01.11.2015 BDC|Spektrum
100 Jahre Langenbeck-Virchow-Haus
Chirurgen feiern das Haus der Chirurgie
„Die Bündelung der chirurgischen Kräfte ist als Idee im Langenbeck-Virchow-Haus allgegenwärtig“, so Professor Gabriele Schackert, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), bei ihrer Eröffnungsrede des Festaktes am 04. September 2015. Umso bedeutender sei es, diese Tradition – dieses Haus der Chirurgie – im Sinne der „Einheit der Chirurgie“ weiterhin mit Leben zu füllen, betonte sie.
Das Ziel: Austausch von Ideen
Mittlerweile beherbergt das Langenbeck-Virchow-Haus (LVH) neben den Eigentümern und der Geschäftsstelle des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC) mehrere Fachgesellschaften und ist ein gefragter Tagungsort. Sie alle leben die Idee der Gründer:
Historischen Hörsaal des Langenbeck-Virchow-Haus
Mit dem Ziel „wissenschaftliche Bestrebungen auf dem Gesamtgebiet der Medizin zu fördern, ein kollegiales Verhältnis unter ihren Mitgliedern zu erhalten, und die ärztlichen Standesinteressen zu wahren“ sowie „bei dem stets wachsenden Umfang der Wissenschaft die chirurgischen Arbeitskräfte zu einigen, durch persönlichen Verkehr den Austausch der Ideen zu erleichtern und gemeinsame Arbeiten zu fördern“ hatten die Berliner Medizinische Gesellschaft (BMG) und die DGCH das Langenbeck-Virchow-Haus im Jahre 1913 erbaut; kriegsbedingt wurde das Haus schließlich am 01. August 1915 im Rahmen einer schlichten Feierstunde eröffnet.
Namensgeber waren Bernhard von Langenbeck, Mitbegründer der DGCH im Jahr 1872, und Rudolf Virchow, Mentor der modernen Pathologie und langjähriger Vorsitzender der BMG. Von 1920 bis 1940 tagte hier regelmäßig die DGCH mit ihrem Jahreskongress.
100 Jahre nach der Eröffnung feierten nun Chirurgen die bewegte Geschichte des Hauses und ließen die Ereignisse rund um die alten Mauern Revue passieren.
Die beste Software benötigt gute Hardware
Die parlamentarische Staatssekretärin des Bundesgesundheitsministerium Annette Widmann-Mauz griff die Gründerzeit bei ihrer Rede im großen Hörsaal auf und führte in die Gegenwart: „Die Herren Langenbeck und Virchow haben die Medizin an der Schwelle zum 20. Jahrhundert in ein neues Zeitalter geführt,“ so die Staatssekretärin, „heute an der Schwelle des 21. Jahrhunderts, tritt die Medizin wieder in ein neues Zeitalter ein, das digitale“. Die richtige Hardware sei notwendig, um die beste Software nutzen und weiterentwickeln zu können, erklärte die Staatssekretärin. Der Wissensaustausch für das Haus sei für die Verbesserung der Qualität, Therapie und Behandlung ausschlaggebend, so Widmann-Mauz. Die „Hardware“ und die damit verbundene Tradition sollten demnach unbedingt erhalten bleiben.
Wechselvolle Geschichte
Die folgenden Redner – als Senatoren im Präsidium der DGCH Professor Hans-Jürgen Peiper und Professor Wilhelm Hartel, als BMG Ehrenmitglieder Professor Helmut Hahn und Ministerpräsident a.D. Dr. Lothar de Maizière – gedachten der wechselhaften Geschichte des Gebäudes in direkter Nachbarschaft zur Charité.
v. l. n. r. Annette Widmann-Mauz, Prof. Dr. Ivar Roots, Dr. h.c. Lothar de Maizière, Prof. Dr. Gabriele Schackert, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer
Nach Gründung der DDR beherbergte das Haus die Volkskammer, ab 1976 die Ostberliner Akademie der Künste. Nach 1989 erstritten sich die Erbauer die Rückübertragung in einem langjährigen Prozess. Während die Klage der Langenbeck-Virchow-Haus-Gesellschaft noch anhängig war, erreichte man in den Verhandlungen mit der Stadt Berlin sowie der Charité einen Durchbruch. Der BDC konnte so 1999 aus Hamburg und die DGCH im Oktober 2000 aus München, vorerst als Untermieter, in das Langenbeck-Virchow-Haus einziehen. Ein lang gehegter Wunsch, in die alte Heimstätte zurückzukehren, ging somit für die DGCH in Erfüllung. Nach aufwendiger Sanierung wurde das LVH dann am 31. August 2005 an die Bauherren übergeben [1].
Die Aesculap Akademie
Bei dem Festakt zum 100-jährigen Jubiläum hoben die Redner die Unterstützung durch die Aesculap Akademie und die Firma Braun hervor. Die Akademie unterstützte nicht nur die Modernisierung, sie kaufte auch die fünfte Etage des Gebäudes, die sie heute für ihre Kurse nutzt. „Die jährlichen Teilnehmerzahlen an unseren Fortbildungen im Langenbeck-Virchow-Haus haben die am Stammsitz der Akademie in Tuttlingen längst überflügelt“, so der Vorstandsvorsitzende Professor Hanns-Peter Knaebel.
Zwei Festvorträge rundeten die Jubiläumsfeier ab: „Sternstunden der deutschen Chirurgie“ beschrieb der ehemalige DGCH-Präsident Professor Axel Haverich. Angestoßen davon, dass weniger als ein Prozent der vielen Millionen Förderung medizinischer Forschung in die Chirurgie fließen, ging er dabei der Frage nach, welche Rolle kontrollierte Studien bei bahnbrechenden chirurgischen Neuerungen spielen. Professor Karl Sperling vom Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik sprach über die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts und dessen künftige Bedeutung für die Medizin.
Bevor die Gäste beim anschließenden Empfang die Gelegenheit nutzten, um sich auszutauschen, sprach Professor Hans-Joachim Meyer allen Gästen seinen Dank aus. Er betonte abschließend in seiner Funktion als Präsident des BDC und als Generalsekretär der DGCH die Bedeutung eines solchen Ortes des Austauschs – dem Haus der Chirurgie – für die „Einheit der Chirurgie“ und schloss sich somit Professor Schackerts Eröffnungsrede an.
Literatur
[1] Hans-Jürgen Peiper: Das Langenbeck-Virchow-Haus im Spiegel der Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Einhorn-Presse Verlag, 2001, ISBN 3-88756-821-4.
Autor des Artikels
Julia Weilbach
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