen ausgearbeitet. Durch lokale Absprachen ist zu regeln, welches Antibiotikum (bei Wiederholungen auch wann) appliziert wird.

Hierdurch wird ein nicht effektiver und ungerechtfertigter Einsatz von Antiinfektiva in der perioperativen Phase verhindert; dies ist ein essentieller Schritt zur Verringerung des Resistenzdrucks sowie anderer potentiell unerwünschter Wirkungen. Eine aktuelle Untersuchung des „Nationalen Referenzzentrums für die Surveillance von nosokomialen Infektionen“ konnte eindrucksvoll das Ausmaß des Problems in Deutschland darlegen: Deutlich mehr als 50 Prozent aller Antibiotikagaben wurden im Rahmen einer extendierten Prophylaxe verabreicht, die länger als ein Tag postoperativ fortgeführt wurde [3]. Eine Vermeidung dieser unnötigen Antibiotikatherapien könnte zu einer Verringerung der Antibiotikaverbräuche von 10 bis 20 Prozent im stationären Bereich führen. Der Einsatz prolongierter „Antibiotikaprophylaxen“ vor dem Hintergrund nationaler und internationaler Leitlinien ist besonders problematisch [4, 5]. Der Chirurg indiziert die jeweilige PAP. Wenn es vor Ort zwischen den Fachgebieten abgesprochen ist, dann sorgt der Anästhesist in dem vom Chirurgen gewünschten Zeitintervall (in der Regel 30 bis 60 Minuten vor Hautschnitt) für die zeitgerechte Gabe des Antibiotikums; dasselbe gilt für die vom Chirurgen gewünschten Repetitionen des Medikamentes bei längeren Eingriffen.

Literatur

[1] Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften:
S1-Leitlinie: Perioperative Antibiotikaprophylaxe http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/029-022_S1_Perioperative Antibiotika­phrophylaxe_2012_02.pdf
(in Überarbeitung, zitiert am 16.06.2015).

[2] Reutter F, Reuter DA, Hilgarth H, Heilek AM, Goepfert MS, Punke MA: PerioperativeAntibiotikaprophylaxe. Anaesthesist. 2014 Jan; 63(1):73-86.

[3] Behnke M, Hansen S, Leistner R, Pena DL, Gropmann A, Sohr D, Gastmeier P, Piening B: Nosocomial infection and antibiotic use – a second national prevalence study in Gemany. Dtsch Arzteb Int 2013; 110: 627-633.

[4] Bratzler DW, Dellinger EP, Olsen KM, Perl TM, Auwaerter PG, Bolon MK, Fish DN, Napolitano LM, Sawyer RG, Slain D, Steinberg JP, Weinstein RA, American Society of Health-System P, Infectious Disease Society of A, Surgical Infection S, Society for Healthcare Epidemiology of A: Clinical practice guidelines for antimicrobial prophylaxis in surgery. Am J Health Syst Pharm 2013; 70: 195-283.

[5] Wacha H, Hoyme U, Isenmann R, Kujath P, Lebert C, Naber K, Salzberger B: Perioperative Antibiotikaprophylaxe – Empfehlung einer Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. Chemother J 2010; 19: 70-84.

Präoperatives Nüchternheitsgebot*

Bis sechs Stunden vor der Narkoseeinleitung bzw. vor Regionalanästhesieverfahren kann bei elektiven Eingriffen Nahrung, etwa in Form einer kleinen Mahlzeit, z. B. eine Scheibe Weißbrot mit Marmelade, ein Glas Milch aufgenommen werden.

Klare Flüssigkeiten, die kein Fett, keine Partikel und keinen Alkohol enthalten (z. B. Wasser, fruchtfleischlose Säfte, kohlensäurehaltige Getränke wie Mineralwasser, Limonade oder Tee oder Kaffee, jeweils ohne Milch) können in kleinen Mengen (ein bis zwei Gläser/Tassen) bis zu zwei Stunden vor Anästhesiebeginn getrunken werden.

Oral applizierbare (Dauer-) Medikamente und/oder Prämedikationspharmaka können am Operationstag mit einem Schluck Wasser bis kurz vor dem Eingriff eingenommen werden.

Neugeborene und Säuglinge können bis vier Stunden vor Beginn der Narkoseeinleitung gestillt werden oder Flaschennahrung erhalten.

Die postoperative Zufuhr von Nahrung und Flüssigkeit ist abhängig vom Anästhesieverfahren und Eingriff.

Kommentar

Die Aspiration von Mageninhalt ist die häufigste tödliche Anästhesiekomplikation [1]. Diese Tatsache erlaubt keine Lockerung des Nüchternheitsgebotes.

Da klare Flüssigkeit (ohne Milch, ohne Fruchtstücke, ohne Alkohol) den Magen rasch passiert, ist deren Aufnahme bis zu zwei Stunden vor Anästhesieeinleitung erlaubt.

Auf der anderen Seite sollten die Nüchternheitszeiten nicht unnötig lang sein, um Durst, Mundtrockenheit, Hunger, Angst, Übelkeit und Kopfschmerzen des Patienten durch Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz zu vermeiden. Auch sind Magenrestmengen bei ausgedehnter Nüchternheit erhöht. Um einerseits einen reibungslosen OP-Ablauf zu gewährleisten, andererseits durch Nahrungskarenz nicht mehr als notwendig zu belasten, sprechen Chirurg und Anästhesist das konkrete Vorgehen vor Ort ab. Die Regel, ab Mitternacht keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen, ist zwar praktisch und für die Patienten geeignet, die vormittags operiert werden. Patienten, die planmäßig ab 14 Uhr operiert werden sollen, können aber ohne Probleme vor 8 Uhr im aufgezeigten Rahmen noch Nahrung aufnehmen. Sollte allerdings dann der OP-Plan geändert werden, kann der „nicht nüchterne“ Patient auch nicht früher operiert werden. Dies gilt es bei den organisatorischen Festlegungen zu bedenken.

* Beschluss des Engeren Präsidiums der DGAI vom 03.11.2008 und des Präsidiums des BDA vom 17.10.2008

[1] http://www.rcoa.ac.uk/NAP4 (abgerufen am 18.01.2016)

Präoperative Nikotinkarenz*

Rauchen geht mit einer erhöhten Inzidenz perioperativer Komplikationen einher. Neben einer erhöhten Rate an Wundheilungsstörungen und Infektionen sowie gestörter Frakturheilung werden Raucher infolge kardialer und hämodynamischer Komplikationen perioperativ vermehrt auf Intensivstationen behandelt.

Der positive Aspekt einer Nikotinkarenz auf die Gesamtkomplikationsrate und perioperative Letalität ist unstrittig [1, 2, 3, 4, 5]. Nach Beginn der Nikotinkarenz treten die verschiedenen Effekte innerhalb von Stunden bis Jahren auf (Tab. 1).

Tabelle 1

Effekte der Rauchabstinenz (nach 6).

Wirkung
Dauer

CO-Elimination

2-5 h

Nikotinelimination

12-48 h

Bronchiolentonus vermindert

20 min

Ösophagussphinktertonus vermindert

5-8 min

Zilienfunktion verbessert

Stunden bis Tage

Bronchoreaktivität

Tage bis 4 Wochen

Sputumverminderung

2-6 Wochen

Pulmonale Morbidität

nach ca. 8 Wochen normal

Immunsystem

nach ca. 8 Wochen normal

Gerinnungssystem

nach ca. 1 Jahr normal

Infarktrisiko

nach ca. 2-3 Jahren normal

Erst eine längerfristige Nikotinkarenz von mindestens 4 Wochen vermag das Risiko perioperativer pulmonaler Komplikationen zu senken. Die Sorge vor einer passageren, paradoxen Erhöhung des pulmonalen Risikos innerhalb der ersten Wochen nach Nikotinkarenz hat sich als unbegründet erwiesen [7]. Das Risiko von Wundheilungsstörungen scheint nach 2-wöchiger Abstinenz reduziert. Bereits der 12- bis 48-stündige Verzicht auf das Rauchen geht offensichtlich infolge erniedrigter CO-Hb- Blutspiegel und einem reduzierten myokardialen Sauerstoffverbrauch mit einer erniedrigten Inzidenz kardialer Ischämien einher. Daher sollten insbesondere Patienten mit koronarer Herzerkrankung eine Karenzzeit von 12 bis 48 Stunden einhalten. Eine erhöhte Aspirationsgefahr infolge des präoperativen Zigarettenkonsums kann weitestgehend ausgeschlossen werden, so dass auch bei Verstoß gegen die Rauchabstinenz Patienten nicht aufgrund fehlender „Nüchternheit“ abgesetzt werden sollten [8].

*Beschluss des Engeren Präsidiums der DGAI vom 07.03.2013

Literatur

[1] Möller AM, Villebro N, Pedersen T: Effect of preoperative smoking intervention on postoperative complications: a randomised clinical trial. Lancet 2002;359:114-117.

[2] Wong J, Lam DP, Abrishami A: Shortterm preoperative smoking cessation and postoperative complications: a systematic review and metaanalysis. J Can Anest 2012;59:268-279.

[3] Mills E, Eyawo O, Lockhart I: Smoking Cessation Reduces Postoperative Complications: A Systematic Review and Meta-analysis. Am J Med 2011;124:144-154?

[4] Mastracci TM, Carli, Finley RJ, Muccio S, O Warner D, for Members of den Evidence-Based Reviews in Surgery Group Effect of Preoperative Smoking Cessation Interventions on Postoperative Complications. J Am Coll Surg, 2011, 6:1094-1096.

[5] Turan A, Macha EJ, Roberman D, Turner PL, You J, Kurz A, Sessler DI, Saager L: Smoking and Perioperative Outcomes. Anesthesiology 2011;114:837-846.

[6] Wiedemann K, Männle C, Layer M: Anästhesie in der Thoraxchirurgie. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2004;39:616-650.

[7] Shi Y, Warner DO: Preoperative Smoking Abstinence: Is There a Dilemma? Anesth Analg 2011;113:1348-1351.

[8] Zwissler B, Reither A: Das präoperative “Rauchverbot”. Ein überholtes Dogma der Anästhesie? Anästhesist 2005;54:550-559.

OEBPS/images/ICON_link_2.png

Vereinbarungen des BDC finden Sie auf BDC|Online.

BDC. Gemeinsame Stellungnahme. Passion Chirurgie. 2016 März, 6(03): Artikel 07_04.

 

„Was hab ich?“ – Ärzte und Studenten übersetzen Befunde für Patienten

 

Das gemeinnützige Projekt „Was hab ich?“ übersetzt seit nunmehr fünf Jahren „Ärzte-Latein“ für Patienten. Über 26.000 Befunde haben die ehrenamtlich tätigen Ärzte und Medizinstudenten seither laienverständlich formuliert.

Unter washabich.de können Patienten ihren Befund anonym hochladen oder diesen auch als Fax senden. Innerhalb weniger Tage erstellen die „Befunddolmetscher“ der gemeinnützigen GmbH „Was hab ich?“ kostenlos eine für Patienten verständliche Übersetzung. Der Patient kann diese dann passwortgeschützt online abrufen. Das nicht gewinnorientierte Projekt wird durch viele Akteure – unter anderem die KBV, die AOK und der Hartmannbund – gefördert.

Patienten wollen ihre Erkrankung verstehen

„Die Übersetzungen sind in der Regel dreimal so lang wie die ursprünglichen Befunde“, erläutert Ansgar Jonietz – einer der drei Gründer von „Was hab ich?“. Rund 90 Prozent der Patienten würden ihnen ein zumeist positives Feedback geben, fügt er hinzu. Der aufgeklärte Patient wolle an der ärztlichen Entscheidung über seine Behandlung teilhaben, seine Erkrankung verstehen. Die meisten Anfragen kämen zu radiologischen Befunden, denn diese seien für die Patienten am einfachsten zugänglich.

Laienverständlich kommunizieren

Derzeit sind bis zu 300 Ärzte und Medizinstudenten ehrenamtlich für das Projekt tätig. Voraussetzung für die Mitarbeit ist, dass sich die Studenten mindestens im achten Fachsemester befinden. Bei den ersten fünf Befunden werden die „neuen Übersetzer“ von erfahrenen Ärzten betreut. Das Team der freien Mitarbeiter ist bundesweit aufgestellt und ändert sich von Zeit zu Zeit. „Doch wenn sich einer verabschiedet, kommt zumeist ein neuer „Befund-Übersetzer“ hinzu, so dass die Stärke konstant bleibt“, sagt Jonietz.

Die Motivation, ehrenamtlich Befunde zu übersetzen, sei einerseits das enorme Feedback der Patienten. Andererseits würden es viele Ärzte als Gelegenheit sehen, zu lernen, laienverständlich zu kommunizieren, weiß der „Was hab ich?“-Geschäftsführer aus zahlreichen Gesprächen. Studenten könnten bei der Befundübersetzung gut ihr Wissen überprüfen, denn nur was verstanden wurde, kann auch anderen erklärt werden. Ärzte aller Fachrichtungen und Studenten, die an einer ehrenamtlichen Mitarbeit interessiert sind, können sich hier anmelden.

Was das Projekt nicht kann

„Wir können die Patienten nicht auffangen, wenn sie einen ungünstigen Befund haben“, sagt Jonietz. „Auch geben wir keine Therapie-Ratschläge und Zweitmeinungen ab, oder empfehlen Krankenhäuser“, betont er. Bei entsprechenden Anfragen werde stets an den behandelnden Arzt verwiesen. Die Befundübersetzung ersetze auf keinen Fall den Arztbesuch.

Patientenbrief als Gegenstück zum Arztbrief

Derzeit wird in einem vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Pilotprojekt an einer Klinik in Rheinland-Pfalz ein sogenannter Patientenbrief getestet. Der Arztbrief, der bei der Entlassung aus dem Krankenhaus an den weiterbehandelnden niedergelassenen Arzt geht, wird auf Wunsch des Patienten – wie bislang Befunde – laienverständlich übersetzt. Das Patientenbrief-Projekt läuft über 21 Monate. Dann wird sich entscheiden, ob es Schule macht. Schon kurz nach Einführung erfreut sich der laienverständliche Brief bei den Patienten großer Beliebtheit.

Zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten von Medizinstudenten hat die „Was hab ich?“ gemeinnützige GmbH vor zwei Jahren ein Universitäts-Wahlfach entwickelt, welches bereits an den Universitäten in Hamburg, Marburg, Heidelberg und Dresden durchgeführt wurde.

Die „Was hab ich?“ gemeinnützige GmbH

Das Projekt „Was hab ich?“ ist am 15. Januar 2011 von den Medizinstudenten Johannes und Anja Bittner sowie dem Informatiker Ansgar Jonietz gegründet worden. Inzwischen ist Ansgar Jonietz Geschäftsführer der „Was hab ich?“ gemeinnützigen GmbH mit Sitz in Dresden. Diese nicht gewinnorientierte Gesellschaft wurde als solide Basis für die Weiterentwicklung des Projekts geschaffen. Insgesamt haben sich bereits über 1.300 Mediziner und Medizinstudenten an dem Projekt beteiligt und sich so in laienverständlicher Kommunikation trainiert.

Quelle: “Was hab’ ich?” gemeinnützige GmbH , Theaterstraße 4 , 01067 Dresden, www.washabich.de

Klinikclowns verringern die Angst vor einer Operation

Ja, Klinikclowns mindern die Angst der kleinen Patienten vor einer Behandlung oder Operation. Eine vor einem halben Jahr von der Universitätsmedizin Greifswald gestartete Pilotstudie mit den Klinikclowns des Grypsnasen e.V. (grypsnasen.de) bestätigte den hilfreichen Einsatz von Humor am Krankenbett. Die vorläufigen Ergebnisse sollen jetzt durch eine umfassende Anschlussstudie wissenschaftlich gesichert werden. Der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Dr. Max P. Baur, bedankte sich bei den Unterstützern der Studie, die diese außergewöhnliche Untersuchung im Interesse der kleinen Patienten erst möglich gemacht haben. „Insbesondere das persönliche Engagement der ehrenamtlichen Klinikclowns und des Schirmherrn Dr. Eckart von Hirschhausen ist für unser Anliegen, diese Ideen als Standard im Klinikalltag zu etablieren, von großem Wert.“

Das Besondere an der Greifswalder Studie ist, dass nicht nur das seelische Wohlbefinden erfragt wurde, sondern, dass auch ein wichtiger objektiver Indikator für Vertrauen gemessen wurde: das Oxytocin. Die Wissenschaftler stellten die Ergebnisse der Pilotstudie zusammen mit Schirmherrn Dr. Eckart von Hirschhausen von der Stiftung HUMOR HILFT HEILEN (humorhilftheilen.de) in Greifswald vor. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt der Klinik für Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Greifswald und des Instituts für Psychologie/Sozial- und Organisationspsychologie der Humboldt-Universität zu Berlin, um die Wirksamkeit von Klinikclowns in der Kinderchirurgie wissenschaftlich zu untersuchen.

Durch die Zuwendung von Clowns in der Kinderchirurgie steigt der „Glückshormonspiegel“ und die Sorge sinkt

„Als ich meine Stiftung HUMOR HILFT HEILEN vor acht Jahren gegründet habe, wurde Lachen als Medizin noch belächelt. Mit den Ergebnissen aus Greifswald gehen wir einen wichtigen Schritt zu einer ‚ernsthaften‘ Humorforschung“, sagte Dr. Eckart von Hirschhausen. „Die Kraft von Zuwendung und Zuversicht sind heilsam, aber eben nicht als Tablette, sondern in aufrichtigem menschlichem Kontakt. Und dies ist wissenschaftlich belegbar. Humor und Persönlichkeitsbildung müssen integraler Bestandteil der Ausbildung und Weiterbildung in allen therapeutischen Berufen werden. Deshalb bin ich stolz auf die Pionierarbeit, die in Greifswald geleistet wird und trage mit meine­r Vorlesung und dem Projekt ‚Arzt mit Humor‘ gerne diese Ideen in die nächste Generation“, betonte Hirschhausen.

„Obwohl wir nur eine kleine heterogene Gruppe von insgesamt 31 Kindern im Alter von vier bis 13 Jahren einbezogen haben, konnten wir vielversprechende Ergebnisse erzielen“, erläuterte der Studienleiter und Direktor der Kinderchirurgie, Prof. Winfried Barthlen. „Sowohl in den persönlichen Befragungen als auch im gestiegenen Oxytocin-Spiegel konnten wir bei den Kindern mit einem Clownsbesuch eine deutliche Verminderung der Angstgefühle registrieren. In der Kontrollgruppe ohne Clowns dagegen nicht, dort blieb die Angst unverändert.“

Fotos: UMG/Manuela Janke

Die etwas andere Visite – nach der Vorstellung der Studienergebnisse besuchte Dr. Eckart von Hirschhausen die Greifswalder Kinderchirurgie – hier mit den Klinikclowns sowie den jungen Patienten Fay (11) und  Ben (14) und Klinikdirektor Prof. Winfried Barthlen.

OEBPS/images/09_03_A_03_2016_Klinik-Clowns-Studie_image_01_UMG_Manuela_Janke.jpg
OEBPS/images/09_03_A_03_2016_Klinik-Clowns-Studie_image_02_UMG_Manuela_Janke.jpg

„Kollege“ Clown tut nicht nur den Kindern gut

Die Psychologin Dr. Tabea Scheel von der Humboldt-Universität zu Berlin stieß in ihren Befragungen aller Beteiligten auf der Kinderstation und -ambulanz auf eine große Akzeptanz. „Wir konnten in den Befragungen vor und nach dem stationären Aufenthalt eine große Zustimmung zur professionellen Mitarbeit der Clowns registrieren. Bei den Kindern hat uns das nicht gewundert, aber auch die Mitarbeiter befürworten die Clownsvisiten, obwohl sie für den Stationsablauf schon eine Zusatzbelastung darstellen“, erläuterte die Berliner Projektpartnerin. Aus den Elterngesprächen ging hervor, dass sich die Kinder mit Clownskontakt wohler gefühlt haben als die in der Kontrollgruppe. Die Angst der Kinder hängt übrigens direkt mit der Angst der Eltern zusammen. Darüber hinaus würden die Mütter und Väter eine Klinik mit dem speziellen Angebot ganz klar weiterempfehlen.

„Der Oxytocin-Spiegel fällt nach der spielerischen Begegnung mit den Clowns höher aus“, betonte Prof. Matthias Nauck vom Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin. „In der Pilotstudie haben wir Proben von 31 Kindern vor und nach der Begegnung mit einem Klinikclown untersucht. Im Vergleich zum Ausgangswert stieg der durchschnittliche Spiegel um ca. 30 Prozent. Das Oxytocin wurde vorher auf einem Watteröllchen als Speichelprobe entnommen, anschließend eingefroren und später im Labor untersucht.“ Oxytocin ist auch als „Glückshormon“ bekannt, weil es das Verhalten zwischen Mutter und Kind und auch zwischen Geschlechtspartnern beeinflusst. „Die Pilotstudie hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, die heilende Wirksamkeit des Humors auch wissenschaftlich zu belegen. Das vom Körper selbst gebildete Hormon ist ein wichtiger Indikator für den Erfolg der humorvollen Intervention“, unterstrich Nauck, der jedoch ebenso auf die Notwendigkeit einer repräsentativen Studie hinwies.

Alle Beteiligten befürworten die Fortsetzung der Pilotstudie

Prof. Winfried Barthlen sieht die Erwartungen, die in die kombinierte Pilotstudie gesetzt wurden, mehr als erfüllt. „Wir müssen jetzt mit einer wissenschaftlich aussagekräftigen Studie nachlegen. Wir werden den Studienablauf entsprechend der gewonnenen Erkenntnisse überarbeiten, erweitern und die Finanzierung einer Langzeitstudie beantragen. Möglicherweise werden wir dazu mit weiteren Kliniken und Partnern kooperieren“, kündigte der Kinderchirurg an. „Unser Ziel bleibt, die Clowns auf Kinderstationen als einen festen Bestandteil des pflegerischen und ärztlichen Teams zu integrieren, wie es in anderen europäischen Ländern längst üblich ist.“

Ansprechpartner an der Universitätsmedizin Greifswald
Eltern-Kind-Zentrum/Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie
Direktor: Prof. Dr. Winfried Barthlen
Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
[email protected]
www.medizin.uni-greifswald.de

Weitere Infos:

OEBPS/images/ICON_link_2.png

www.grypsnasen.de
www.humorhilftheilen.de

OEBPS/images/icon_Info.png

Weitere Artikel finden Sie auf BDC|Online (www.bdc.de, Rubrik Wissen | Panorama).

 

Mitglieder-Fachexkursion nach Namibia

Auch für dieses Jahr möchten wir Ihnen im Rahmen unserer Serviceleistungen für Mitglieder wieder eine attraktive Reise mit berufsbezogenem Fachprogramm anbieten: eine Fachexkursion nach Namibia. Dieses Angebot gilt für Sie als BDC-Mitglied, aber auch für Ihre Angehörigen, Freunde und Bekannten.

Das im Reisepreis eingeschlossene Fachprogramm umfasst:

  • Fachbesuch am Katatura State Hospital in Windhoek, einem staatlichen Krankenhaus in der hauptsächlich die ärmere Bevölkerung Windhoeks bzw. Namibias versorgt wird
  • Fachbesuch der Swakopmund Medi-Clinic, einer privaten Krankenhausgruppe und eines der führenden Krankenhäuser in Namibia, www.mediclinic.co.za

Fachexkursion nach NAMIBIA

vom 10.03.20.03.2016 sowie vom 19.05. 29.05.2016
Reisepreis € 2.595,-
mit Linienmaschinen ab/bis Frankfurt/Main
inkl. Flughafensteuern/-gebühren und aktuellen Kerosinzuschlägen
(Stand Dez. 2015 insgesamt € 410,-)

Der Reisepreis schließt außerdem noch folgende Leistungen ein:

  • Linienflüge mit AIR NAMIBIA in der Economy-Class von Frankfurt/Main nach Windhoek und zurück, zulässiges Freigepäck, Bordverpflegung nach Tageszeit
  • Flughafensteuern, Flugsicherheitsgebühren und aktuelle Kerosinzuschläge
  • „Rail & Fly“-Bahnfahrt in der 2. Klasse (inkl. IC-/ICE-Benutzung) von allen DB-Bahnhöfen zum Flughafen Frankfurt/Main und zurück
  • 8 Übernachtungen in Hotels der gehobenen Mittelklasse bzw. Lodges
  • Unterbringung in Doppelzimmern mit Bad oder Dusche/WC
  • Gepäckträgergebühren während der gesamten Reise
  • Täglich reichhaltiges Frühstück
  • 8 Abendessen wie im Programm beschrieben (ohne Getränke)
  • Sämtliche im Programm ausgewiesene Exkursionen sowie Transfer- und Transportkosten in klimatisierten Bussen
  • Gekühltes Mineralwasser während der Busfahrten
  • Eintrittsgelder bei den Besichtigungen
  • Fachprogramm wie aufgeführt (Änderungen vorbehalten)
  • Deutsch sprechende Reiseleitung während der gesamten Reise (Driver Guide = Fahrer fungiert gleichzeitig als Reiseleitung)
  • Marco Polo-Reiseführer Namibia zur Reisevorbereitung
  • Reiserücktrittskostenversicherung, Sicherungsschein

Einzelheiten zum Programm entnehmen Sie bitte dem beigefügten Prospekt. Für diese Reise benötigen Sie nur einen bei Reisebeginn noch mindestens 6 Monate gültigen, maschinenlesbaren Reisepass. Impfungen sind nicht vorgeschrieben.

Ausführliche Informationen zur Namibia-Reise 2016

Noch offene Fragen beantwortet Ihnen gern der Reiseveranstalter

RDB – Reisedienst Bartsch GmbH
Neichener Heide 18, 53604 Bad Honnef
Tel. 02224-989898, Fax 02224-989894
E-Mail [email protected].

Der Reisevertrag wird zwischen Interessenten und dem Reiseveranstalter geschlossen.

Selbstverständlich ist es auch Ziel dieser Reise, Ihnen den Austausch mit Kollegen außerhalb des beruflichen Alltags zu ermöglichen. Da wir mit einer regen Beteiligung an dieser Sonderreise rechnen und die Teilnehmerzahl begrenzt ist, sollten Sie Ihre Reiseanmeldung baldmöglichst an die Anschrift unserer Geschäftsstelle senden. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Anmeldeformular für die Namibia-Reisen zum Herunterladen

Wenn der Patient zweimal fragt

Eine Debatte zu Zweitmeinungsverfahren auf dem Deutschen Krebskongress am 24. Februar zeigt: Das Thema ist vielschichtig und kontrovers. Dafür sorgen nicht zuletzt „Kompetenzprestige“ und „populistische“ Paragrafen.

Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz hat der Gesetzgeber in Paragraf 27b Sozialgesetzbuch V festgelegt, dass Versicherte bei bestimmten Eingriffen einen Anspruch auf eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung erhalten. Das Thema hat damit eine neue Dynamik bekommen, was auch in der Onkologie spürbar ist. In seinem Impulsreferat auf einer Session des Kongresses weist Prof. Peter Albers, Vizepräsident der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), kritisch darauf hin, dass inzwischen immer mehr Krankenkassen ihren Versicherten einen solchen Service anbieten. Beispielhaft nennt der Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf unter anderem die Techniker Krankenkasse, die ein sogenanntes Zweitmeinungstelefon betreibt. Bisweilen schließen die Kassen auch Verträge mit kommerziellen Privatanbietern. Die neuen gesetzlichen Verpflichtungen – DKG-Generalsekretär Dr. Johannes Bruns bezeichnet den entsprechenden Paragrafen als „populistisch“ – wirkten einerseits als Trigger, dennoch bestehe ein Vakuum.

„Jegliche Ausführungsbestimmungen fehlen“, beklagt Albers. So habe beispielsweise der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) noch immer keine Liste von Indikationen vorgelegt, bei denen ein Zweitmeinungsverfahren stattfinden soll. Dass der G-BA diese Liste mit onkologischen Eingriffen beginnt, dürfte allerdings eher unwahrscheinlich sein. Schließlich hat der Gesetz- geber mit der Regelung an planbare mengenanfällige Eingriffe gedacht, bei denen das Risiko einer zu weiten Indikationsstellung besteht. Allerdings betont Albers, dass auch in der Onkologie viele der Eingriffe planbar seien.

Notwendig oder Geschäftsmodell?

Der Mediziner sieht ein Spannungsfeld zwischen den häufig verunsicherten Patienten und der Vielfalt von zum Teil sehr wissenschaftlich formulierten Therapievorschlägen. Er fragt: „Ist eine Zweitmeinung tatsächlich in jedem Fall notwendig oder ein neues Geschäftsfeld, das unterschiedlich qualifiziert bedient wird?“ Eine eher rhetorische Frage, denn Albers ist der Überzeugung, dass eine zusätzliche Einschätzung dem Patienten lediglich „Sicherheit suggeriert“. Er argumentiert: „Wenn die Erstmeinung ausreichend sicher, interdisziplinär gestaltet und nachhaltig formuliert ist und überzeugend mit dem Patienten kommuniziert wurde, braucht es keine Zweitmeinung.“ Ist das realistisch? Albers weist darauf hin, dass es hierzulande ein dichtes Netz an interdisziplinär besetzen Tumorzentren gebe. Wer das als Patient nicht wahrnehme, „dem ist nicht zu helfen“. Die starke Verunsicherung von Patienten, die eine Krebsdiagnose erhalten, betont Dr. Udo Beckenbauer in seinem Vortrag. Er ist Vorstand von HMO Health Management Online, die Firma bietet über www.krebszweitmeinung.de zusätzliche Begutachtungen an. Der Internetseite zufolge über- nehmen inzwischen 20 private und gesetzliche Krankenkassen – darunter viele Betriebskrankenkassen die dafür anfallenden Kosten von rund 380 Euro. Mittlerweile habe man rund 1.400 Zeitmeinungen organisiert, erzählt Beckenbauer. „Uns geht es darum, den Patienten durch diesen Prozess zu führen.“

Zweitmeinung ist nicht gleich Zweitmeinung

Notwendig sind dafür unter anderem zwei Call Center und elektronische Patientenakten, die für den Ratsuchenden angelegt werden. Beckenbauer betont die hohen Anforderungen, die seine Firma erfüllen muss, als Stichwörter nennt er Datenschutz, gesicherte Rechenzentren und nicht zuletzt die Genehmigung durch das Bundesversicherungsamt – letzteres hat 18 Monate gedauert. Die Firma arbeitet mit 32 Tumorboards von Universitätskliniken, akademischen Lehrkrankenhäusern und Tumorzentren zusammen. In 17 Prozent der Fälle empfehlen sie eine komplett andere Therapie als der „Erst-Arzt“, in 25 Prozent der Fälle gibt es Ergänzungen, therapeutische Hinweise und ähnliches, bei 57 Prozent wird die Erstmeinung bestätigt.

Ebenfalls interessant: Beckenbauer zufolge sind 98 Prozent der Erstbegutachter der Zweitmeinung gefolgt. Deutlich wird auf der Veranstaltung, dass Zweitmeinung nicht gleich Zweitmeinung ist. Ein wichtiger Unterschied: Stellt sich der Patient persönlich vor oder handelt es sich um eine „Expertenmeinung nach Aktenlage“  letzteres sei die Variante, die die Krankenkassen bevorzugen, sagt Beckenbauer. Das Spektrum der Anbieter reicht von privaten Firmen, Krankenkassen-Hotlines bis hin zu Angeboten zertifizierter onkologischer Zentren. Die höchste Akzeptanz in der Ärzteschaft dürften vermutlich Expertenkonsile haben, an die sich der behandelnde Arzt selbst wenden kann.

Wichtiger Erfahrungsschatz

In zuletzt genannte Kategorie fällt das seit zehn Jahren bestehende und von der Deutschen Krebshilfe unterstützte Internetportal www.zm-odentumor.de. Den Bedarf für ein ärztliches Konsilillustriert Projektleiter Prof. Marc Schrader, Chefarzt der Klinik für Urologie am Helios Klinikum Berlin-Buch, mit folgenden Zahlen: Im Helios-Konzern werden durchschnittlich 8,1 Patienten pro Jahr und Klinik behandelt, die an Hodenkrebs leiden. Bezogen auf metastasierte Formen sind es nur noch drei Patienten pro Jahr und Klinik, guckt man sich davon die fortgeschrittenen Stadien an, bleibt nur noch ein „halber“ Patient pro Klinik und Jahr übrig. Das sei „nicht ganz“ der Erfahrungsschatz, der nötig ist, um diese Patientengruppe zu behandeln, so der Chefarzt. Er merkt an, dass diese Zahlen zwar nicht ganz repräsentativ für Deutschland seien, aber sicherlich ein Hinweis auf die Situation in vielen anderen Kliniken. Bei www. zm-hodentumor.de können Ärzte Befund und geplante Therapie an ein Zweitmeinungszentrum ihrer Wahl senden.Jede 6.

Zweitmeinung führt zur relativen Therapieänderung

Der zeitliche Aufwand für eine Erstanfrage beträgt etwa 20 Minuten, die häufig üblichen Incentives in Form von zusätzlicher Vergütung gibt es nicht, es werden auch keine zusätzlichen Patienten generiert. Dennoch sind die Anfragen von Ärzten laut Schrader kontinuierlich gestiegen: von 200 Anfragen (2009) auf fast 1.000 im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden bisher 4.500 Zweitmeinungen abgegeben.

„Je mehr Patienten vorgestellt werden, desto schneller können neue Leitlinien etabliert werden“, betont der Urologe. Motiviert seien die anfragenden Ärzte durch ihr Informationsbedürfnis, das schnelle Feedback (die durchschnittliche Antwortdauer beträgt 26 Stunden), außerdem bleibe das „Kompetenzprestige“ erhalten, ein Patiententransfer sei nicht erforderlich. Und was kommt bei dem Prozedere heraus? Die Diskrepanz zwischen den Behandlungskonzepten von Erst- und Zweitmeinung beträgt 40 Prozent, sagt Schrader. „Jede sechste Zweitmeinung führt zu einer relevanten Therapieänderung.“ Die Zweitmeinungen hätten in zwölf Prozent der Fälle den Therapieumfang reduziert und ihn in etwa fünf Prozent intensiviert. „Der Effekt ist nicht unerheblich.“

G-BA ist am Zug

Das Thema Zweitmeinung wird dem Gesundheitswesen noch länger erhalten bleiben. Erst kürzlich hat beispielsweise die Deutsche Diabetes Gesellschaft vor Fußamputationen infolge einer Diabeteserkrankung ein obligatorisches Zweitmeinungsverfahren verlangt. Auch dürften Patientenorganisationen die Entwicklung kritisch begleiten. Der Verbraucherzentrale Bundesverband etwa hat davor gewarnt, dass mit Paragraf 27b SGB V ungewollt eine Einschränkung des allgemeinen Rechts auf Zweitmeinung drohe, ohne dass dadurch das Regelungsziel, eine Eindämmung der nicht indizierten Leistungsausweitung, zu erreichen wäre.

Als nächstes ist der G-BA mit einer Liste von „zweitmeinungspflichtigen“ Eingriffen am Zug. Auf dem Krebskongress war davon die Rede, dass im März die ersten beiden Indikationen veröffentlicht werden. Beim G-BA selbst heißt es allerdings auf Nachfrage der Presseagentur Gesundheit, dass die Beratungen zur Erstfassung der Richtlinie laufen, ein Termin zur Beschlussfassung stehe noch nicht an. Es sei eine umfangreiche wissenschaftliche Aufbereitung not- wendig, um bestimmen zu können, bei welchen Indikationen und zu welchen planbaren Eingriffen der Anspruch auf Einholen einer Zweitmeinung im Einzel- nen sinnvoll ist.

Weiterführende Informationen
Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Positionspapier vom 7. Mai 2015: „Qualitäts- gesicherte Entscheidung zu Diagnostik und Therapie – Ein Positionspapier (...) zur Diskussion um die ärztliche Zweitmeinung“, PDF, 2 Seiten
Deutsche Diabetes Gesellschaft, Berlin, Pressemitteilung vom 16. Februar 2016: „Zu viele Fußamputationen in Deutschland: Experten fordern Zweitmeinungs- verfahren und bessere Anreize für Fußrettung“, PDF, 2 Seiten

Quelle: Presseagentur Gesundheit, Albrechtstraße 11, 10117 Berlin, www.pa-gesundheit.de

DKG zum Finanzergebnis der GKV 2015

Zum Finanzergebnis der GKV für 2015 erklärte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum:

„Mit lediglich 3,1 Prozent sind die Krankenhausausgaben der gesetzlichen Krankenkassen deutlich niedriger als die Gesamtausgaben gestiegen. Der tatsächliche Ausgabenanstieg für die Krankenhausleistungen liegt deutlich unter den Werten, die die Krankenkassen prognostiziert hatten.

Die 2,5 Milliarden Euro, die die Krankenhäuser als Erlöszuwächse gegenüber dem Vorjahr erhalten haben, liegen wieder einmal unterhalb der Zuwächse der tatsächlichen Kosten der Krankenhäuser. Alleine die Lohnsteigerungen für die 1,2 Millionen Beschäftigten der Krankenhäuser, sowie die Kosten für über 10.000 Neueinstellungen und die Mehrkosten für die Behandlung von mindestens 200.000 zusätzlichen Patienten übersteigen die Erlöszuwächse. So dass auch für das Jahr 2015 festzustellen ist, dass sich nach wie vor viele Krankenhäuser in einer defizitären Lage befinden.

Die finanzielle Gesamtsituation von Gesundheitsfonds und Krankenkassen mit 25 Milliarden Euro Reserve unterstreicht, dass die Verbesserungen für die Krankenhäuser, die mit dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) vorgesehen sind (maximal ca. 500 Millionen 2016), ohne Probleme finanziert werden können“.

Quelle: 07.03.2016 Deutsche Krankenhausgesellschaft, Wegleystraße 3, 10623 Berlin, http://www.dkgev.de 

Gesundheitsausgaben im Jahr 2014 bei 328 Milliarden Euro

Im Jahr 2014 wurden insgesamt 328 Milliarden Euro für Gesundheit in Deutschland ausgegeben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, bedeutet dies einen Anstieg von 13,3 Milliarden Euro oder 4,2 % gegenüber dem Jahr 2013. Auf jeden Einwohner entfielen 4050 Euro (2013: 3 902 Euro). Der Anteil der Gesundheitsausgaben. am Bruttoinlandsprodukt lag 2014 bei 11,2 %. Gegenüber dem Jahr 2013 blieb der Wert damit unverändert.

Die gesetzliche Krankenversicherung war 2014 der größte Ausgabenträger im Gesundheitswesen. Ihre Ausgaben beliefen sich auf 191,8 Milliarden Euro und lagen somit um 10,1 Milliarden Euro oder 5,6 % über den Ausgaben des Vorjahres. Der von der gesetzlichen Krankenversicherung getragene Ausgabenanteil erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte auf 58,5 %. Der Anteil des Ausgabenträgers private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck sank leicht auf 13,2 % (2013: 13,5 %). Auf diesen Ausgabenträger entfielen 43,2 Milliarden Euro im Jahr 2014, das war ein Zuwachs von 600 Millionen Euro oder 1,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil der privaten Krankenversicherung war mit 8,9 % ebenfalls leicht rückläufig (2013: 9,2 %). Auf sie entfielen 29,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg von 200 Millionen Euro oder 0,8 % im Vergleich zum Vorjahr.

Die Ausgaben für Güter und Dienstleistungen im ambulanten Bereich machten 2014 mit 163,5 Milliarden Euro fast die Hälfte der Ausgaben aus (49,8 %). Gegenüber dem Vorjahr erhöhten sie sich überdurchschnittlich um 5,2 %. Die stärksten Anstiege gab es in den ambulanten Pflegeeinrichtungen mit + 7,8 % auf 13,3 Milliarden Euro, in den Apotheken mit + 7,0 % auf 44,7 Milliarden sowie beim Gesundheitshandwerk/Einzelhandel mit + 6,7 % auf 18,9 Milliarden Euro.

Auf den (teil-)stationären Sektor entfielen 37,6 % der gesamten Gesundheitsausgaben. Hier stiegen die Ausgaben um 4,7 Milliarden Euro oder 4,0 % auf 123,4 Milliarden Euro. Die wichtigsten (teil-)stationären Einrichtungen waren die Krankenhäuser (+ 4,3 % auf 85,9 Milliarden Euro), gefolgt von den Einrichtungen der (teil-)stationären Pflege (+ 3,2 % auf 28,5 Milliarden Euro). Die Ausgaben in den Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen betrugen 9,0 Milliarden Euro (+ 3,4 %).

Diese Ergebnisse der Gesundheitsausgabenrechnung folgen dem Konzept des „System of Health Accounts“, welches von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) zum Zweck der internationalen Vergleichbarkeit von Gesundheitsausgaben empfohlen wird. Gemäß den dort enthaltenen Definitionen umfassen die Gesundheitsausgaben sämtliche Güter und Leistungen mit dem Ziel der Prävention, Behandlung, Rehabilitation und Pflege, die Kosten der Verwaltung sowie Investitionen der Einrichtungen des Gesundheitswesens. Aufwendungen für Forschung und Ausbildung im Gesundheitswesen sowie Ausgaben für krankheitsbedingte Folgen (zum Beispiel Leistungen zur Eingliederungshilfe) und Einkommensleistungen, wie die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, sind darin nicht enthalten. Begründet durch diese Abgrenzung weichen die Gesundheitsausgaben in der Gesundheitsausgabenrechnung von den Ausgaben der einzelnen Sozialversicherungsträger, insbesondere der gesetzlichen Krankenversicherung, ab.

Detaillierte Daten und lange Zeitreihen zu den Gesundheitsausgaben sind über die Tabellen zur Gesundheitsausgabenrechnung (23611) in der Datenbank GENESISOnline oder im Informationssystem der Gesundheitsberichterstattung des Bundes abrufbar. Dort finden sich auch weitere gesundheitsbezogene Daten und Tabellen zu den Gesundheitsausgaben.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Gustav-Stresemann-Ring 11, 65189 Wiesbaden, www.destatis.de

Drei Mal mehr künstliche Herzpumpen als vor zehn Jahren

Berlin (dpa) – Die Zahl eingepflanzter künstlicher Herzpumpen hat sich innerhalb eines Jahrzehnts fast verdreifacht.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) wurden 2015 in Deutschland fast 1000 Herzunterstützungssysteme implantiert – deutlich mehr als zehn Jahre zuvor. Damals waren es 350. Die DGTHG sieht den steigenden Bedarf unter anderem im Zusammenhang mit fehlenden Spenderorganen.

Bei Spenderherzen gibt es eine entgegengesetzte Tendenz: Seit 1998, dem vorläufigen Rekordjahr mit 526 Transplantationen, registrierte die DGTHG einen Rückgang um mehr als 40 Prozent auf weniger als 300 Eingriffe im vergangenen Jahr.

Quelle: dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH, Mittelweg 38, 20148 Hamburg, http://www.dpa.de/