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Offener Brief an alle operativ tätigen Fachgesellschaften und Berufsverbände

Sehr geehrte Damen und Herren,

die unaufhaltsamen Fortschritte in medizinischem Fachwissen und Medizintechnik haben das Aufgabenspektrum im Bereich der ärztlichen Fort- und Weiterbildung deutlich erweitert. Diese Entwicklung betrifft in besonderem Maße die operativ tätigen Fachgebiete. Die gesteigerten Anforderungen spiegeln sich hier in einer fortgesetzten Ausdehnung und Diversifikation des Fort- und Weiterbildungsangebots wider. Die Verbreiterung der Palette an Produkten und Anbietern hat einerseits die Qualität nachhaltig gesteigert, andererseits aber auch den Aufbau von kostenintensiven Parallelstrukturen und –inhalten gefördert.

Den gesteigerten Ausgaben auf dem Sektor der Fort- und Weiterbildung stehen wichtige gesellschaftspolitische Entwicklungen im Gesundheitswesen entgegen. Der demographische Wandel und ein allgemeiner Konsens zur Begrenzung der Ausgaben lassen schon mittelfristig eine Priorisierung erwarten. Die Gegenläufigkeit dieser Trends ist unvereinbar.

Vor diesem Hintergrund erscheint es mehr denn je notwendig, bestehende Synergien zu nutzen und Redundanzen abzubauen. Der Berufsverband der Chirurgen (BDC) lädt daher alle operativ tätigen Fachgesellschaften und Berufsverbände in Deutschland ein, die Gründung einer gemeinsamen ‚Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung‘ zu diskutieren. Der hier präsentierte Vorschlag soll nicht präjudizieren, sondern als erster Gesprächsimpuls dienen. Das stufenweise Konzept stellt zunächst die inhaltlichen Strukturen in den Vordergrund, um dann im zweiten Schritt die organisatorischen Rahmenbedingungen zu klären und erst zum Schluss die notwendigen Personalfragen zu diskutieren.

Wir heißen alle operativ tätigen Fachgesellschaften und Berufsverbände herzlich willkommen, ihre fachliche und organisatorische Kompetenz einzubringen und sich aktiv am Entwicklungsprozess einer ‚Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung‘ zu beteiligen. Denn nur gemeinsam sind wir stark. Lassen Sie uns die gebündelten Kräfte für einen echten Fortschritt nutzen. Spätere Generationen werden es uns danken.

Ihre

Prof. Dr. H.-P. Bruch, Präsident des BDC
Prof. Dr. W. Schröder
PD Dr. C.J. Krones

Positionspapier der BDC-Akademie

Alle operativ tätigen Fachgesellschaften und Berufsverbände sind eingeladen, ihre fachlichen und organisatorischen Kompetenzen in den Gründungsprozess einer ‚Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung‘ einzubringen.

Diese Bündelung der Kräfte wird inhaltliche und strukturelle Synergien nutzen und gleichzeitig kosten- und aufwandintensive Redundanzen abbauen. Die organisatorische Verschlankung setzt dabei Ressourcen frei, die in der notwendigen inhaltlichen Diversifikation genutzt werden können.

Der stufenweise Aufbau stellt zunächst die inhaltlichen Fragen in den Vordergrund, um anschließend die organisatorischen, finanziellen, juristischen und zum Schluss die personellen Aspekte zu diskutieren.

Das vorliegende Positionspapier soll als erste Diskussionsgrundlage dienen. Zur Disposition steht ebenfalls der Titel der neu zu gründenden Akademie.

Allgemeine Voraussetzungen:

  • Der Prozess könnte fünf separate Stufen umfassen, die in Klausurtagungen schrittweise gemeinsam erarbeitet werden. Jede Klausurtagung könnte durch einen unabhängigen Experten moderiert werden.
  • Jeder Berufsverband/Fachgesellschaft könnte bei jeder Klausurtagung durch ein bis zwei Mitglieder seiner Wahl vertreten sein, die in Abhängigkeit von der jeweiligen Stufe wechselnd mit unterschiedlicher Fachkompetenz besetzt werden könnten.
  • Die erste Klausurtagung könnte einen Zeitplan für den Gesamtablauf und die Verteilung der Entwicklungskosten festlegen. Die Gremien der Berufsverbände und Fachgesellschaften würden einen Konsens in diesen Punkten als bindend für den weiteren Ablauf akzeptieren. Weiterhin würde in der ersten Klausurtagung die Modalität einer beschlussfähigen Mehrheitsfindung definiert, die z. B. die Mitgliederzahl der einzelnen Berufsverbände und Fachgesellschaften zu Grunde legt.
  • Jede Klausurtagung würde durch ein Positionspapier zum jeweiligen Thema jedes einzelnen Berufsverbandes und jeder einzelnen Fachgesellschaft vorbereitet. Als Grundlage der Positionspapiere der jeweiligen Stufe würde ein Fragekatalog dienen, welcher schriftlich beantwortet und beim externen Moderator vor der Klausurtagung eingereicht würde. Diese Positionspapiere der einzelnen Berufsverbände/Fachgesellschaften würden vom Moderator zusammenfassend vorgestellt und als Diskussionsgrundlage jeder Klausurtagung dienen.
  • Es wird angestrebt, dass jede Klausurtagung mit einem konsensfähigen Vorschlag abgeschlossen wird. Dieser Vorschlag würde dann den Gremien der einzelnen Berufsverbände und Fachgesellschaften zur Entscheidung vorgestellt. Bei mehrheitlich positiver Zustimmung der Entscheidungsgremien würde die jeweilige Stufe verbindlich abgeschlossen.

Konzeptionelle Gliederung

Stufe 1: Zielbestimmung
Ziel: Inhaltliche und organisatorische Definition einer ‚Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung‘

1.   Jeder Berufsverband und jede Fachgesellschaft hat ein Vorschlagsrecht und reicht vor der ersten Klausurtagung ein schriftlich erarbeitetes Positionspapier zu den folgenden Fragen ein. Jeder Berufsverband und jede Fachgesellschaft besetzt dabei entsprechend seiner Kernkompetenz die eigenen Themen oder Säulen und definiert den aus seiner Sicht notwendigen organisatorischen Bedarf.

  • Welche Weiter- und Fortbildungsinhalte soll eine “Deutsche Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung” anbieten?
  • Welche organisatorischen Strukturen, einschließlich Personal, sind für die Umsetzung notwendig?

2.   Die Zusammenstellung der Daten wird vom unabhängigen Moderator vorgenommen und bei der Klausurtagung dieser Stufe vorgestellt. In der gemeinsamen Diskussion werden die gesammelten Daten auf Schnittmengen und Synergien geprüft und ein inhaltliches und organisatorisches Konzept entwickelt.

Stufe 2: Ist-Analyse der aktuellen Struktur
Ziel: Erhebung des aktuellen inhaltlichen und organisatorischen Status

1.   Jeder Berufsverband und jede Fachgesellschaft hat ein Vorschlagsrecht und reicht vor der zweiten Klausurtagung ein schriftlich erarbeitetes Positionspapier zu den folgenden Fragen ein.

  • Welche Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen werden 2012 angeboten und sind für die nächsten zwei Jahre in Planung?
  • Welche Organisationsstrukturen werden für das aktuelle und geplante Angebot zurzeit vorgehalten? (Diese Frage beinhaltet nicht die gegenwärtigen Kostenstrukturen, die Thema der Stufe 3 sind.)

2.   Die Sammlung der Daten wird vom unabhängigen Moderator vorgenommen und bei der Klausurtagung dieser Stufe vorgestellt. In der gemeinsamen Diskussion werden die gesammelten Daten auf Schnittmengen und Synergien geprüft und der aktuelle Stand bezüglich der inhaltlichen und organisatorischen Struktur zusammengefasst.

Stufe 3: Finanzielle Voraussetzungen
Ziel: Analyse der aktuellen Finanzierung und Erarbeitung eines Finanzierungsmodells einer ‚Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung‘

1.   Jeder Berufsverband und jede Fachgesellschaft hat ein Vorschlagsrecht und reicht vor der dritten Klausurtagung ein schriftlich erarbeitetes Positionspapier zu den folgenden Fragen ein.

  • Welche Bilanzen (Erlöse und Kosten mit Quellenangaben, Über- und Unterdeckung durch Fixkosten) weisen die Berufsverbände und Fachgesellschaften in ihren Jahresberichten 2009 bis 2011 für Fort- und Weiterbildung aus?
  • Welche Kosten werden für eine ‚Deutsche Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung‘ erwartet und wie können diese proportional aufgeteilt werden
  • Welche sonstigen materiellen und immateriellen Verpflichtungen bestehen gegenüber dritten Partnern, die für das Finanzierungskonzept einer “Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung” relevant sind?

2.   Die Sammlung der Daten wird vom unabhängigen Moderator vorgenommen und bei der Klausurtagung dieser Stufe vorgestellt. In der gemeinsamen Diskussion werden die gesammelten Daten auf Schnittmengen und Synergien geprüft und ein Finanzierungskonzept für die “Deutsche Akademie für Fort- und Weiterbildung” erarbeitet.

Stufe 4: Vertragsrechtliche Umsetzung
Ziel: Erarbeitung einer Rechtsgrundlage einschließlich Rechtsform einer “Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung”

1.   Jeder Berufsverband und jede Fachgesellschaft hat ein Vorschlagsrecht und reicht vor der vierten Klausurtagung ein schriftlich erarbeitetes Positionspapier zur folgenden Frage ein.

  •  Welche vertragsrechtlichen Voraussetzungen müssen für die Gründung einer “Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung” umgesetzt werden?

2.   Die Sammlung der Vorschläge wird von einem unabhängigen Juristenteam vorgenommen und bei der Klausurtagung dieser Stufe vorgestellt. In der gemeinsamen Diskussion wird zusammen mit den jeweiligen juristischen Beratern der Berufsverbände/Fachgesellschaften ein Vorschlag für die personelle Umsetzung der ‚Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung‘ erarbeitet.

Stufe 5: Personelle Umsetzung
Ziel: Festlegung der Personen, welche in der “Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung” arbeiten und diese leiten sollen.

1.   Jeder Berufsverband/Fachgesellschaft hat ein Vorschlagsrecht und reicht vor der fünften Klausurtagung ein schriftlich erarbeitetes Positionspapier zur folgenden Frage ein.

  • Wie können die personell festgelegten Strukturen auf Mitarbeiter- und Führungsebene umgesetzt werden?

2.   Die Zusammenstellung der Vorschläge wird von einem externen Moderator vorgenommen und bei der Klausurtagung dieser Stufe vorgestellt. In der gemeinsamen Diskussion wird zusammen mit den juristischen Beratern der Berufsverbände und der Fachgesellschaften die Rechtsgrundlage für die “Deutsche Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung” erarbeitet.

Schröder W. / Krones C. J. Aufbau einer “Deutschen Akademie für Chirurgische Fort- und Weiterbildung”. Passion Chirurgie. 2012 Juli/August; 2(07/08): Artikel 02_10.

Autoren des Artikels

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Prof. Dr. med. Carsten Johannes Krones

Leiter BDC-Themen-Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kontaktieren
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Prof. Dr. med. Wolfgang Schröder

Mitglied im erweiterten Vorstand des BDCLeiter der BDC|AkademieLeiter Zentrum für Speiseröhren- und MagenchirurgieHELIOS Universitätsklinikum Wuppertal kontaktieren

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