13.06.2019 Politik
Ausreichende Versorgung mit Blutprodukten zunehmend Frage der Demografie
Weltblutspendetag
Die ausreichende Versorgung mit Blutprodukten in Deutschland wird aufgrund des Demografischen Wandels zu einer immer größeren Herausforderung. Die Zahl der möglichen Blutspender zwischen 18 und 65 Jahren nimmt konstant ab. Gleichzeitig gibt es immer mehr ältere Menschen, die einen höheren Bedarf an Blutprodukten haben. Vor diesem Hintergrund weist die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) darauf hin, dass in Zukunft besonders auf die ausreichende Versorgung mit Spenderblut geachtet werden muss. Anlässlich des Weltblutspendentages am 14. Juni ruft die Fachgesellschaft daher zur regelmäßigen Blutspende auf.
Die ausreichende Versorgung der Krankenhäuser mit Blutkonserven rückt immer mehr in den Fokus. „Wir beobachten seit einigen Jahren eine Zunahme der Patienten höheren Alters, die mehr Blut brauchen“, erläutert Professor Dr. med. Hermann Eichler, erster Vorsitzender der DGTI. Stellt diese Altersgruppe mehr als 40 Prozent der Patienten in einer Klinik, verbraucht diese Altersgruppe bis zu 65 Prozent der der gesamten Blutprodukte eines Krankenhauses. Über 65-Jährige nehmen in der Bevölkerung zu, während die Zahl der möglichen Blutspender zwischen 18 und 65 Jahren konstant abnimmt. Zwar dürfen auch Menschen über 65 Jahren Blutspenden, wenn der voruntersuchende Arzt sie für geeignet hält, das ist aber seltener der Fall als bei jüngeren Menschen. „Diese Fakten der demografischen Entwicklung sind entscheidend für die weitere Versorgung Deutschlands mit Blutprodukten“, sagt Eichler, der auch Direktor des Instituts für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes ist.
Demografische Prognosen zeigen eine Fortsetzung dieses Trends: 2030 müssen durchschnittlich 2,1 Blutspender zwischen 18 und 65 Jahren einen Menschen der Gruppe der über 65-jährigen versorgen. 2005 lag das Verhältnis bei 3,6 zu 1. Der stärkste Rückgang wird bereits ab dem Jahr 2020 erwartet. Studien zeigen, dass der Bedarf an Blutprodukten auch von der medizinischen Entwicklung abhängt. Doch diese ist schwer prognostizierbar. „Deshalb müssen wir die Versorgungssituation unbedingt im Blick behalten. Versorgungssicherheit wird nur erreicht, wenn aktuell und in Zukunft ausreichend viele Menschen zur Blutspende gehen“, unterstreicht Eichler.
Anlässlich des Weltblutspendentages weist die DGTI darauf hin, dass die freiwillige und unentgeltliche Blutspende das Fundament der Versorgung mit Blutprodukten ist. Die Fachgesellschaft ruft aus diesem Anlass alle gesunden Erwachsenen dazu auf, regelmäßig zur Blutspende zu gehen.
Quellen:
• Andreas Greinacher et al: A population-based longitudinal study on the implication of demographic changes on blood donation and transfusion demand. Blood Adv. 2017 May 26;1(14):867-874
• Erhard Seifried et al: How much blood is needed? Vox Sang. 2011 Jan;100(1):10-21
Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V., Birkenstr. 67, 10559 Berlin, www.awmf.org, 11.06.2019
Weitere Artikel zum Thema
27.12.2019 Krankenhaus
Investitionsstau in deutschen Krankenhäusern: Bund und Länder müssen endlich handeln
Die Bundesländer vernachlässigen weiterhin ihre Pflicht zur Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser
19.12.2019 Politik
Zi-Praxis-Panel zur wirtschaftlichen Lage der Arztpraxen 2014 – 2017
Die in den letzten Jahren positive Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in den Vertragsarztpraxen hat sich 2017 merklich abgeschwächt. Unter Berücksichtigung der Verbraucherpreisentwicklung sind die Jahresüberschüsse der Praxen gegenüber 2016 um 0,7 Prozent zurückgegangen – im Mittelwert über alle Fachgebiete hinweg auf 168.800 Euro je Praxisinhaber.
18.12.2019 Politik
Gesetzesänderungen gefährden zielgenaue und adäquate Behandlung von Patienten
Die Allianz Deutscher Ärzteverbände und die AOK warnen davor, dass zahlreiche Verträge zur besseren Versorgung von Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen durch geplante Änderungen der gesetzlichen Vorgaben gefährdet sind.
17.12.2019 BDC|News
Chirurgen kritisieren EBM-Reform: Änderungen nicht langfristig gedacht
Die zum 1. April 2020 vorgesehene Reform des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) weist für den BDC in wichtigen Bereichen erhebliche Defizite auf. Zwar gibt es eine Aufwertung der sogenannten „sprechenden Medizin“, jedoch fehlt in der Einigung eine dringend notwendige Kompensation der Hygienekosten beim Ambulanten Operieren. Diese sind durch gesetzliche Vorgaben stark gestiegenen.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.